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sprechend sind – womit die Richtung der weite-
ren Forschung und Entwicklung besser gelenkt
werden kann.
Zusammenfassung oder auf
zur Schatzjagd
Mit einer klassischen Sichtweise wäre die Ent-
scheidung zugunsten Maschine A gefallen. Hin-
gegen zeigt sich die Maschine B mit einer um
das Risiko und die Chance erweiterten Sicht als
vielversprechender, da höhere Gewinnkennzah-
len zu erwarten sind. Die Methode ist einfach
anzuwenden, indem die Kennzahlen definiert
und die Rahmenbedingungen betrachtet wer-
den. Durch die Erstellung und Einstellung des
Modells für die Subfragen können die einzelnen
Bereiche ausgewertet werden. Nach Zusam-
menführung und Berechnung der Verteilung ist
ein einfacher und anschaulicher Vergleich mög-
lich. Für Entscheidungen, die nicht einmalig
sind, wie beispielsweise die Entwicklung einer
Anlage, bietet es sich an, das Modell im Rah-
men der Zeit zu detaillieren und im Sinne eines
PDCA (Plan – Do – Check – Act)-Zyklus aktuell
zu halten.
Literatur
Beisl, Stefan / Friedl, Anton / Miltner, Angela
(2017): Lignin from Micro- to Nanosize: Appli-
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Branker, K., Pathak, M. J. M., & Pearce, J. M.
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Diplomarbeit im Fachbereich Verfahrenstechnik
- Umwelttechnik und Technische Biowissen-
schaften, TU Wien.
Schwaiger, Walter S. A. (2014): IRFR-Finanz-
management: Investition und Finanzierung.
Skriptum des Instituts für Managementwissen-
schaften der TU Wien.
Sokolowski, John A. / Banks, Catherine M.
(2010): Modeling and Simulation Fundamen-
tals. Theoretical Underpinnings and Practical
Domains, Hoboken, NJ, USA: John Wiley &
Sons, Inc.
stehen aber viele Fragen: Welcher Rohstoff ist
der geeignetste? Welche Produkte können dar-
aus gewonnen werden? Welche Technologie
liefert die höchsten Ausbeuten? Die wirtschaft-
lichen Aspekte werden hingegen meist erst sehr
spät in der Entwicklung berücksichtigt und
beeinflussen oft nur mehr die Entscheidung
zwischen wenigen, eingeschränkten Optionen.
Aus dieser Tatsache heraus entstand der
Wunsch, die Entwicklung möglichst frühzeitig
auch aus wirtschaftlicher Sicht zu betrachten
und damit eine weitere wissenschaftliche
Grundlage für die Entscheidung zu haben, in
welche Richtung die Entwicklung der Bioraffi-
neriekonzepte gehen soll. Die beschriebene
Methodik wurde konkret dazu angewendet, die
Potentiale verschiedener Rohstoffe für eine Bio-
raffinerieanlage zu evaluieren. Neben den übli-
chen Unsicherheiten der Kosten- und Erlös-
struktur lag die Herausforderung darin, dass
noch keine konkreten Produkte mit konkreten
Preisen vorlagen, sondern nur Produktkategori-
en mit Preisbereichen festgelegt werden konn-
ten. Eine wichtige Produktkategorie stellt Nano-
lignin dar, das die höchsten Erlöse für das Bio-
raffineriekonzept erwarten lässt. Für diese und
alle anderen Produktkategorien des Konzeptes
wurden breite Erlösspannen definiert und mit
entsprechenden Eintrittswahrscheinlichkeiten
hinterlegt. Aus den Ergebnissen der Arbeit
konnten wertvolle Hinweise gewonnen werden,
welche Rohstoffe und Produktkategorien im
Gesamtkonzept einer Bioraffinerie erfolgver-
findet, der Wahrscheinlichkeit entspricht, einen
Verlust zu machen. Für Maschine A liegt diese
Wahrscheinlichkeit bei 8,4%, während es bei
Maschine B 17,4% sind. Im Umkehrschluss be-
deutet das, dass die Gewinnwahrscheinlichkeit
bei über 90% bzw. über 80% liegt. Aufgrund
der gezeigten Verteilung ergibt sich aber auch,
dass Maschine B nicht so uninteressant ist, wie
sie anfänglich gewirkt hat. Im Schnitt erreicht
Maschine B eine um mehr als 50 % größere
Gewinnkennzahl als Maschine A. Blendet man
beispielsweise die besten 10 % und die
schlechtesten 10% der Ergebnisse aus, so er-
hält man den 80%-Korridor. Dieser ergibt für
Maschine B eine Gewinnkennzahl zwischen
-0,2 und 2,3 Euro je Stück. Hingegen erhält
man bei Maschine A nur zwischen 0 und 1,3
Euro je Stück. Angesichts dieser Resultate
würden sich wahrscheinlich viele risikoneutrale
Unternehmen für Maschine B entscheiden.
Best Practice oder warum
die TU Wien effizient forscht
Auch an der TU Wien stehen naturgemäß immer
wieder Entscheidungen an, die insbesondere im
Bereich der Forschung und Entwicklung mit
sehr vielen Unsicherheiten einhergehen. Kon-
kret werden am Institut für Verfahrenstechnik,
Umwelttechnik und Technische Biowissen-
schaften innovative Bioraffineriekonzepte entwi-
ckelt, um nachhaltige Produkte herstellen zu
können. Am Beginn einer solchen Entwicklung
Abb. 11: Ergebnis Verteilung Gewinnkennzahl Maschine B
CM September / Oktober 2018