CONTROLLER Magazin 2/2019 - page 27

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schaftlichkeit, als vielmehr Informationen zu
Ertragslage, Liquiditätssituation, Vermögens-
und Kapitalstruktur, deren Planung sowie eine
spezifische Berichterstattung an ausgewählte
Stakeholder.
Das Controlling in Klein- und Kleinstunterneh-
men zeigt hinsichtlich seiner instrumentellen,
systemischen und organisatorischen Ausge-
staltung charakteristische Erscheinungsfor-
men. In instrumenteller bzw. betriebswirt-
schaftlich-methodischer Hinsicht dominieren
kurzfristige Erfolgsrechnungen (BWA), Auf-
tragsvor- und mitlaufende Nachkalkulationen
sowie Planungen zur Erfüllung der Anforderun-
gen von Banken nach Basel II. Kennzeichnend
für die systemische Ausgestaltung ist eine zu-
meist nur partielle informationstechnologische
Implementierung von Finanzbuchhaltung, Kos-
ten- und Leistungsrechnung, Produktionspla-
nung bzw. Warenwirtschaft, Auftragsabwick-
lung oder CRM. Aufgrund vielfach hochspezifi-
scher Anforderungen kommen anstelle integ-
rierter Systeme Einzellösungen mit partieller
Integration mittels Schnittstellen zum Einsatz.
Die organisatorische Ausgestaltung zeichnet
sich durch geringe Institutionalisierung aus.
Vielmehr werden Controlling-Aufgaben durch
Träger anderer Funktionen oder externe Dienst-
leister wahrgenommen.
Entstehungsursachen für die charakteristi-
schen Erscheinungsformen des Controllings in
Klein- und Kleinstunternehmen sind im Span-
nungsfeld von Kapazität, Kompetenz und Com-
mitment zu suchen (vgl. Abbildung 1). Control-
ling zweckentsprechend und wirtschaftlich zu
betreiben, bedarf einer kritischen Unterneh-
mensgröße und entsprechender Kapazitäten.
Je geringer ihre Größe, desto weniger häufig
verfügen Unternehmen über die erforderliche
betriebswirtschaftlich-methodische Kompe-
tenz. Als geschäftsführende Gesellschafter sind
die Unternehmer und Gründer vielfach ingeni-
eur-, naturwissenschaftlich oder technisch ori-
entiert, jedoch nicht oder weniger betriebswirt-
schaftlich ausgebildet. Infolge dessen oder
durch unternehmenskulturelle Prägung fehlt es
nicht selten an Commitment zu der durch das
Controlling geschaffenen Transparenz.
Als weitere wesentliche Erkenntnis ist feststell-
bar, dass kleine und kleinste Unternehmen viel-
fach auch ohne ausgeprägtes Controlling er-
folgreich sind, solange sie sich kontinuierlich
entwickeln. Eine Notwendigkeit zur Bereitstel-
lung von Informationen des Controllings ergibt
sich erst im Zusammenhang mit Diskontinuitä-
ten. Als solche können bspw. Wachstum, In-
vestitionen, Krisen oder die Veränderung der
Eigentümerstrukturen auftreten. Immer dann,
wenn im Verlauf derartiger Entwicklungen Drit-
te einbezogen werden, bedarf es der Informa­
tionen des Controllings.
Handlungsempfehlung
Wesentliche Defizite
und entsprechende Entwicklungsbedarfe des
Controllings kleiner und kleinster Unternehmen
sind im Bereich kennzahlengestützter Profita­
bilitäts- und Rentabilitätsanalysen sowie der
Liquiditätsplanung zu finden. Sofern nicht mit
eigenen Mitteln realisierbar, sind für spezifische
Aufgaben, speziell im Zusammenhang mit dis-
kontinuierlichen Entwicklungen, einmalig oder
auch kontinuierlich Dienstleister einzubinden,
die zudem als Sparringspartner für eine kriti-
sche Analyse bereitstehen.
Autor
Prof. Dr. Stephan Form
ist Professor für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere für
Rechnungswesen an der Hochschule Bremen.
E-Mail:
Sprecher dieser Artikelreihe:
Prof. Dr. Andreas Wiesehahn,
Hochschule Bonn-Rhein-Sieg,
E-Mail:
Wissenschaftlicher Beirat:
Prof. Dr. Hanno Drews (Verhaltensorientiertes Con-
trolling), Prof. Dr. Nicole Jekel (Marketingcontrolling),
Prof. Dr. Britta Rathje (Operatives Controlling, insb.
Kosten- und Erfolgsmanagement), Prof. Dr. Solveig
Reißig-Thust (Controlling und Compliance, Value
Based Management, Unternehmensbewertung,
Controlling in Gründungsunternehmen),
Prof. Dr. Andreas Taschner (Management Reporting,
Investitionscontrolling, Supply Chain Controlling),
Prof. Dr. Andreas Wiesehahn (Einkaufscontrolling,
Nachfolgecontrolling, Nachhaltigkeitscontrolling)
Abb. 1: Bestimmungsfaktoren des Controllings von Klein- und Kleinstunternehmen
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