CONTROLLER Magazin 2/2019 - page 44

42
Bei einer nicht sicher vorhersehbaren Zukunft
ist es für die Unternehmenssteuerung von
grundlegender Bedeutung, sich mit Chancen
und Gefahren (Risiken) zu befassen, die Plan-
abweichungen auslösen können. Die Identifika-
tion und Quantifizierung von Risiken, die ein
Unternehmen schon aufweist oder die sich
durch eine Entscheidung der Unternehmens-
führung zusätzlich ergeben, ist notwendig, um
erwartete Erträge und Risiken bei der Entschei-
dungsvorbereitung abwägen zu können. Trotz
der grundlegenden Bedeutung von Risiken für
die Unternehmenssteuerung nutzt man für
diese im Controlling heute noch immer primär
deterministische (einwertige) Planungen, die
bestehende Risiken oft ignorieren – anders als
im Risikomanagement.
Herausforderungen der Risiko-
analyse im Überblick
Die Anforderungen an das Risikomanagement
werden geprägt durch das Gesetz zur Kontrolle
und Transparenz im Unternehmensbereich
(KonTraG) aus dem Jahr 1998 und den darauf
aufbauenden IDW Prüfungsstandard zur Prü-
fung des Risikofrüherkennungssystems nach
§ 317 Abs. 4 HGB (IDW PS 340) (vgl. Gleißner,
2017b). Zentral ist folgende Forderung in § 91
Abs. 2 AktG:
„Der Vorstand hat geeignete Maßnahmen zu
treffen, insbesondere ein Überwachungssystem
einzurichten, damit den Fortbestand der Gesell-
schaft gefährdende Entwicklungen früh erkannt
werden.“
Risikoquantifizierung und Risikoaggregation
(Risikosimulation) sind wesentlich für Control-
ling, Risikomanagement sowie die Unterneh-
mens-, Strategie- und Investitionsbewertung.
Eine „bestandsbedrohende Entwicklung“ ge-
mäß § 91 Abs. 2 AktG früh zu erkennen, setzt
die Risikoaggregation voraus. Mit § 93 AktG
(Business Judgement Rule) fordert der Gesetz-
geber zudem „angemessene Informationen“
bei der Vorbereitung von Vorstandsentschei-
dungen, sodass insbesondere auch Risikoinfor-
mationen bereitzustellen sind (vgl. Graumann,
2014), was eine Zusammenarbeit von Control-
ling und Risikomanagement erfordert.
Die Risikoaggregation (mittels Monte-Carlo-Simulation) ist die Technik zur Verbindung von
Planung und Risikoanalyse und erlaubt die Be-
stimmung des Gesamtrisikoumfangs (z. B. aus-
gedrückt durch Kennzahlen wie die Standard-
abweichung oder den Value at Risk des Cash-
flows). Bei der Risikoaggregation wird eine
große repräsentative Anzahl risikobedingt mög-
Risikoanalyse (I):
Grundlagen der Risikoquantifizierung
von Werner Gleißner
© Olivier Le Moal – www.stock.adobe.com
Risikoanalyse (I)
1...,34,35,36,37,38,39,40,41,42,43 45,46,47,48,49,50,51,52,53,54,...116
Powered by FlippingBook