Contoller Magazin 3/2018 - page 79

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Die Ansätze für Unternehmenswachstum sind
vielfältig. Organisches Wachstum durch den
Gewinn oder die Rückgewinnung von Markt-
anteilen in Bestandmärkten sind ebenso Mög-
lichkeiten, wie die Erschließung neuer Märkte
und der Erwerb von Wettbewerbern oder
komplementären Unternehmen. Je nach Zeit,
Markt und Unternehmen muss der richtige
Ansatz gewählt werden. Während in der Ver-
gangenheit Fusionen und Übernahmen eher
von multinationalen Unternehmen durchge-
führt wurden, nimmt heute die Zahl der Trans-
aktionen von kleinen und mittelständischen
Unternehmen (KMU) stetig zu. Neben dem
Ziel des Unternehmenswachstums gibt es
zwei weitere spezifische Ursachen für eine
vertikale oder horizontale Expansion. Einer-
seits steigt die Verhandlungsmacht gegen-
über Kunden und Lieferanten aufgrund der
Volumensteigerung. Andererseits stehen KMU
rund um den Globus vor der Herausforderung,
einen Nachfolger für die Unternehmung zu
finden. Statistischen Beurteilungen der Indus-
trie- und Handelskammer (IHK) zufolge wer-
den in den nächsten fünf Jahren allein in
Deutschland bis zu 110.000 Nachfolger für
die Weiterführung von im Familienbesitz be-
findlichen Unternehmen fehlen.
Schwer zu beherrschende
Komplexität
Fusionen und Übernahmen basieren generell
auf einer gründlichen Prüfung. In großen Un-
ternehmen werden im Rahmen von Unterneh-
mensakquisitionen ganze Abteilungen mit der
sogenannten Due Diligence betraut. Als
Grundlage für die Due Diligence wird das zu
untersuchende Unternehmen in verschiedene
Unterbereiche aufgegliedert. Jeder von ihnen
wird mit separaten Checklisten betrachtet, um
sicherzustellen, dass die wesentlichen Punkte
auf jeder Ebene untersucht, analysiert und ge-
prüft werden. Die unternehmensinterne Be-
wertung der Ergebnisse und die Erstellung der
richtigen Schlussfolgerung ist jedoch eine He-
rausforderung.
Daher sind in KMU oft ex-
terne Berater involviert, um die fehlende
Erfahrung und Kapazität zu kompensie-
ren.
Für Finanz- und Steuerthemen werden
Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, für recht-
liche Fragestellungen Anwaltskanzleien hin-
zugezogen. Obwohl Unternehmensübergänge
innerhalb eines Landes bereits unter gleichen
rechtlichen Bedingungen und unter identi-
schen Rechnungslegungsvorschriften viel-
schichtig sind, wird die Komplexität von Über-
gängen im internationalen Kontext um ein
Vielfaches gesteigert.
Innovative Ansätze im Due-Diligence-Prozess
kleiner und mittelständischer Unternehmen
von Christoph Müller
CM Mai / Juni 2018
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