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In jedem Lehrbuch kann man nachlesen,
dass
Stückkosten üblicherweise fallen, wenn
die Stückzahlen steigen
. Das gilt nicht nur
bei gegebenen Anlagen, bei denen sich die Fix-
kosten auf höhere Mengen verteilen, sondern
auch für alternative Anlagen. Bei Vollauslastung
der jeweiligen Anlagen – also ohne Berücksich-
tigung sprungfixer Kosten – fallen die Stück-
kosten, wenn größere Anlagen eingesetzt wer-
den. In diesem Rahmen wird dann üblicherwei-
se nur gefragt, ab welcher Stückzahl oder ab
welchem Auslastungsgrad die größere (und
teurere) Anlage vorteilhaft wird (Break-even
Kalkulationen). Wie zu zeigen sein wird,
gibt es
aber auch Ausnahmen
, bei denen größere
Anlagen trotz jeweiliger Vollauslastung höhere
Stückkosten verursachen.
Grundlagen
Der Effekt der fallenden Stückkosten wird auch
als
economies of scale
bezeichnet. Er ist al-
lerdings auf sehr viele Bereiche bezogen, so
dass konkrete Aussagen kaum möglich sind.
Hier soll nur der Teil der Effekte betrachtet wer-
den, der durch leistungsstärkere Anlagen ver-
ursacht wird. Damit sind dann die folgenden
Einflussfaktoren konstant:
·
Beschaffenheit der Produkte,
·
Verwaltungskosten,
·
Preise und Mengen auf dem Absatzmarkt,
·
Marketing- und Vertriebskosten,
·
Fabrikgröße u. ä.
Es werden also
nur die direkten Kosten un-
tersucht, die sich ändern, wenn statt klei-
ner Anlagen größere eingesetzt werden
. In
dieser Situation gilt dann üblicherweise die Re-
gel, dass die Stückkosten in der Produktion bei
Vollauslastung sinken, wenn größere Anlagen
eingesetzt werden. Als Beispiel seien lineare
Kostenfunktionen von 3 Maschinen für das
gleiche Produkt betrachtet. Die Daten der Ma-
schinen mit den jeweiligen Stückkosten sind in
Abbildung 1 zusammengefasst.
In der linken Spalte sind die Mengen abgetra-
gen, welche in der betrachteten Periode produ-
ziert werden können. Die Mengen werden in
ME/Pe gemessen, also in Mengeneinheiten in
der betrachteten Periode.
Maschine 1 sei eine kleine halbautomatische
Maschine, die geringe Periodenfixkosten hat,
aber durch die geringe Produktionsgeschwin-
digkeit hohe variable Stückkosten aufweist. Sie
kann maximal 40 ME in der betrachteten Peri-
ode produzieren, abgekürzt als ME/Pe. Die Fix-
kosten werden in Euros in der betrachteten Pe-
riode gemessen, abgekürzt in €/Pe. Die variab-
len Stückkosten werden wie üblich in €/ME ge-
messen. Die Gesamtkosten in der Periode
entstehen, indem die Fixkosten und die variab-
len Kosten addiert werden. Letztere entstehen
als Produkt aus der Periodenmenge und dem
variablen Stückkostensatz. Bei einer Menge
von 10 ME/Pe ergeben sich die Gesamtkosten
zu 100 €/Pe + 20 €/ME * 10 ME/Pe = 300 €/
Pe. Die Erwähnung der Periode ist sehr wichtig,
Strukturbruch in Stückkostenfunktionen
Ist größer immer besser?
von Peter Hoberg
Strukturbruch in Stückkostenfunktionen