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westlich geformten Geist starke Antagonismen
darstellen, ist für fernöstliche Kulturen, wie die
chinesische, überhaupt kein Widerspruch.
Dort gibt es das westliche Denken des „entwe-
der-oder“ nicht; vielmehr herrscht dort häufig
ein
„sowohl-als-auch“
vor, was uns west-
lichen Kulturen zuweilen als
Yin und Yang
be-
kannt ist. Eine weitere Tatsache, die verdeut-
licht, dass die interkulturelle Kompetenz zu ei-
ner Basisanforderung für alle internationalen
Controller gemacht werden sollte.
Lösungsansätze:
Was wir von der Kultur für das
Controlling lernen können
Es hat sich inzwischen deutlich abgezeichnet,
dass das deutsche Controlling in China nicht
genauso funktionieren kann wie in Deutschland.
Daher ist es notwendig, Controlling-Prozesse an
den lokalen kulturellen Kontext anzupassen, um
die Effektivität und die Effizienz des deutschen
Controllings auch in China gewährleisten zu
können. Daher werden nun abschließend einige
Lösungsansätze aufgezeigt, die zu einer effekti-
veren und effizienteren Umsetzung des Control-
lings in China führen können. Diese basieren
wie eingangs erwähnt entweder – wo zitiert –
auf literarischen Quellen, oder aber auf den fun-
dierten praktischen Erfahrungen der Autoren.
Personaleinsatz
Für die effektive und effiziente Umsetzung des
deutschen Controlling-Ansatzes eines deut-
schen Unternehmens in China ist es essentiell,
das geeignete Personal zu finden. Idealerweise
wird das Controlling entweder
mit einem gut
ausgebildeten Chinesen oder einem deut-
schen Expatriate besetzt
. In beiden Fällen
sollte es sich um einen Fachmann für deutsches
Controlling handeln, der außerdem über gute
Englisch-Kenntnisse in Wort und Schrift verfügt.
Chinesisch-Kenntnisse wären bei einem Expat-
riate zudem äußerst wünschenswert, da die
Sprache nicht nur einen Zugang zu den Men-
schen, sondern auch zur chinesischen Kultur
selbst bietet.
Anpassungsfähigkeit, eine
hohe Frustrationstoleranz, emotionale Sta-
bilität, Durchsetzungsfähigkeit und Belast-
barkeit
sind ebenfalls wichtige Eigenschaften,
Lösung um- und durchzusetzen. Dieser eine
Weg wird durch die Instrumente der Kontrolle,
wie z. B. der Planung, festgelegt und gesteuert.
Weder die Art und Weise des so verstandenen
Controllings in Deutschland, noch die klare De-
finition der Durchführung stehen im Einklang
mit den Prinzipien der Vielseitigkeit und der
„Tatenlosigkeit“ der daoistischen Tradition.
Auswirkungen auf das Controlling im deutsch-
chinesischen Kontext:
das aus der daoistischen Tradition stammende
Prinzip der „Tatenlosigkeit“ widerspricht den
Konzepten des Controllings zur Kontrolle und zur
Steuerung.
Der
Legalismus
florierte in der Zeit der Qin-
Dynastie (221-206 v. Chr.), in der es dem ers-
ten Kaiser Qín Sh
ıˇ
huángdì gelang, durch wach-
sende Professionalisierung und Spezialisierung
in der Verwaltung und besonders durch die
Etablierung eines geschriebenen Rechts-
kodex
, die einzelnen Staaten Chinas zu einem
Einheitsstaat zu vereinen (Fischer und Müller-
Hofstede 2014, S. 155). Die Grundidee war,
dass Menschen von Natur aus böse und egois-
tisch seien und sich gegenseitig ausnutzen. Der
Staat leitet daraus das Recht ab, zu regieren; zu
diesem Zweck wurden klare Gesetze mit ange-
messener Belohnung und drakonischen Strafen
erlassen (Wang 2011, S. 296). Die Position des
Machtinhabers sollte unantastbar sein, sodass
der Staat in einen zentralisierten Machtstaat
umgewandelt und gestärkt werden würde
(Klein 2007, S. 67).
Der Legalismus unter-
stützt von allen angesprochenen traditio-
nellen Strömungen den Controlling-Gedan-
ken am stärksten.
Die angestrebte Disziplin
wird durch ein einfaches Rechtssystem und
hohe Strafen erreicht. Auch das Controlling be-
fürwortet klare Regeln und Richtlinien zum
Zwecke der Selbstkontrolle.
Auswirkungen auf das Controlling im deutsch-
chinesischen Kontext:
die Grundidee des Legalismus, auf Basis des
Rechtes zu regieren und Disziplin durch ange-
messene Belohnungen und Strafen zu errei-
chen, unterstützt den deutschen Controlling-
Gedanken.
Die Tatsache, dass zwei dieser Strömungen –
der Legalismus und der Daoismus – für den
Die Grundgedanken des Konfuzianismus sind bis
heute stark in der chinesischen Mentalität ver-
ankert, wie sich besonders an der Kulturdimen-
sion „Machtdistanz“ erkennen lässt.
So zeigt
sich im Bestreben der Existenzsicherung
des Staates im Konfuzianismus und in der
Bestandssicherung des Unternehmens
durch das Controlling eine Gemeinsamkeit.
Jedoch hat der Konfuzianismus auch einige Wi-
dersprüche zum Controlling-Gedanken. Control-
ling soll durch Steuern und Regeln alles unter ei-
ner Führung vereinen. Die konfuzianische Schule
jedoch befürwortet statt Kontrolle, Ansporn und
Strafe die ethische Erziehung (Wang 2011, S.
296). Durch den Grundsatz, der Mensch sei von
Natur aus gut, wird eine strenge Kontrolle, die im
Sinne des deutschen Controllings stünde, über-
flüssig. Das stark verankerte Hierarchiedenken
ermöglicht im Konfuzianismus zwar stabile und
harmonische Verhältnisse, im Controlling jedoch
bildet er eine unsichtbare Hürde für hierarchie-
und funktionsübergreifende Zusammenarbeit.
Der Controller kann dadurch nicht auf Augen-
höhe mit dem Management zusammenarbeiten
und seine Rolle als unparteiisches, kritisches
Pendant ausfüllen.
Auswirkungen auf das Controlling im deutsch-
chinesischen Kontext:
der Konfuzianismus bildet eine unsichtbare Hür-
de für hierarchie- und funktionsübergreifende
Zusammenarbeit.
Der
Daoismus
ist eine traditionell chinesische
Religion, die sich auf das Dàodéj
ī
ng zurückfüh-
ren lässt, eine Sammlung von Versen des Laˇ oz
ıˇ
aus dem vierten Jahrhundert vor Christus (La-
otse und Klein 2012, o. S.). „Dào“ wird mit „der
Weg“ oder „ein Weg“ übersetzt und „Jiào“ ist
„die Lehre“, es handelt sich also um die
„Leh-
re des Weges“
. Ein Grundgedanke ist das
Konzept der „Tatenlosigkeit“, bei dem den
Dingen ihr natürlicher Lauf gelassen und
nicht in das Geschehen eingegriffen wer-
den soll
(Wang 2011, S. 295). Das Ziel ist es,
die Gesellschaft in Harmonie mit dem „Weg“ zu
bringen (Clart 2009, S. 160).
Daraus lässt sich ableiten, dass Kontrolle und
Steuerung der Idee des Daoismus widerspre-
chen. Das Grundkonzept des Controllings ist
es, die definierten Ziele der Unternehmens-
führung mithilfe einer eindeutig formulierten
CM September / Oktober 2017