CONTROLLER Magazin 4/2019 - page 84

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Wenige Begriffe weisen so vielfältige Aspekte
wie das Wort „Glück“ auf. Der eine, glückliche
Moment ist genauso angesprochen wie das
glückliche Leben, welches auch durch Schick-
salsschläge nicht aus der Bahn geworfen wird,
Zufälle können sich als glücklich erweisen, Ent-
scheidungen glücklich oder unglücklich sein.
Auch die unzähligen Sprichworte zum Glück
sind allgegenwärtig. Dabei wird der Einfluss der
Menschen auf ihr Glück betont, sei doch jeder
„seines Glückes Schmied“, gilt es manchmal
„das Glück zu zwingen“, welches schließlich
„mit den Tüchtigen ist“. Zu Ende gedacht
müsste dieses Glücksverständnis zu einem An-
forderungsprofil von Controllern führen, wel-
ches dem Napoleons bzgl. seiner Generäle ent-
spricht: „Fortune müssen sie haben“, legte sich
der Französische Kaiser bei der Auswahl seines
militärischen Spitzenpersonals fest.
Nun mögen Analogien zwischen Unternehmen
und Militär immer noch gezogen werden, allei-
ne diese „Fortune“ im Anforderungsprofil eines
Managers im Allgemeinen oder eines Control-
lers im Speziellen festzulegen und im Vorstel-
lungsgespräch explizit danach zu fragen, dürfte
befremdlich wirken.
Aspekte des Glücks
Im weiteren Text werden die vielfältigen Aspek-
te des Glücks auf zufällige, nicht durch das Un-
ternehmen oder das Controlling zu beeinflus-
sende Faktoren reduziert, diese Einflüsse ent-
ziehen sich nicht nur der Quantifizierung, son-
dern sogar der grundsätzlichen Erfassung.
Damit werden Analogien zur Chaostheorie of-
fensichtlich, die den Flügelschlag eines
Schmetterlings als mögliche Ursache eines
Hurrikans identifiziert. Dabei kommt sowohl
der möglichen Verteilung als auch der Poten-
zierung der Entwicklung entscheidende Be-
deutung zu. Wird einer Gruppe von 100 „durch-
schnittlichen“ Menschen ein weiteres Mitglied
zugeführt, wird sich die Durchschnittsgröße auf-
grund der natürlichen Grenzen kaum ändern,
bei der Einkommens- oder Vermögensgröße
kann allerdings eine gravierende Veränderung
erfolgen, wenn möglicherweise ein Milliardär
neues Gruppenmitglied wird. Diese letztge-
nannten Änderungen werden im vorliegenden
Text thematisiert. Es wird schlicht davon aus-
gegangen, dass es, zumindest zum bisherigen
Zeitpunkt, keine Möglichkeiten gibt, die Ein-
flussfaktoren und ihre Auswirkungen zu erfas-
sen. Eine Abgrenzung zur Kehrseite des Glücks
erfolgt nicht, wobei dennoch im Wettbewerb
das Glück des einen das Pech des anderen ist.
Berücksichtigung des Glücks
Ob es um den Erfolg eines Einzelnen oder eines
Unternehmens geht, Glück scheint kaum eine
Rolle zu spielen, glaubt man den Selbstdarstel-
lungen der Erfolgreichen. Talent und harte Arbeit
werden als Grundlage jeden Erfolges prokla-
miert, wobei der Transpiration noch mehr Be-
deutung als der Inspiration zugesprochen wird.
Grundsätzlich führt diese Einstellung zu den
richtigen Handlungen, werden doch Menschen,
welche an die Notwendigkeit eigener Anstren-
gungen und das eigene Talent glauben, sehr
viel eher bereit sein, die notwendigen Anstren-
gungen zu ertragen, welche für den Erfolg not-
wendig erscheinen. Wird anderseits dem Glück
eine dominierende Rolle beim Erfolg zugespro-
chen, besteht immer die Tendenz, sich in Aus-
reden zu flüchten, wenn das angestrebte Ziel
nicht erreicht wurde. Controller kennen diese
Tendenzen aus Zielerreichungsgesprächen all-
zu gut. Externe, nicht zu beeinflussende Fakto-
ren werden lang und breit thematisiert, wenn
sie einen negativen Einfluss auf die Zielgröße
hatten, während positive Einflüsse allenfalls
kurz gestreift, meist vollständig ignoriert wer-
den. Als generelles Erklärungsmuster lässt sich
festhalten, dass positive Ergebnisse bei sich
selbst mit der Person, bei anderen mit der Situ-
ation erklärt werden, negative Abweichungen
dagegen umgekehrt bei sich selber mit der Si-
tuation und bei einem Dritten mit der Person
begründet werden.
Betrachtet man die Erfolgsstory eines Men-
schen oder Unternehmens, werden Schwierig-
keiten nicht verdrängt, Widerstände nicht aus-
geklammert, schlussendlich jedoch siegte der
unbändige Erfolgswille und die nimmermüde
Fortune müssen sie haben,
die Controller
von Thomas Schneider
© Printemps – www.stock.adobe.com
Fortune müssen sie haben, die Controller
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