CONTROLLER Magazin 2/2019 - page 49

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Beim Arbeiten mit Kennzahlen stellt sich regel-
mäßig die Frage, ob eine absolute Kennzahl
oder eine relative Kennzahl (Verhältniszahl)
oder beides verwendet werden soll. Wird das
EBIT absolut oder in Relation zum betriebsnot-
wendigen Kapital als zentrale Führungsgröße
vorgegeben? Wird der Kapitalwert oder der in-
terne Zinsfuß zur Beurteilung eines Projekts
verwendet? Werden Vertrieb und Marketing
anhand des Umsatzes oder des Marktanteils
beurteilt, wird ihre Neukundenakquisition mit
dem Neukundenumsatz oder mit dessen Anteil
am Gesamtumsatz gemessen? Dieser Fachbei-
trag will Vor- und Nachteile abwägen und damit
Hinweise für ein gutes Zusammenspiel von ab-
soluten und relativen Kennzahlen aufzeigen.
Dies geschieht am Beispiel der eingangs ge-
nannten Kennzahlen. Als Arten relativer Kenn-
zahlen thematisiert der Beitrag dabei sowohl
Gliederungszahlen (eine Teilgröße wird zu einer
Gesamtgröße in Beziehung gesetzt, z. B. Anla-
gevermögen/Gesamtvermögen) als auch Be-
ziehungszahlen (Zähler und Nenner sind sach-
lich zusammenhängende Größen, von denen
keine eine Teilgröße der jeweils anderen ist,
z. B. Betriebsergebnis/Kapitaleinsatz). Als ab-
solute Kennzahlen werden Summen, Differen-
zen etc. einbezogen (z. B. Umsatzerlöse).
EBIT oder ROCE?
Das erste Beispiel ist die Fragestellung EBIT
oder ROCE (Return On Capital Employed, also
EBIT geteilt durch das betriebsnotwendige Ka-
pital, von dem „Gratiskapital“ wie Lieferanten-
verbindlichkeiten und Anzahlungen abgezogen
sind). Zunächst zum wesentlichen Vorteil der
relativen Kennzahl ROCE: Ob 1 Mio. € EBIT gut
oder nicht gut sind, hängt davon ab, mit wie viel
eingesetztem Kapital das Ergebnis erwirtschaf-
tet wurde. Bei einem Kapitaleinsatz von 4 Mio.
€ dürfte das Management mit 1 Mio. EBIT sehr
zufrieden sein (25% ROCE), dagegen wirkt bei
einem Kapitaleinsatz von 100 Mio. € die 1 Mio.
völlig unzureichend (1% ROCE). Der ROCE be-
zieht den Kapitaleinsatz ein und lässt sofort er-
kennen, ob der betrachtete Geschäftsbereich
eine Rendite über dem Kapitalkostensatz er-
wirtschaftet, also Wert schafft.
Aber der ROCE als relative Kennzahl hat auch
Nachteile. Vergleicht man beispielsweise ver-
schiedene Geschäftseinheiten oder Projekte
nur anhand des ROCE, dann wird nicht deut-
lich, um wieviel Geld es jeweils geht. Eine Ge-
schäftseinheit oder ein Projekt besitzt nun mal
viel mehr Bedeutung, wenn der dazugehörige
ROCE auf 100 Mio. € Kapitaleinsatz basiert
und nicht nur auf 1 Mio. €. Ein weiterer Nach-
teil liegt darin, dass sich der ROCE nicht prob-
lemlos auf einzelne Produkte, die das Unter-
nehmen anbietet, herunterbrechen lässt. Denn
Absolute oder relative Kennzahlen verwenden?
Relativ egal? Absolut nicht!
von Hanno Drews
© adrian_ilie825 – www.stock.adobe.com
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