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Angetrieben durch die neuen technologischen
Möglichkeiten der Digitalisierung sind derzeit
eine Vielzahl von neuen Nutzen- und Wert-
schöpfungskonzepten zu beobachten, die er-
heblichen Einfluss auf ganze Märkte und damit
auch auf die Wettbewerbssituation produzie-
render Unternehmen haben.
Digitalisierte
Ressourcen in der Form von Texten, Bil-
dern, Designs, Studien, Konzepten und
Vorlagen können als digitale Kopie quasi
kostenlos (re-) produziert und verteilt wer-
den.
Die klassischen Kostenvorteile der Mas-
senproduktion (Stückkostendegression) sin-
ken damit rapide und auch die Kosten für den
Transport entfallen weitgehend.
Profitable
Produkte werden bereits ab Losgröße 1
möglich
. Damit können auch kleine Unterneh-
men schnell zu Global Playern werden, wenn
sie über ein interessantes digitales Produkt
oder über eine attraktive digitale Dienstleis-
tung verfügen.
Die Vernetzung von Menschen, Prozessen, Ser-
vices und Daten über das
Internet der Dinge
ermöglicht komplett neue Geschäftsmodelle
und Wertschöpfungsketten, auch über die
Grenzen von Unternehmen, Ländern und Bran-
chen hinaus (vgl. Landwehr-Zloch/Stork, 2018).
Die skizzierten Entwicklungen machen deutlich,
dass die Digitalisierung ein erhebliches Poten-
tial mit sich bringt, etablierte Marktstrukturen
grundlegend zu verändern. Unternehmen, die
langfristig wettbewerbsfähig bleiben wollen,
können sich dem Thema Digitalisierung damit
nicht verschließen. Doch bereits die Annähe-
rung an das Themengebiet der Digitalisierung
bzw. – im Kontext der Produktion: „Industrie
4.0“ – die Auswahl geeigneter Technologien
stellen vor allem kleine und mittlere Unterneh-
men des produzierenden Gewerbes ohne nen-
nenswerte Digitalisierungserfahrung vor eine
große Aufgabe; ein erster „Readiness-Kurz-
Check“ ist in Abbildung 1 dargestellt.
Hilfe für Digitalisierungseinsteiger
Der vorliegende Beitrag verfolgt das Ziel, Digi-
talisierungseinsteigern (vor allem im produzie-
renden Gewerbe) eine erste Orientierungshilfe
über die
erforderlichen Voraussetzungen
für die digitale Transformation
ihrer Produk-
tion zu geben. Aus der einschlägigen Literatur
wurden dazu sieben Handlungsfelder der Digi-
talisierung identifiziert und in Form von Anfor-
derungen konkretisiert. Sind diese Anforderun-
gen erfüllt, ist das eigene Unternehmen reif für
Industrie 4.0. Ein
Selbstcheck, mit dem Un-
ternehmen ihren individuellen Reifegrad
bestimmen können
, ist in Abbildung 2 darge-
stellt. Die Anforderungen sowie die Checkliste
stellen keinen Anspruch auf wissenschaftliche
Belastbarkeit. Vielmehr sollen die Ausführun-
gen einen Einstieg in das Themengebiet geben
und zur weiteren Diskussion anregen.
Abb. 1: Readiness-Kurz-Check
Checkliste zur Eigenbewertung
der Industrie 4.0-Readiness
für kleine und mittlere
Unternehmen (KMU)
von Sabine Landwehr-Zloch und Markus Eichfelder
© WS-Design – www.stock.adobe.com
Checkliste zur Eigenbewertung der Industrie 4.0-Readiness