CONTROLLER Magazin 2/2019 - page 30

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renzierung der Rollenprofile im Controlling. Wir
sind an der WHU momentan dabei, gemeinsam
mit mehreren Unternehmen eine detaillierte
Skillmap für solche Controller-Profile der Zu-
kunft zu entwickeln.
Biel:
Die über moderne Informationstechnolo-
gie und mithilfe der Statistik gewonnen Daten
müssen nicht nur dargestellt, sondern auch
vermittelt werden. Wachsen auch die Anforde-
rungen an die Vermittlungsfähigkeit?
Schäffer/Weber:
Auch das. Die Bedeutung
der sogenannten
Soft Skills
nimmt zu. Kom-
munikation und ganz allgemein die Kompeten-
zen im zwischenmenschlichen Bereich werden
bedeutungsvoller.
Biel:
Controller wollen und sollen Business
Partner sein. Sie hatten bereits das „VUCA-Um-
feld“ skizziert. Welche Anforderungen erwach-
sen aus diesem neuen, turbulenten Umfeld?
Schäffer/Weber:
Um die Rolle eines Business
Partners erfolgreich wahrnehmen zu können,
bedarf es neben den genannten Fähigkeiten
guter Geschäftskenntnisse
. Dazu sind z. B.
Kenntnisse des Markts, der Kunden, der Wett-
bewerber und der Produkte notwendig. Je tur-
Biel:
Mit Ihrer Antwort stoßen Sie ein weiteres
Thema an. Die Entwicklung und Einführung
neuer Erkenntnisse und Methoden der Informa-
tionsverarbeitung zielen auf die deutliche Stei-
gerung der Verfügbarkeit und Nutzung sowie
Vernetzung von Informationen. Führen immer
mehr Daten auch zu immer besseren Entschei-
dungen?
Schäffer/Weber:
Es wäre verfehlt zu glauben,
dass
zunehmende Datenmengen
automa-
tisch zu besseren Entscheidungen führen. Im
Gegenteil: Rationalitätssicherung ist im Kontext
von Big Data wichtiger denn je! Sie können so
viel falsch machen: bei der Auswahl und der
Aufbereitung der Daten, bei der Modellierung,
bei der Auswahl der Analysemethoden.
Biel:
Und was bedeutet das für das Qualifikati-
onsprofil der Controller?
Schäffer/Weber:
Zunächst ein
Mehr an Ma-
thematik und Statistik
. Für den gekonnten
Umgang mit diesen Datenmengen brauchen
Controller Kenntnisse in der Anwendung statis-
tischer Methoden. Und auch im Bereich der
Er-
fassung und Pflege der Datenmengen
gibt
es Qualifizierungsbedarf. Aber nochmals: Das
eigentlich spannende Thema ist die Ausdiffe-
Sie sollten, sie müssen ihr Angebot weiterent-
wickeln, um die Controller in ihren Anstrengun-
gen gezielt zu unterstützen. Auch hier stehen
wir noch ganz am Anfang.
Biel:
Als Rezensent denke ich dabei an die Rol-
le der Fachmedien und auch z. B. an den
Inter-
nationalen Controller Verein (ICV)
. Der ICV
und andere sind hier gefordert, mit ihrer Exper-
tise und ihren organisatorischen Möglichkeiten
hilfreich und nützlich zu sein.
Schäffer/Weber:
Absolut!
Biel:
Im Sinne einer konstruktiven Berichter-
stattung lassen Sie uns bitte Empfehlungen für
unsere Leserinnen und Leser herausarbeiten.
Ihre Ausführungen lassen den Schluss zu, dass
der Veränderungsbedarf der Controller erheb-
lich ist. Welche relevanten Fähigkeiten sollen
aus Ihrer Sicht ergänzt und erweitert werden?
Aber zunächst: Was bedeutet die moderne In-
formationstechnologie für den „modernen
Controller“?
Schäffer/Weber:
Die Controller müssen sich
mit den Anforderungen und
Möglichkeiten
dieser Technologien
stärker auseinanderset-
zen, um sie angemessen nutzen zu können und
auch, um als kompetente Gesprächspartner
akzeptiert zu werden. Dies gilt z. B. für wichti-
ger werdende Themen wie Datenstrukturen,
Datenbanken, Algorithmen und Datennetze bis
hin zur Sensorik.
Biel:
Controller auch als Informatiker? Wieweit
muss ein Controller Fachmann auf dem Gebiet
der Informatik sein?
Schäffer/Weber:
Controller müssen keine In-
formatiker werden, aber sie sollten schon
qua-
lifiziert mitreden
und den einen oder anderen
Sachverhalt beurteilen können. Daneben wird
es innerhalb dessen, was wir heute Controlling
nennen, zu einer
Ausdifferenzierung der Rol-
lenprofile
kommen und zumindest in großen
Unternehmen werden Controller in der Rolle ei-
nes Service Experts oder eines Data Officers
zukünftig eine deutlich größere IT-Fachkompe-
tenz aufweisen müssen als der durchschnitt­
liche Controller.
Autoren
Prof. Dr. Utz Schäffer
ist Direktor des Instituts für Management und Controlling (IMC)
der WHU – Otto Beisheim School of Management, Campus Val-
lendar, Burgplatz 2, D-56179 Vallendar.
E-Mail:
Diplom-Betriebswirt Fachjournalist (DFJS) Alfred Biel
ist Autor, Interviewer und Rezensent verschiedener Medien mit
einem betriebswirtschaftlichen und einem fachjournalistischen
Studienabschluss. Der Deutsche Fachjournalisten Verband
DFJV und der Internationale Controller Verein ICV verliehen ihm
die Ehrenmitgliedschaft.
E-Mail:
Prof. Dr. Dr. h. c. Jürgen Weber
ist Direktor des Institus für Management und Controlling (IMC)
der WHU – Otto Beisheim School of Management, Campus Val-
lendar, Burgplatz 2, D-56179 Vallendar. Er ist zudem Vorsitzen-
der des Kuratoriums des Internationalen Controller Vereins (ICV).
E-Mail:
Digitalisierung: Müssen sich Controllerinnen und Controller verändern?
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