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Einkaufsorganisationen stehen heute zuneh-
mend vor der Herausforderung exogener Ein-
flussfaktoren. Steigende Bedrohungen durch
Wirtschaftskrisen, Naturkatastrophen oder
Währungsschwankungen erweitern die traditio-
nellen Aufgabenbereiche im Einkauf (Auswahl
von Lieferanten, Angebotsanalyse, Verhand-
lung, etc.) um den Aspekt des Risikomanage-
ments. Bekannte und zukünftig mögliche Risi-
ken müssen im Purchasing rechtzeitig erkannt
und bewertet werden, um im Zuge der fort-
schreitenden Globalisierung durch eine frühzei-
tige Identifizierung eine schnelle Reaktionsfä-
higkeit sowohl in der Planung als auch in der
Steuerung zu gewährleisten. Da Unterneh-
menserfolge vermehrt von diesen nicht direkt
beeinflussbaren Faktoren abhängig sind, steht
auch die Einkaufsorganisation vor einem um-
fassenden Wandel.
Vom Einkauf zum Purchasing
Performance Management
Aufgrund der hohen Volatilität im Unterneh-
mensumfeld stehen im Purchasing zusätzlich
zwei konkrete Fragen vermehrt im Vorder-
grund: „Wie viel Wissen existiert für eine detail-
lierte Situationsanalyse?“ und „Wie können da-
durch Ergebnisse und Auswirkungen meiner
Handlungen prognostiziert werden?“ (vgl. Ben-
nett/Lemoine, 2014, S. 27).
Zur Beantwortung dieser Fragen ist die Unter-
stützung durch ein Performance Management
in der Einkaufsorganisation sinnvoll. Neben der
stetigen Unterstützung im Risikomanagement
kann ein Purchasing Performance Manage-
ment die Effizienz und Effektivität der Beant-
wortung dieser Fragestellungen durch den Ein-
kauf analysieren, notwendige Maßnahmen ab-
leiten und alternative Handlungsoptionen auf-
zeigen. Aufgrund der zunehmenden Bedeutung
eines Purchasing Performance Managements
werden im Nachfolgenden folgende Fragestel-
lungen beantwortet:
·
·
Wie trägt ein Purchasing Performance Ma-
nagement zum Erfolg des Einkaufs bei?
·
·
Wie kann ein systematischer Prozess zur
Steuerung einer Einkaufsorganisation in Zei-
ten zunehmender Digitalisierung und Globali-
sierung aussehen?
Der Körber-Konzern – ein Überblick
Die Körber AG ist die Holdinggesellschaft eines
internationalen Technologiekonzerns mit welt-
weit rund 11.000 Mitarbeitern. Der Konzern
vereint technologisch führende Unternehmen
mit mehr als 140 Produktions-, Service- und
Vertriebsgesellschaften. Der Körber-Konzern
erzielte im Geschäftsjahr 2017 einen Umsatz
von 2,6 Milliarden Euro (vgl. Körber AG, 2018,
S. 60) und ist in den Geschäftsfeldern Automa-
tion, Logistik-Systeme, Pharma-Systeme, Tis-
sue, Tabak, Unternehmensbeteiligungen und
Körber Digital tätig. In der Körber AG, die als
strategische Management-Holding den Kon-
zern führt, gibt es seit 2011 einen konzernweit
agierenden Einkauf (Corporate Purchasing).
Purchasing Performance
Management
von Tobias von Normann und Patric Schmaus
Abb. 1: Beispiel Erhöhung von Gewinn durch Umsatz oder Einkauf
Purchasing Performance Management