69
          
        
        
          nehmen durch ihr Image, der hohen Pro-
        
        
          duktqualität, dem fachlichen Know-how und
        
        
          ihren individuell angepassten Problemlösungen
        
        
          weltweit höchstes Ansehen (vgl. Abbildung 2:
        
        
          Stärken & Schwächen). Der Erfolgsfaktor „Kun-
        
        
          dennähe“ ist dabei wesentlicher Treiber für die
        
        
          Internationalisierung. Dieser umfasst hohe Ser-
        
        
          viceleistung, sowie anspruchsvolle individuelle
        
        
          Kundenlösungen und bewirkt damit eine Aus-
        
        
          weitung des Umsatzes. „Die Auslandsmärkte
        
        
          bilden [somit] wirtschaftlich, risikotechnisch
        
        
          und potentialmäßig ein wichtiges Standbein für
        
        
          die langfristige wirtschaftliche Entwicklung und
        
        
          nachhaltige Sicherung der Unternehmen und
        
        
          der Arbeitsplätze
        
        
          18
        
        
          .“
        
        
          
            Herausforderungen der
          
        
        
          
            Digitalisierung
          
        
        
          Zu den großen Herausforderungen der Interna-
        
        
          tionalisierung gehören die Gewinnung von
        
        
          hochqualifiziertem Personal fernab großer Bal-
        
        
          lungszentren sowie die schlechte Infrastruktur
        
        
          vor Ort
        
        
          6
        
        
          . Im Falle von Merger & Akquisition
        
        
          (M&A)-Tätigkeiten sind die kulturellen Diffe-
        
        
          renzen und die Angleichung der Management-
        
        
          und Organisationsformen die kritischen Fakto-
        
        
          ren. Nach einer Aon-Hewitt-Studie sind ge-
        
        
          scheiterte M&A zu 60% auf fehlende Wertge-
        
        
          nerierung der akquirierten Unternehmen und
        
        
          zu 30% auf ein unterschiedliches Verständnis
        
        
          der Geschäftstätigkeit auf Grund kultureller
        
        
          Managementunterschiede, zurückzuführen
        
        
          19
        
        
          .
        
        
          Auf operativer und strategischer Ebene sind
        
        
          daher einheitliche Vorgehensweisen und Vor-
        
        
          gaben unerlässlich, um einen erfolgreichen
        
        
          Geschäftsbetrieb zu ermöglichen
        
        
          20
        
        
          .
        
        
          Nach den sieben Erfolgsfaktoren von McKinsey
        
        
          für Unternehmen
        
        
          21
        
        
          ist die Integration der Inter-
        
        
          nationalisierung in die Organisation und Ma-
        
        
          nagementsysteme der Hidden Champions ent-
        
        
          scheidend für deren Unternehmensperfor-
        
        
          mance. Das Zusammenspiel der sogenannten
        
        
          harten Faktoren Strategie, Struktur und Sys-
        
        
          tem, mit den weichen Faktoren Führungsstil,
        
        
          Infrastruktur, gemeinsames Werteverständnis
        
        
          und gemeinsame Technologie sowie Ressour-
        
        
          ceneinsatz und Nachhaltigkeit spiegeln das Po-
        
        
          tenzial und die Herausforderungen für ein inte-
        
        
          gratives Management der Hidden Champions in
        
        
          Deutschland wider.
        
        
          Daneben ist der international hart umkämpfte
        
        
          Platz um Marktanteile durch Produktkopien eine
        
        
          ernste Bedrohung. Preiskämpfe und innovati-
        
        
          onsgetriebener Wettbewerb stellen ein enormes
        
        
          Risiko für die Margen der Unternehmen dar
        
        
          15
        
        
          .
        
        
          Oft sind die wesentlichen Gründe für ein Schei-
        
        
          tern von HC Technologiesprünge oder Eruptio-
        
        
          nen (z. B. der Mobilfunkmarkt), zu große Expan-
        
        
          sion (bedingt durch M&A) sowie zu stark ver-
        
        
          flochtene Geschäftssysteme. Aber auch die fa-
        
        
          milieninterne Nachfolgeregelung ist oft ein
        
        
          Risiko, um von starken Familienführern in den
        
        
          HC auf die nächste Generation überzuwech-
        
        
          seln. Diese Faktoren können vor allem beob-
        
        
          achtet werden, wenn die bisherige Eigentümer-
        
        
          struktur und Kapitalunabhängigkeit verloren
        
        
          ging. Besondere Evidenz und Destruktion des
        
        
          Geschäftsmodells liegt bei einem Eintritt von
        
        
          Private-Equity-Firmen in die eigentümer- und
        
        
          familiengeführten Geschäftsbetriebe vor
        
        
          16
        
        
          . Eine
        
        
          seriöse Nachfolgeregelung sollte hierbei nicht
        
        
          nur familienintern (Stichwort: Gründer oder
        
        
          Führer des HC als Übervater/-mutter), sondern
        
        
          auch extern mit mindestens 10-15 Jahren Vor-
        
        
          laufzeit erfolgen.
        
        
          Aus den Stärken und Schwächen der Hidden
        
        
          Champions lässt sich deduzieren, dass die in-
        
        
          ternationale Ausrichtung und die Führungs-
        
        
          struktur exponierende Faktoren für den Erfolg
        
        
          der Unternehmen sind. Insbesondere die welt-
        
        
          weite Wachstumsrate von plus 4,5% im Ver-
        
        
          gleich zu plus 2,2% des BIPs in Deutschland
        
        
          im Jahr 2018
        
        
          17
        
        
          zeigt das Potenzial, international
        
        
          zu agieren. Zudem genießen deutschen Unter-
        
        
          ·
        
        
          ·
        
        
          Stärken und Schwächen aus Kundenpers-
        
        
          pektive, durch welche sich die Unternehmen
        
        
          auszeichnen
        
        
          ·
        
        
          ·
        
        
          Die Erfolgskriterien aus Unternehmenspers-
        
        
          pektive
        
        
          ·
        
        
          ·
        
        
          Relevante Aspekte für Internationalisierung
        
        
          (aus Unternehmens- und externer Perspektive)
        
        
          ·
        
        
          ·
        
        
          Bedeutung von Managementsystemen durch
        
        
          ethnozentrische Führungsstruktur
        
        
          Der Abbildung 2 „Stärken und Schwächen der
        
        
          Coburger Unternehmen“ lässt sich entnehmen,
        
        
          dass die zu exponierenden Stärken in der ho-
        
        
          hen Produktqualität, dem fachlichen Know-
        
        
          how, sowie hervorragendem Service und Ent-
        
        
          wicklung vor Ort beim Kunden liegen. Verlässli-
        
        
          che hohe Ingenieursleistung und individuelle
        
        
          Problemlösung genießen aus Kundenperspekti-
        
        
          ve höchste Anerkennung und sind wesentliche
        
        
          Alleinstellungsmerkmale der HC.
        
        
          Herauszustellende Schwächen sind das ambiva-
        
        
          lente Image und die öffentliche Wahrnehmung
        
        
          von Hidden Champions. Einerseits stehen sie für
        
        
          Verlässlichkeit, solide Eigenkapitalstrukturen, fi-
        
        
          nanzielle Unabhängigkeit und Kundenbeziehung
        
        
          sowie einer damit verbundenen, nachhaltigen
        
        
          Eigentümerkultur mit hoher Qualität und Innova-
        
        
          tion. Andererseits agieren sie nicht im Endver-
        
        
          brauchermarkt und sind meist abseits bekannter
        
        
          Ballungszentren angesiedelt. Demnach sind HCs
        
        
          kaum in der Öffentlichkeit bekannt und weniger
        
        
          attraktiv für Arbeitnehmer, woraus aus Unter-
        
        
          nehmensperspektive der Schwachpunkt von Er-
        
        
          werb und Bindung qualifizierter Facharbeiter
        
        
          und Führungskräfte resultiert
        
        
          14
        
        
          .
        
        
          
            Autoren
          
        
        
          Alexander Okl
        
        
          hat Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Controlling und
        
        
          Finanzmanagement an der Hochschule Augsburg studiert.
        
        
          Seine Diplomarbeit zum Thema „Integrative Management
        
        
          systeme“ wurde von der IHK Schwaben mit dem Preis der
        
        
          Schwäbischen Wirtschaft ausgezeichnet. Heute berät er Unter-
        
        
          nehmen hinsichtlich der Digitalen Transformation.
        
        
          E-Mail:
        
        
        
          Prof. Dr. Kai-Uwe Wellner
        
        
          ist Professor für International Management an der Technischen
        
        
          Hochschule Nürnberg Georg-Simon-Ohm, Faculty of Business,
        
        
          Bahnhofstr. 87, 90402 Nürnberg, Deutschland.
        
        
          E-Mail:
        
        
        
          
            CM Juli / August 2019