CONTROLLER Magazin 5/2018 - page 24

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men
zu denken, z. B. die Apple-Welt, die
Amazon-Welt und viele weitere mehr. Diese
Ökosysteme werden über Ländergrenzen, Kon-
tinente hinwegreichen. Innerhalb dieser Öko-
systeme hat jedes Unternehmen seine Rolle
und Aufgabe. Diese Ökosysteme werden sich
aber permanent verändern und damit auch die
Rollen und Aufgaben jedes einzelnen Unterneh-
mens im Ökosystem.
Resümee des Interviewers
·
Ziel des Interviews war, durch Fragen und
Antworten einen kleinen Beitrag dazu zu
leisten, dass die Digitalisierung für Unterneh-
men und ihre Beschäftigten zum Erfolg wird.
·
Dank und Respekt gebührt den drei Inter-
viewpartnern, da sie mit ihrer Expertise und
mit ihren Impulsen die Diskussion belebt
haben. Anerkennung verdient auch das
Team vom Rheinwerk Verlag für die vielfäl-
tige Unterstützung.
·
Das Interview macht deutlich, in welchen ge-
waltigen Veränderungsprozessen und Um-
brüchen, Aufgaben und Herausforderungen
wir stehen.
·
Die auf modernen Informations- und Kom-
munikationstechnologien basierende Aus-
gestaltung der Arbeits-, Organisations- und
Marktprozesse erfasst auch die Tätigkeiten
der Controllerinnen und Controller und die
Art und Weise, wie Controlling erfolgt. Unter-
nehmensführung unterliegt nachhaltigen
Umgestaltungen.
·
Aus dem modernen Datenmanagement bei-
spielsweise – und damit auch Datenqualität,
Datensicherheit usw. – ergeben sich neue,
höhere Anforderungen. Das Risikomanage-
ment – ein weiterer der vielfältigen Aspekte
– verändert und erweitert sich.
·
Den vielfältigen Risiken und weitreichenden
Anpassungsprozessen stehen aber auch
zahlreiche Chancen gegenüber, u. a. durch
das Entstehen neuer Aufgaben und Berufs-
felder.
·
Die digitale Transformation erfasst nicht nur
die Unternehmen und ihre Beschäftigten,
sondern Wirtschaft, Gesellschaft und Politik
im Grundsätzlichen. Völlig neue Fragestel-
lungen stehen im Raum.
kein Unternehmen mehr glauben, dass es Welt-
marktführer bleibt und sich abschotten kann.
Biel:
Intensiv und kontrovers wird immer wieder
die gesellschaftliche Verantwortung der Unter-
nehmen diskutiert. Sehen Sie in diesem Zu-
sammenhang auch die Notwendigkeit, gesell-
schaftliche Verantwortung zu übernehmen?
Stockrahm:
Sicher, Unternehmen müssen an-
gesichts dieser Entwicklung
mehr gesell-
schaftliche Verantwortung übernehmen.
In
den letzten Jahrzehnten wurden Business
Cases immer zum Unternehmensvorteil ge-
rechnet. Künftige Business Cases, zum Beispiel
bei künstlicher Intelligenz, müssen die Allge-
meinheit einschließen. Das wird ein Umbruch.
Zudem wird es in einer Welt der Kollaboration
am dargestellten Beispiel des
„Digitalen Zwil-
lings“
neue Rahmenbedingungen geben müs-
sen, um vielleicht nicht mehr die Buchhaltung in
den eigenen Systemen über redundante Daten-
abgleiche mit eigenen Teams zu fahren, son-
dern über parallele Ledger in der Cloud, wo sich
jeder Partner und auch Behörden die Daten zie-
hen können, die sie für ihre Muster benötigen.
Eine neue, aber spannende Welt, die aus unse-
rer Sicht nicht nur ein neues, sondern auch ein
anderes Denken erfordert.
Biel:
Müssen wir auch unser Öko-System neu
denken?
Schocke:
Das ist sicher so. Wir müssen uns
angewöhnen, in neuen
vernetzten Ökosyste-
Neuen, der Digitalisierung, eigentlich verschlie-
ßen. Wir hätten gerne, dass alles so bleibt, wie
es ist. Aber das wird nicht geschehen. Die Digi-
talisierung wird kommen und sie wird mit im-
mer mehr Macht kommen. Wir werden sie nicht
verhindern können. Wir haben es ja schon häu-
figer in diesem Interview erwähnt:
Wir müssen
die Digitalisierung als Chance anerkennen,
diese ergreifen und positiv nach vorne se-
hen.
Der Blick in den Rückspiegel hilft uns nicht
– nicht mehr. Wir werden von anderen Staaten,
Institutionen und Firmen links und rechts über-
holt. Wir müssen mehr als einen Zahn zulegen,
um überhaupt noch Schritt halten zu können.
Biel:
Bitte lassen Sie uns noch einmal auf Ihre
Zustandsbeschreibung zurückkommen. Wo
sehen Sie uns heute?
Schocke:
In der derzeitigen Diskussion geht es
viel um Methoden wie Design Thinking oder an-
geschlossene Start-ups, die beide dazu dienen,
den Denkprozess im Unternehmen, und damit
den Transfer, anzustoßen.
Biel:
Worauf kommt es nun besonders an, was
macht den Unterschied aus?
Schell:
Den Unterschied wird aber das
Vor-
leben und konsequente Vorgehen
der Füh-
rungsebenen ausmachen, die letztendlich den
Spagat zwischen derzeitigen Margen und künf-
tigen neuen Geschäftsfeldern strategisch, aber
transparent, vorgeben werden. Kein Unterneh-
men darf sich mehr allein und isoliert sehen,
Statement zum Thema »Herausforderungen durch die Digitalisierung«:
»Digitale Transformation, Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) und Industrie 4.0 sind
Begriffe, die aus unterschiedlichen Perspektiven die aktuelle Veränderungsdynamik in Wirt-
schaft und Gesellschaft aufgreifen und zurzeit die Diskussion um die Potenziale neuer Techno-
logien, die Veränderung von Wertschöpfungsketten und den Wandel von Geschäftsmodellen
prägen. Innerhalb aller Unternehmensformen haben Initiativen mit dem Schlagwort »digital«
Priorität. Damit verbunden werden Stabsstellen gegründet, um diese Bemühungen zu unter-
mauern. Die Art und Weise, wie künftig Produkte und Services in die Märkte kommen, wie sich
klassische Branchengrenzen auflösen und wie sich Self-Services schon jetzt auch auf Behör-
den auswirken, zeigt, dass die Digitalisierung an keinem vorübergeht bzw. dass niemand an ihr
vorbeikommt.«
Auszug aus dem Buch der Interviewpartner »Industrie 4.0 mit SAP: Strategien und Anwen-
dungsfälle für die moderne Fertigung«, erschienen 2017 bei SAP PRESS im Rheinwerk Verlag,
ISBN 978-3-8362-4272-1,
Herausforderungen und Probleme der Digitalisierung
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