CONTROLLER Magazin 5/2018 - page 12

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These 10: Im Green Controlling werden
soziale und ökologische Nachhaltig-
keitsaspekte in ihrer originären Dimen-
sion (z. B. Tonnen CO
2
) betrachtet
Externe soziale und ökologische Effekte können
auch „monetarisiert“, d. h. in Geldeinheiten be-
wertet werden. Beispielsweise wäre der Verlust
an Biodiversität durch den Bau eines Produkti-
onsstandorts als volkswirtschaftlicher Schaden
durch diese Umweltverschmutzung messbar.
Im Green Controlling wird auf diese Form der
monetären Bewertung zu Steuerungszwecken
jedoch verzichtet. Denn durch die Monetarisie-
rung werden die externen sozialen und ökologi-
schen Effekte letztlich mit dem ökonomischen
Entscheidungskalkül vermischt, sodass die
Transparenz der Entscheidungsfolgen in allen
drei Nachhaltigkeitsdimensionen verloren geht.
Über die reduzierte Transparenz hinaus kann
die Monetarisierung auch die Relevanz der so-
zialen und ökologischen Kriterien in der Unter-
nehmenssteuerung zunichtemachen. Erfah-
rungen in der Praxis zeigen, dass z. B. der CO
2
-
Ausstoß in einer rein monetären Bewertung
mittels der gängigen Umrechnungsfaktoren wie
Zertifikatspreise kaum einen Einfluss auf die
Alternativenwahl hat, obwohl zum Teil signifi-
kant unterschiedliche CO
2
-Emissionen mit den
Handlungsalternativen verbunden sind (vgl. ICV
2015, S. 9f.).
Ausgenommen von dieser Position sind bereits
internalisierte soziale und ökologische Effekte
(z. B. Kosten für fachgerechte Sondermüll-
entsorgung). Diese Effekte und die damit ver-
bundenen Kosten sind in der finanziellen Bewer-
tung von Maßnahmen zu berücksichtigen und
können zur Erzielung einer hohen Transparenz
ggf. auch separat als „Nachhaltigkeitskosten“
ausgewiesen werden.
Handlungsbedarf für Controller
Trotz der langen Zeit, in der über Green Con-
trolling diskutiert wird, und den Veränderungen
in Richtung eines nachhaltigen Wirtschaftens,
Internationaler Controller Verein (2015): In-
vestitionscontrolling 2.0 – Planung und Reali-
sierung von Investitionen zur Erreichung der
Nachhaltigkeitsziele: Ansätze für die Control-
lingpraxis zur Integration ökologischer und sozi-
aler Ziele in das Investitions- und Projektcon-
trolling, Whitepaper, Wörthsee 2015.
Internationaler Controller Verein (2016): Green
Controlling 2015/2016 – Wo stehen wir nach
5 Jahren?, Studienbericht, Wörthsee 2016.
Internationaler Controller Verein (2017): Integ-
rated Reporting – Schritte zu einer ganzheit-
lichen Unternehmenssteuerung, Whitepaper,
Wörthsee 2017.
Internationaler Controller Verein (2018): 10
Thesen zum Green Controlling – Vision eines
zielorientierten und praxistauglichen Control-
lings zur Unterstützung einer nachhaltigen Un-
ternehmenssteuerung, Whitepaper, Wörthsee
2018.
Michel, Uwe/Isensee, Johannes/Stehle, Alex-
ander (2014): Sustainability Controlling: Pla-
nung, Steuerung und Kontrolle der Realisierung
der Nachhaltigkeitsstrategie, in: Schulz, Tho-
mas/Bergius, Susanne (Hrsg.): CSR und Fi-
nance – Beitrag und Rolle des CFO für eine
Nachhaltige Unternehmensführung, Berlin/Hei-
delberg 2014, S. 97-111.
Stehle, Alexander (2016): Gestaltungspara-
meter und verhaltensbeeinflussende Wirkung
ökologisch orientierter Steuerungssysteme –
eine fallstudienbasierte Untersuchung, Baden-
Baden 2016.
Stehle, Alexander/Stelkens, Vera (2017): Inte-
grated Reporting – Die Rolle der Controller in
einer ganzheitlichen Unternehmenssteuerung,
in: CFO aktuell, 2017, Juli, S. 156-159.
Stehle, Alexander/Stelkens, Vera (2016):
Green Controlling – Unterschätzter Handlungs-
bedarf, in: CFO aktuell, 2016, September,
S. 195-198.
die durch Initiativen wie die CSR-Richtlinie der
EU entstehen, sind die Controller in dieses stra-
tegisch wichtige Thema noch nicht ausreichend
involviert. Sicherlich liegt dies auch an der ohne-
hin schon vollen Agenda der Controller. Aber
wer auch in Zukunft als Berater des Manage-
ments fungieren möchte, kann sich hier nicht
heraushalten. Die vorgestellten 10 Thesen sollen
dabei als Leitplanken auf dem Weg zu einem
„guten“ Green Controlling dienen.
Fußnoten
1
Bis Anfang 2018 hieß der Fachkreis lediglich
„Green Controlling“.
2
Im Folgenden wird auch eine integrierte Un-
ternehmensstrategie als Nachhaltigkeitsstrate-
gie bezeichnet.
3
Für die generelle Betrachtung des Controllings
als Schnittmenge zwischen Controller- und Ma-
nageraufgaben siehe Internationaler Controller
Verein (2011), S. 15.
4
Konkrete Fallbeispiele hinsichtlich der Kompa-
tibilität der formellen Steuerung und der Unter-
nehmenskultur finden sich auch bei Stehle
2016, S. 164ff., 181ff.
Literaturverzeichnis
Gänßlen, Siegfried/Kraus, Udo/Ette, Daniel
(2011): Green Controlling – Green Profit –
Nachhaltigkeitscontrolling bei Hansgrohe, in:
Controlling, 23. Jg., 2011, H. 8/9, S.459-465.
Horváth, Péter/Berlin, Sebastian (2016):
Green Controlling Roadmap – Ansätze in der
Unternehmenspraxis, in: Günther, Edeltraud/
Steinke, Karl-Heinz (Hrsg.): CSR und Control-
ling – unternehmerische Verantwortung als
Gestaltungsaufgabe des Controlling, Berlin/
Heidelberg 2016, S. 23-39.
Internationaler Controller Verein (2011): Con-
troller-Statements – Leitbild, 2. Aufl., Gauting
2011.
Internationaler Controller Verein (2014): Green
Controlling – Leitfaden für die erfolgreiche Inte-
gration ökologischer Zielsetzungen in Unter-
nehmensplanung und -steuerung, Freiburg/
München 2014.
Green Controlling
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