CONTROLLER Magazin 2/2019 - page 53

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Sie sich ein Beispiel an Reese: Seien Sie sich
sicher, dass Sie diese Herausforderung mit
Bravour meistern.
1. Mentale Ausdauer durch dauerhafte
Motivation
Können Sie sich vorstellen, vier Jahre lang täg-
lich unter Schmerzen zu trainieren, um dann
mit Glück innerhalb von wenigen Sekunden
oder Minuten Bestleistung zu erbringen – wie
etwa beim Sprung von einem 10-Meter-Brett?
Dazu gehören wilde Entschlossenheit, Aufopfe-
rungsbereitschaft und ein gehöriges Maß an
Selbstmotivation! Das erreichen Sie nur, wenn
Sie Ihr Hauptaugenmerk nicht auf den Berg der
anstehenden Arbeit richten. Das Ergebnis ist
das Entscheidende! Nicht das Bewusstsein um
den Aufwand. Natürlich existiert für Motivation
kein Patentrezept, sonst wären wir alle Goldme-
daillengewinner und High-Performer. Um beste
Leistungen zu erbringen, müssen Sie bereit
sein, Opfer zu bringen. Und sich immer neu
motivieren. Wenn Sie das nächste Mal mitten in
einem Projekt sind und Motivationsprobleme
haben, beantworten Sie diese Fokus-Fragen:
„Wie gut werde ich mich fühlen, wenn es
fertig ist?“
„Welche Vorteile winken mir, wenn ich jetzt
den Hintern hochkriege?“
„Warum mache ich das Projekt? Was ist für
mich drin? Welcher Sinn steckt dahinter?“
„Wofür kann ich dankbar sein? Was sind die
positiven Aspekte?“
2. Das Denken lenken
Mental starke Sportler sind sich bewusst, dass
ihre Gedanken und Glaubenssätze Energie, Po-
wer und Zuversicht extrem beeinflussen. Diese
Tatsache nutzen sie, um punktgenau ihr Bestes
zu geben. Je positiver sie denken, desto besser
wird das Ergebnis. Das ist aber nicht nur ein
Trick für ausgefuchste Athleten. Sie müssen
dafür lernen, Ihr Denken zu beeinflussen. Eine
der stärksten und wirkungsvollsten Techniken:
„Denken im Gegenteil.“ Tut mir leid, das so of-
fen sagen zu müssen: Gehören Sie zu denjeni-
gen, die sich innerlich immer auf das Schlimms-
te gefasst machen und sich selbst sagen: „Ich
schaffe das sowieso nicht“ oder „Das kann ich
nicht“? Dann herzlich willkommen im Kreise
der Sich-selbst-klein-Macher. Natürlich ist das
so nicht zu schaffen. Wie auch? Wenn Sie noch
nicht mal selbst an sich glauben. Wer so denkt,
enttäuscht sich zwar selbst weniger. Zufrieden-
heit sieht anders aus.
Hier mal ein anderer Ansatz. Die Lösung klingt
einfach, ist aber gar nicht so leicht und be-
quem, wie im alten Trott zu verharren: Schrei-
ben Sie den negativen Gedanken auf. Formulie-
ren Sie dann das Gegenteil. Doch Vorsicht: Be-
gründen Sie für sich, warum Sie etwas schaf-
fen, sonst glauben Sie selbst natürlich nicht
daran: „Ich schaffe das, weil ich 20 Jahre Be-
rufserfahrung habe und mich ein Kollege unter-
stützt.“ „Ich kann das, weil ich etwas Ähnliches
schon zweimal gemacht habe.“
Wer feststeckt und wem partout keine über­
zeugenden Argumente einfallen, bittet einen
Freund oder Kollegen um Hilfe. Suchen Sie ge-
meinsam gute Gründe, weshalb Sie Ihre Aufga-
be bewältigen. Und wenn Sie wirklich der Über-
zeugung sind, dass etwas nicht klappt, dann
überlegen Sie: Was brauche ich, um zum Ziel
zu kommen. Gibt es jemanden, der Sie unter-
stützen kann? Fehlen Ressourcen? Haben Sie
eine Wissenslücke, die Sie füllen müssen?
3. Optimistisch und energiegeladen
Der Schweizer Tennisspieler Roger Federer
mietet sich bei großen Turnieren immer zwei
separate Häuser: Eines für seine Familie und ei-
nes, damit er in den Nächten vor seinen wich-
tigsten Matches ungestört und gut schlafen
kann. Klar, das ist keine Lösung für Sie vor ei-
nem wichtigen Vorstandsmeeting. Zumindest
nicht, wenn Sie nicht gerade Millionen auf dem
Konto haben. Auch ein Hotelzimmer würde
langfristig sicher ins Geld gehen. Außerdem
sind es selten Familienmitglieder oder Nach-
barn, die uns von einer guten Mütze Schlaf ab-
halten. Sie sind es selbst. Ihr sorgenvolles
Kopfkino läuft auf Hochtouren! Aber gegen die-
ses Gedankenkarussell ist ein Kraut gewach-
sen: Seien Sie mal für einige Sekunden offen
für die unangenehmen Gefühle. Sie bringen Sie
ja nicht um. Steigern Sie sich aber nicht hinein!
Akzeptieren Sie den Zustand. So lösen Sie den
ersten Widerstand auf. Im zweiten Schritt sa-
gen Sie sich „STOPP!“ und ändern dabei auch
ruckartig Ihre Körpersprache, indem Sie aufste-
hen, sich bewegen, sich recken und strecken.
Körper und Geist hängen zusammen, nutzen
Sie das. Denken Sie etwa an die Sportler, die
vor ihrem großen Moment ein Ritual durchfüh-
ren: So performt das Rugby-Team aus Neusee-
land vor jedem Spiel seinen „Haka“, einen tradi-
tionellen Maori-Tanz, manch Fußballer zieht
einen bestimmten Schuh immer als erstes an,
und die Isländer haben ihre Fans im Hu!-Hu!-
Hu!-Takt zum Jubeln gebracht. Suchen Sie sich
ein zu Ihnen persönlich passendes Ritual, das
Sie aus den negativen Gedanken reißt. Im
dritten Schritt denken Sie für mindestens eine
Minute an einen konkreten schönen Moment in
Ihrem Leben und lassen ihn noch einmal leben-
dig werden: Was haben Sie gesehen, was ha-
ben Sie gehört, wie hat es gerochen, wie hat es
sich angefühlt? Im letzten Schritt feiern Sie,
Ihre Gedanken gelenkt zu haben. Tun Sie so,
als hätten Sie gerade den Grand Slam gewon-
nen. Damit belohnen Sie sich und bringen
Ihrem Gehirn bei, weniger in Problemen zu
denken, die Sie vom Schlaf abhalten.
Praxis, Praxis, Praxis
Sie können über Gelassenheit und Erfolg alles
wissen. Theorie ist definitiv wichtig. Doch ohne
Praxis nützt Ihnen die beste Theorie nichts.
Üben Sie diese einfachen, aber wirkungsvollen
Techniken und lassen Sie sich von den Spitzen-
sportlern inspirieren. Das ist konstruktiver und
vor allem aktiver Umgang mit Stress. Denken
Sie immer daran: Wir können uns nicht aussu-
chen, was im Leben passiert. Aber wir können
unsere Reaktion beeinflussen.
Autor
Christian Bremer
ist Redner, Autor und Seminarveranstalter im Bereich
der souveränen Gelassenheit aus Bochum.
E-Mail:
Tel.: 0234 97668231
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