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5. Decken Sie alle relevanten
Leistungsdimensionen ab
Ebenso wichtig wie die Integration aller Prozess-
schritte im Unternehmen und über Unterneh-
mensgrenzen hinweg ist die Integration aller
relevanten Leistungsdimensionen. Typische
Leistungsdimensionen einer Supply Chain be-
inhalten beispielsweise Mengen, Kosten, Qualität
oder Kapitalbindung. Auch hier ist es möglich,
dass die Verbesserung einer Kennzahl (z. B. der
Kosten) zulasten anderer Kennzahlen geht (z. B.
der Qualität). Ein umfassendes Supply Chain
Reporting deckt alle relevante Dimensionen
über Kennzahlen ab und stellt so sicher, dass es
zu keinen unliebsamen Überraschungen kommt.
6. Definieren Sie – wenn immer
möglich – Masterkennzahlen
Um alle Aspekte einer Leistungsdimension ab-
decken zu können, sind im Regelfall mehr als
eine Kennzahl erforderlich. So kann es sich bei
der Leistungsdimension „Qualität“ sowohl um
Produkt- als auch um Prozessqualität handeln.
Beides kann dann auch noch über mehrere
Prozessschritte hinweg gemessen werden (Ein-
kauf/Wareneingang, Produktion, Logistik etc.).
Eine Masterkennzahl für den Bereich Qualität
integriert all diese Aspekte in einer einzigen
Kennzahl. Sollte diese Masterkennzahl deutlich
vom Sollwert abweichen, ist eine tiefergehende
Analyse der Ursachen erforderlich, wozu dann
die untergeordneten Detailkennzahlen heran-
gezogen werden. Grundsätzlich ist die Definiti-
on von Masterkennzahlen in einigen Leistungs-
dimensionen relativ einfach (z. B. Supply-Chain-
Kosten), für andere Bereiche ist dies hingegen
nur mit hohem definitorischen Aufwand oder
gar nicht möglich.
7. Berichten Sie Exception-based
Aufgrund der Vielzahl an einzelnen Reports, die
sich hinter einer Master-Kennzahl verbergen
können, ist es sinnvoll, für bestimmte Kennzah-
len Schwellenwerte zu definieren. Erst bei deren
Über- oder Unterschreitung („Exception-based“)
wird die Erstellung eines entsprechenden Detail-
Reports ausgelöst. Solange die Werte im Norm-
bereich liegen, wird auf die Erstellung und
Verteilung dieses Reports verzichtet. Auf diese
Weise wird wertvolle Arbeitszeit eingespart.
8. Arbeiten Sie mit
Standard-Layouts
Zeit ist Geld. Daher sollte das Layout Ihrer Be-
richte durchgängig einheitlich gestaltet sein –
gleiche Elemente immer am gleichen Ort. Ge-
hen Sie mit gestalterischen Elementen sparsam
um. Ein Bild sagt zwar mehr als 1.000 Worte,
eine Grafik ist aber häufig auch mit einem Infor-
mationsverlust verbunden. In der Praxis hat
sich deshalb die Tabelle als Haupt-Informati-
onsmittel durchgesetzt. Sollten Sie Änderungen
am Standard-Layout Ihres Berichtswesens vor-
nehmen wollen, so sammeln Sie diese und füh-
ren z. B. einmal pro Jahr einen Relaunch durch.
9. Besser 80% schnell
als 100% nie
Bei der Implementierung eines Supply Chain
Reportings kann im Regelfall auf bereits beste-
henden Reports (z. B. Bestandsberichte, Be-
richte zur Lieferfähigkeit etc.) aufgebaut wer-
den. In einem ersten Schritt können dies die
ersten Bestandteile eines Supply Chain Cock-
pits sein, eine 100%ige Vollständigkeit ist für
den ersten Wurf des Reportings nicht erforder-
lich. Wichtiger ist, schnell erste Ergebnisse zu
schaffen, auf Basis derer dann die nächsten
Reports erstellt und die Lücken nach und nach
geschlossen werden können.
10. Führen Sie das
4-Augen-Prinzip ein
Wie bei anderen Reporting- und Controlling-Ak-
tivitäten auch (z. B. Vertriebscontrolling oder
Produktionscontrolling) hat es sich bewährt,
dass die Erstellung der Reports und auch die
Überwachung der Einhaltung von Zielen im
Controlling und nicht in der entsprechenden
Fachabteilung der Supply Chain angesiedelt
wird. Dieses hat zum einen den Vorteil, dass das
4-Augen-Prinzip sichergestellt und eine Kont-
rolle durch die Fachabteilung selber vermieden
wird. Zum anderen ermöglicht die Zentralisie-
rung des gesamten Berichtswesens im Control-
ling konsistente Definitionen von Kennzahlen
und reduzierte Abstimmungsaufwände auf-
grund von sich widersprechenden Berichten.
Fazit
Je nach IT-Systemlandschaft und IT-techni-
scher Durchdringung des Unternehmens kön-
nen Konzeption und Aufbau eines konsistenten
Supply Chain Reportings einen erheblichen
Aufwand bedeuten. Eine pragmatische Vorge-
hensweise legt dabei zunächst Wert auf die
Integration bestehender Berichte, um schnell
erste Ergebnisse zu erzielen. Ein
umfassendes
und stringentes Supply Chain Reporting
führt im Ergebnis zu transparenten Leis-
tungserstellungsprozessen
, wodurch sich
das Zusammenspiel der Abteilungen verbes-
sert und bestehende Effizienzreserven gehoben
werden können.
Autoren
Prof. Dr. Matthias Lütke Entrup
verantwortet als Mitglied der Geschäftsleitung der HÖVELER
HOLZMANN CONSULTING GmbH, Düsseldorf, den Bereich Supply
Chain Management und ist Professor für Operations Manage-
ment an der International School of Management in Dortmund.
E-Mail:
Dennis Goetjes
arbeitet als Projektleiter für die HÖVELER HOLZMANN CON-
SULTING GmbH, Düsseldorf, und ist spezialisiert auf gesamt-
hafte Optimierung im Supply Chain Management.
E-Mail:
CM Mai / Juni 2018