18
          
        
        
          
            MES-Daten als Basis des
          
        
        
          
            Produktionscontrollings
          
        
        
          Anhand des in Abbildung 3 dargestellten Ab-
        
        
          laufschemas wird deutlich, wie wichtig die
        
        
          MES-Daten für das Produktionscontrolling sind.
        
        
          Die Kalkulation der Artikel benötigt zu Beginn
        
        
          die Vertriebsmengen und Bedarfszeiträume. Je
        
        
          feingranularer diese dargestellt werden können,
        
        
          desto besser ist naturgemäß die spätere Kos-
        
        
          tenkalkulation. Unter anderem können dabei
        
        
          Rüsthäufigkeiten, Losgrößen und Kapazitäts-
        
        
          bedarfe hergeleitet werden.
        
        
          Diese Mengen
        
        
          werden als Planaufträge in das MES-Sys-
        
        
          tem eingespielt
        
        
          , in dem auch die Fertigungs-
        
        
          varianten (Arbeitspläne) hinterlegt sind. Da ein
        
        
          Artikel auf mehreren Maschinen gefertigt wer-
        
        
          den kann, stellt sich die Frage, welche Ferti-
        
        
          gungsvariante davon die Beste ist. Diese
        
        
          Opti-
        
        
          mierungsaufgabe wirft eine der zentralen
        
        
          Fragen des Controllings in Zeiten von In-
        
        
          dustrie 4.0 auf
        
        
          , da Arbeitspläne mit Ferti-
        
        
          gungsabläufen und Maschinenzuordnungen
        
        
          nicht mehr ex-ante determiniert sind und dies
        
        
          zu einer komplexen Kalkulationsaufgabe führt.
        
        
          8
        
        
          Optimierungsansatz ist hierbei die Minimierung
        
        
          der Produktionskosten, welcher sich in der Re-
        
        
          duktion der variablen Kosten widerspiegelt. So-
        
        
          mit gilt es, insbesondere
        
        
          die Personaleinsatz-
        
        
          zeit in der Produktion zu minimieren
        
        
          . Die
        
        
          Personaleinsatzzeit ist das Produkt aus dem
        
        
          benötigten Personal und der Zeit, die zur Ab
        
        
          arbeitung des Auftrags benötigt wird. Würden
        
        
          nur die Vorgabe- bzw. Sollwerte, die durch
        
        
          REFA-Erhebungen ermittelt werden, als Be-
        
        
          rechnungsgrundlage herangezogen, so würde
        
        
          im Produktionsablauf immer ein 100%iges Ge-
        
        
          lingen ohne Abweichungen vorausgesetzt wer-
        
        
          den.
        
        
          Die Herausforderung ist also nun, die
        
        
          Abweichung vom ermittelten Optimum durch
        
        
          die BDE (Betriebsdatenerfassung) automati-
        
        
          siert aus dem MES-System zu ermitteln.
        
        
          
            Artikelspezifische OEE-Kennzahl
          
        
        
          Für Formen der Verschwendung kommen im
        
        
          Produktionscontrolling verschiedene Kenn-
        
        
          zahlen, wie z. B. die
        
        
          OEE (Overall Equipment
        
        
          Effectivness) zur Messung der Produktivi-
        
        
          tät einer Anlage
        
        
          , die durchschnittliche
        
        
          Durchlaufzeit
        
        
          oder auch die
        
        
          Kernzeit/
        
        
          herzuleiten, um daraus einerseits valide Make-
        
        
          or-Buy-Entscheidungen ableiten zu können
        
        
          und andererseits eine sinnvolle
        
        
          Normalkos-
        
        
          tenkalkulation (auf Basis der vergangen-
        
        
          heitsbezogenen Daten)
        
        
          aufzubauen und
        
        
          diese einer Ist-Kostenrechnung gegenüberzu-
        
        
          stellen, um Ineffizienzen herauszustellen und
        
        
          entsprechend reagieren zu können. Die
        
        
          Schwierigkeit in der Ausgangslage bestand
        
        
          folglich nicht in der Identifikation der Gemein-
        
        
          kosten, sondern wie häufig in deren Verteilung.
        
        
          Als Lösung des Problems bot es sich an, das
        
        
          MES-System zu nutzen. Bei der Einführung
        
        
          des Systems stand jedoch nicht die Nutzung
        
        
          der Daten für das Controlling im Fokus, so dass
        
        
          hier Fehler zu korrigieren und Ergänzungen
        
        
          notwendig waren. Diskrepanzen bestanden in
        
        
          der richtigen
        
        
          Zuordnung von Stillstandzei-
        
        
          ten
        
        
          in die jeweiligen Betriebsmittelkonten
        
        
          (BMK) und
        
        
          fehlerhaften Arbeitsplänen
        
        
          . Wei-
        
        
          terhin war die
        
        
          Rückmeldequalität der Wer-
        
        
          ker
        
        
          schlecht, da diese nicht laufend kontrolliert
        
        
          und für Rückmeldungen an diese Mitarbeiter-
        
        
          gruppe genutzt wurde. Parallel hierzu musste
        
        
          die
        
        
          Kostenstellenstruktur wesentlich ver-
        
        
          feinert
        
        
          werden. Waren ursprünglich in der ge-
        
        
          samten Produktion nur drei Kostenstellen ein-
        
        
          gerichtet, verzehnfachte sich diese Anzahl im
        
        
          Zuge des Ausbaus des Produktionscontrollings
        
        
          auf Basis des MES-Systems. Ein wesentlicher
        
        
          Grund hierfür sind
        
        
          die vielen unterschiedli-
        
        
          chen Maschinen
        
        
          , welche in Alter, technischer
        
        
          Ausstattung und Kosten sehr stark voneinan-
        
        
          der divergieren und aufgrund der Anforderung
        
        
          an die Datengrundlage zu eigenen Verrech-
        
        
          nungsobjekten wurden.
        
        
          Als Grundlage der Aufgaben im Produktions-
        
        
          controlling stehen, wie in Abbildung 2 darge-
        
        
          stellt, ein eigenprogrammiertes
        
        
          Warenwirt-
        
        
          schaftssystem (WWS)
        
        
          , darunter ein
        
        
          Lager-
        
        
          verwaltungssystem (LVS)
        
        
          sowie ein
        
        
          Manu-
        
        
          facturing Execution System (MES)
        
        
          aus dem
        
        
          Hause der
        
        
          MPDV
        
        
          7
        
        
          , führender Anbieter von
        
        
          MES-Lösungen, zur Verfügung. Das
        
        
          MES-Sys-
        
        
          tem HYDRA
        
        
          wurde zunächst mit den Modulen
        
        
          Betriebs- und Maschinendatenerfassung (BDE,
        
        
          MDE) sowie einem Leitstand (HLS) eingeführt
        
        
          und später um die Module Werkzeug- und Res-
        
        
          sourcenmanagement (WRM), Personaleinsatz-
        
        
          planung (PEP) und das Eskalationsmanage-
        
        
          ment (ESK) erweitert.
        
        
          
            Ausgangsbasis und Ausbau des
          
        
        
          
            Produktionscontrollings
          
        
        
          Motivation des Produktionscontrollings bei DE-
        
        
          GRO ist es, Transparenz über die bestehenden
        
        
          Prozesse zu schaffen, Kostentreiber und Ineffizi-
        
        
          enzen zu identifizieren, um die Produktionskos-
        
        
          ten nach dem Verursacherprinzip ermitteln zu
        
        
          können und das
        
        
          optimalerweise auf der Basis
        
        
          vergangenheitsbasierender Daten aus dem
        
        
          Shop-Floor-Bereich
        
        
          . In der Ausgangssituation
        
        
          wurden Kosten zwar nach Personaleinsatzzeit
        
        
          berechnet, aber es erfolgte keine verursa-
        
        
          chungsgerechte Zuordnung von Rüstwechselzei-
        
        
          ten und anderen Gemeinkosten, sondern diese
        
        
          wurden lediglich per Gießkannenprinzip verteilt.
        
        
          Zielsetzung soll es aber sein, eine möglichst
        
        
          verursachungsgerechte Verteilung aller Kosten
        
        
          
            Abb. 2: IT-Landschaft der DEGRO (Auszug) als Basis des Produktionscontrollings
          
        
        
          
            Controlling in Zeiten von Industrie 4.0