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          higkeit erwirbt, wandert die bisherige Kern-
        
        
          kompetenz waagrecht nach links in das Feld
        
        
          der Schlüsselkompetenzen. Der Kunde ist zwar
        
        
          noch der Meinung, dass eine Differenzierung
        
        
          besteht, objektiv gesehen ist aber kein Vorteil
        
        
          mehr vorhanden. Durch geschicktes Marketing
        
        
          kann beim Kunden die Differenzierung und
        
        
          somit der Wettbewerbsvorteil eine gewisse
        
        
          Zeit lang aufrechterhalten werden. Wenn
        
        
          das Aufholen der Wettbewerber auch vom
        
        
          Kunden wahrgenommen wird, „verkümmert“
        
        
          die Schlüsselkompetenz zur Basiskompetenz.
        
        
          Das Kompetenzportfolio soll dem Management
        
        
          bewusst machen, dass
        
        
          Kernkompetenzen ein
        
        
          Ablaufdatum
        
        
          haben. Man wünscht sich zwar,
        
        
          dass diese über lange Zeit verteidigt werden
        
        
          können, die Praxis zeigt jedoch, dass die Zyklen
        
        
          immer kürzer werden. Es ist also nötig, ständig
        
        
          an den eigenen Fähigkeiten zu arbeiten und sich
        
        
          immer wieder zu erneuern. Reiht man seine eige-
        
        
          nen Kompetenzen und Fähigkeiten in das Kom-
        
        
          petenzportfolio ein, sieht man, wie viel Innovation
        
        
          gebraucht wird, um rechtzeitig neue wesentliche
        
        
          Differenzierungsmerkmale aufzuweisen.
        
        
          
            Unternehmen sind endlich
          
        
        
          
            in ihrem Dasein
          
        
        
          Produkte und Dienstleistungen sind endlich in
        
        
          ihrem Lebenszyklus, das ist klar. Dass auch
        
        
          Kernkompetenzen erneuert werden müssen, ist
        
        
          weitaus nicht allen bewusst. Dass aber gesam-
        
        
          te
        
        
          Unternehmen in ihrem Dasein ebenfalls
        
        
          endlich sind
        
        
          , ignoriert man am liebsten voll-
        
        
          kommen. Nach einer Erhebung des US-Ökono-
        
        
          men John Hagel betrug noch 1940 die durch-
        
        
          schnittliche Lebenserwartung eines Unterneh-
        
        
          mens 75 Jahre, heute sind es nur noch 15 Jahre
        
        
          (Abolhasan, 2015). Er schreibt: „Gründe dafür,
        
        
          dass Unternehmen wie Nixdorf, Mannesmann,
        
        
          Kaufhof oder Quelle – allesamt Gründungs-
        
        
          mitglieder des Dax 30 – ihre Selbständigkeit
        
        
          verloren haben oder komplett verschwunden
        
        
          sind, gibt es viele. Übernahmen, falsches Ge-
        
        
          schäftsmodell, Kunden, die sich abwenden.
        
        
          Das gilt auch heute noch. Was sich jedoch ge-
        
        
          wandelt hat, ist das Tempo, in dem Unterneh-
        
        
          men ihre Marktposition verlieren.“
        
        
          Es ist also unbestritten, dass Unternehmen
        
        
          immer wieder ihre Strategie neu ausrichten
        
        
          müssen, an der Entwicklung ihrer Wettbe-
        
        
          werbsvorteile und der Kernkompetenzen ar-
        
        
          beiten müssen. Wird das in Ihrem Unterneh-
        
        
          men ausreichend gemacht? In Gesprächen mit
        
        
          Führungskräften in meinen Seminaren oder in
        
        
          den Strategieentwicklungsprojekten erfahre
        
        
          ich immer wieder das Gleiche: Das Manage-
        
        
          ment macht sich sehr wohl konkrete Gedan-
        
        
          ken darüber, wohin das Unternehmen steuern
        
        
          soll, es entwickelt Strategien. Nur ist es leider
        
        
          oft so, dass
        
        
          ·
        
        
          nicht alle Maßgeblichen an einem Strang
        
        
          ziehen oder
        
        
          ·
        
        
          das Management zwar überlegt, aber
        
        
          die Strategien nicht finalisiert und keine
        
        
          endgültigen Entscheidungen trifft oder
        
        
          ·
        
        
          die Strategie nur sehr zögerlich umgesetzt
        
        
          und – bevor sich eine Wirkung einstellt – die
        
        
          Richtung bereits wieder geändert wird.
        
        
          Was also
        
        
          benötigt
        
        
          wird, ist eine
        
        
          systemati-
        
        
          sche und gründliche Strategieentwicklung
        
        
          und Strategieumsetzung
        
        
          .
        
        
          
            Abb. 1: Das Kompetenzportfolio zeigt die Vergänglichkeit von Kernkompetenzen
          
        
        
          
            Autor
          
        
        
          Dr. Markus Kottbauer
        
        
          ist Gründer und Geschäftsführer der Strategie- und Management-
        
        
          beratung aquma GmbH. Seit 2002 ist er Trainer der CA controller
        
        
          akademie und Dozent an der Hochschule für Wirtschaft in Zürich.
        
        
          Von 2013 bis 2016 leitete er den Verlag für ControllingWissen und
        
        
          war Herausgeber des Controller Magazins.
        
        
          E-Mail:
        
        
        
          
            CM Januar / Februar 2018