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          Wenige Begriffe weisen so vielfältige Aspekte
        
        
          wie das Wort „Glück“ auf. Der eine, glückliche
        
        
          Moment ist genauso angesprochen wie das
        
        
          glückliche Leben, welches auch durch Schick-
        
        
          salsschläge nicht aus der Bahn geworfen wird,
        
        
          Zufälle können sich als glücklich erweisen, Ent-
        
        
          scheidungen glücklich oder unglücklich sein.
        
        
          Auch die unzähligen Sprichworte zum Glück
        
        
          sind allgegenwärtig. Dabei wird der Einfluss der
        
        
          Menschen auf ihr Glück betont, sei doch jeder
        
        
          „seines Glückes Schmied“, gilt es manchmal
        
        
          „das Glück zu zwingen“, welches schließlich
        
        
          „mit den Tüchtigen ist“. Zu Ende gedacht
        
        
          müsste dieses Glücksverständnis zu einem An-
        
        
          forderungsprofil von Controllern führen, wel-
        
        
          ches dem Napoleons bzgl. seiner Generäle ent-
        
        
          spricht: „Fortune müssen sie haben“, legte sich
        
        
          der Französische Kaiser bei der Auswahl seines
        
        
          militärischen Spitzenpersonals fest.
        
        
          Nun mögen Analogien zwischen Unternehmen
        
        
          und Militär immer noch gezogen werden, allei-
        
        
          ne diese „Fortune“ im Anforderungsprofil eines
        
        
          Managers im Allgemeinen oder eines Control-
        
        
          lers im Speziellen festzulegen und im Vorstel-
        
        
          lungsgespräch explizit danach zu fragen, dürfte
        
        
          befremdlich wirken.
        
        
          
            Aspekte des Glücks
          
        
        
          Im weiteren Text werden die vielfältigen Aspek-
        
        
          te des Glücks auf zufällige, nicht durch das Un-
        
        
          ternehmen oder das Controlling zu beeinflus-
        
        
          sende Faktoren reduziert, diese Einflüsse ent-
        
        
          ziehen sich nicht nur der Quantifizierung, son-
        
        
          dern sogar der grundsätzlichen Erfassung.
        
        
          Damit werden Analogien zur Chaostheorie of-
        
        
          fensichtlich, die den Flügelschlag eines
        
        
          Schmetterlings als mögliche Ursache eines
        
        
          Hurrikans identifiziert. Dabei kommt sowohl
        
        
          der möglichen Verteilung als auch der Poten-
        
        
          zierung der Entwicklung entscheidende Be-
        
        
          deutung zu. Wird einer Gruppe von 100 „durch-
        
        
          schnittlichen“ Menschen ein weiteres Mitglied
        
        
          zugeführt, wird sich die Durchschnittsgröße auf-
        
        
          grund der natürlichen Grenzen kaum ändern,
        
        
          bei der Einkommens- oder Vermögensgröße
        
        
          kann allerdings eine gravierende Veränderung
        
        
          erfolgen, wenn möglicherweise ein Milliardär
        
        
          neues Gruppenmitglied wird. Diese letztge-
        
        
          nannten Änderungen werden im vorliegenden
        
        
          Text thematisiert. Es wird schlicht davon aus-
        
        
          gegangen, dass es, zumindest zum bisherigen
        
        
          Zeitpunkt, keine Möglichkeiten gibt, die Ein-
        
        
          flussfaktoren und ihre Auswirkungen zu erfas-
        
        
          sen. Eine Abgrenzung zur Kehrseite des Glücks
        
        
          erfolgt nicht, wobei dennoch im Wettbewerb
        
        
          das Glück des einen das Pech des anderen ist.
        
        
          
            Berücksichtigung des Glücks
          
        
        
          Ob es um den Erfolg eines Einzelnen oder eines
        
        
          Unternehmens geht, Glück scheint kaum eine
        
        
          Rolle zu spielen, glaubt man den Selbstdarstel-
        
        
          lungen der Erfolgreichen. Talent und harte Arbeit
        
        
          werden als Grundlage jeden Erfolges prokla-
        
        
          miert, wobei der Transpiration noch mehr Be-
        
        
          deutung als der Inspiration zugesprochen wird.
        
        
          Grundsätzlich führt diese Einstellung zu den
        
        
          richtigen Handlungen, werden doch Menschen,
        
        
          welche an die Notwendigkeit eigener Anstren-
        
        
          gungen und das eigene Talent glauben, sehr
        
        
          viel eher bereit sein, die notwendigen Anstren-
        
        
          gungen zu ertragen, welche für den Erfolg not-
        
        
          wendig erscheinen. Wird anderseits dem Glück
        
        
          eine dominierende Rolle beim Erfolg zugespro-
        
        
          chen, besteht immer die Tendenz, sich in Aus-
        
        
          reden zu flüchten, wenn das angestrebte Ziel
        
        
          nicht erreicht wurde. Controller kennen diese
        
        
          Tendenzen aus Zielerreichungsgesprächen all-
        
        
          zu gut. Externe, nicht zu beeinflussende Fakto-
        
        
          ren werden lang und breit thematisiert, wenn
        
        
          sie einen negativen Einfluss auf die Zielgröße
        
        
          hatten, während positive Einflüsse allenfalls
        
        
          kurz gestreift, meist vollständig ignoriert wer-
        
        
          den. Als generelles Erklärungsmuster lässt sich
        
        
          festhalten, dass positive Ergebnisse bei sich
        
        
          selbst mit der Person, bei anderen mit der Situ-
        
        
          ation erklärt werden, negative Abweichungen
        
        
          dagegen umgekehrt bei sich selber mit der Si-
        
        
          tuation und bei einem Dritten mit der Person
        
        
          begründet werden.
        
        
          Betrachtet man die Erfolgsstory eines Men-
        
        
          schen oder Unternehmens, werden Schwierig-
        
        
          keiten nicht verdrängt, Widerstände nicht aus-
        
        
          geklammert, schlussendlich jedoch siegte der
        
        
          unbändige Erfolgswille und die nimmermüde
        
        
          
            Fortune müssen sie haben,
          
        
        
          
            die Controller
          
        
        
          von Thomas Schneider
        
        
          © Printemps – www.stock.adobe.com
        
        
          
            Fortune müssen sie haben, die Controller