CONTROLLER Magazin 5/2017 - page 18

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mensionen und den betreffenden Lebensberei-
chen (Familie, Arbeit, Erziehung, …) gesehen
werden (Hofstede 2011, S. 31). Es ist darüber
hinaus zu beachten, dass es sich um einen
In-
dexwert handelt, der relative Zahlen nutzt,
um Kulturen miteinander vergleichen zu
können
. Deswegen ist es möglich, dass der er-
mittelte Zahlenwert einer Dimension ohne er-
gänzende Betrachtung einer anderen zu fehler-
haften Interpretationen führen kann. Da die
ausführliche Behandlung der Überschneidung
der Kulturdimensionen zu tief in die Materie ge-
hen würde, werden sie im Rahmen dieser Ab-
handlung außer Acht gelassen.
Kulturdimensionen:
Vergleich zwischen China und Deutschland und
Auswirkungen auf das Controlling.
Die Untersuchung der Kulturdimensionen für
China und Deutschland verdeutlicht Unter-
schiede in der Mentalität dieser beiden Natio-
nen. Sie veranschaulicht, inwiefern sie sich in
ihrem Denken und Handeln sowie in ihren
Wahrnehmungen und Werten voneinander un-
terscheiden. So lassen sich Unterschiede in der
Durchführung von Controlling-Ansätzen, sowie
in Motivations- und Anreizsystemen erkennen.
Die spezifischen Indexwerte für China und
Deutschland können der Abbildung 1 entnom-
men werden.
Die
erste Dimension “Machtdistanz”
be-
schreibt das Maß, innerhalb dessen die Mitglie-
der einer Gesellschaft Unterschiede im Macht-
gefälle erwarten und tolerieren.
China tendiert
zu einer eher hohen Machtdistanz
, wohin-
gegen
Deutschland nach flacheren Hierar-
chien strebt
. Daraus ergibt sich, dass chinesi-
sche und deutsche Mitarbeiter unterschiedliche
Erwartungen an ihre Vorgesetzten haben und
umgekehrt. Verdeutlicht wird der Unterschied
im Umgang mit der Hierarchie insbesondere im
Führungsverhalten und Kommunikationsstil.
In
China herrscht ein eher direktiver und au-
toritärer Führungsstil vor
, deshalb erwarten
Mitarbeiter von ihrem Chef direkte Arbeitsan-
weisungen. Von ihnen wiederum wird statt Ei-
geninitiative und eigenständigem Arbeiten Ge-
horsam gefordert. Sie gehören zu den wichtigs-
ten Erziehungsprinzipien und führen zu der
Konsequenz, dass Anweisungen vom Vorge-
setzten nicht hinterfragt werden und Aufgaben,
Kollektivismus.
Anhand der ermittelten
Punktzahl des jeweiligen Landes kann die spe-
zifische Ausprägung eines Idealtypus ermittelt
werden (Hofstede 2011, S. 31). Dies verein-
facht es, ausgewählte Nationen miteinander zu
vergleichen, weshalb im Rahmen dieser Unter-
suchung Hofstedes Kulturstudie genutzt wird.
Während seiner Beschäftigung bei International
Business Machines (IBM) stellte Hofstede die
Hypothese auf, dass verschiedene Kulturen zu
unterschiedlichen Problemlösungsstrategien
neigen. Um sein Kulturmodell zu entwickeln,
führte er in über 50 Ländern eine Studie mit
Mitarbeitern der IBM durch. Basierend auf sei-
nen Beobachtungen und den Ergebnissen sei-
ner Studie entwickelte Hofstede die
vier Kul-
turdimensionen
„Machtdistanz“, „Individualis-
mus versus Kollektivismus“, „Maskulinität ver-
sus Feminität“ und „Unsicherheitsvermeidung“.
Später fügte er eine fünfte Ebene hinzu, die
„Konfuzianische Dynamik“.
Trotz aller Nützlichkeit, kulturelle Unterschiede
messbar zu machen, sind jedoch einige Kritik-
punkte angebracht, die an dieser Stelle zwar
nicht ausgeführt, jedoch auch nicht vergessen
werden sollen. So ist beispielsweise kritisch an-
zumerken, dass es in den meisten Fällen typo-
logischer Ansätze häufig zu Mischformen
kommt, da die eindeutige Ausprägung eines
Idealtypus ohne Betrachtung eines anderen oft-
mals nicht möglich ist. Daher sollten die Kultur-
dimensionen nicht getrennt voneinander unter-
sucht, sondern in Verbindung mit anderen Di-
Hofstede beschreibt sie als
„kollektive, men-
tale Programmierung“
(Hofstede, S.3). Sie
schafft einen Handlungsrahmen, innerhalb
dessen zugehörige Individuen gemäß gesell-
schaftskonformer Regeln handeln können. Das
sich stetig wandelnde Konzept der Kultur nimmt
Einfluss auf das Wahrnehmen, Denken, Werten
und Handeln aller Mitglieder der jeweiligen Ge-
sellschaft oder Gruppe (Voigt 2009, S. 28).
Viele Studien
vergleichen Kultur mit einem
Eisberg
, denn nur die Spitze, der kleinste Teil,
ist sichtbar. Dieser kleine Teil stellt die soge-
nannte objektive Kultur dar, sie beinhaltet alles,
was auch Außenstehende wahrnehmen kön-
nen, alles Sichtbare, Hörbare und Spürbare,
wie z. B. Musik oder Mode. Die subjektive Kul-
tur umfasst Werte, Einstellungen und Glau-
bensansätze; sie spielt sich im Unterbewusst-
sein eines Individuums ab und bleibt Mitglie-
dern anderer Kulturen größtenteils verschlos-
sen (Voigt 2009, S. 29).
Anhand von Kulturstudien, die es ermöglichen,
Kulturen miteinander zu vergleichen, wird der
Kulturbegriff besser verständlich und greifbarer
gemacht. Zu den bekanntesten Kulturstudien
gehören die von Edward T. Hall (Hall 1976; Hall
1984), Geert Hofstede (Hofstede 2011) und
Fons Trompenaars (Trompenaars 2012). Zur
Erklärung seiner Kulturmodelle wählte Hofstede
einen typologischen Ansatz, indem er für
jede
einzelne Dimension die beiden einander
entgegengesetzten Extreme als Typen be-
schrieb, wie z. B. Individualismus versus
Abb. 1: Die spezifischen Indexwerte für China und Deutschland; Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Hofstede, 2011
Controlling in China
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