hat. Seit 1949 befand sich das Land in einer
Zeit des Wiederaufbaus und durchlief einen
komplizierten Prozess wirtschaftlicher Entwick-
lungen. Mit Einführung der Planwirtschaft 1953
wurden alle ökonomischen Prozesse der
Volkrepublik China zentral und planmäßig unter
der Führung der Kommunistischen Partei Chi-
nas (KPCh) gesteuert. Das Hauptziel war es, die
Industrialisierung mittels Entwicklung der
Schwerindustrie zu forcieren, um einen großen
Kapitalstock und Maschinenpark für die Volks-
wirtschaft zu schaffen (Fischer und Müller-
Hofstede 2014, S. 649). China sollte in die
Lage versetzt werden, alle notwendigen Indus-
trie- und Rüstungsgüter selbst herstellen zu
können. Zu diesem Zweck übernahm die KPCh
die direkte Kontrolle über alle Betriebe und be-
gann mit der Neuausrichtung der Industrie (Fi-
scher und Müller-Hofstede 2014, S. 660).
Da
der Staat Eigentümer von Produktionsmit-
teln war und Kontrolle über die Verteilung
von Gütern und Dienstleistungen hatte,
wurden alle Preise von der Zentralregie-
rung vorgegeben, statt durch Angebot und
Nachfrage reguliert
zu werden. Gewinn zu
machen gehörte daher nicht zu den Hauptzielen
der Staatsunternehmen. Da das Management
darüber hinaus über wenig Entscheidungskom-
petenz verfügte, musste es sich für Verluste
nicht verantworten. Mit der zentralen Lenkung
durch die KPCh ging außerdem einher, dass es
weder Erfahrung mit Wettbewerb noch mit
Kostendruck gab (Liu 2009, S. 17). Trotz eini-
ger Rückschläge
gelang es der Partei, das
Planziel einer Produktionsverdopplung zu
übertreffen und das sozialistische Wirt-
schafsmodell bis 1992 aufrechtzuerhalten.
Aufgrund dieser relativ jungen wirtschaftli-
chen Entwicklung war es bislang nicht not-
wendig, Controlling-Prozesse in chinesi-
schen Unternehmen zu etablieren
. Das er-
klärt, warum Controlling in China noch weitest-
gehend unbekannt ist (Liu 2009, S. 18).
Auch die grundlegenden Kenntnisse über Ma-
nagement Accounting, wie z. B. das vollständi-
ge Budget, die Risiko- und Differenzanalyse,
langfristige Investitionen usw., fehlen zahlrei-
chen Managern und entsprechenden Mitarbei-
tern (Liu 2009, S. 20). In den meisten Unter-
nehmen in China gibt es deswegen bis heute
keine eigenständige Controlling-Abteilung, so-
fern überhaupt Controlling betrieben wird (Pich-
ler 2010, S. 301; Liu 2009, S. 18). In diesem
Fall werden die Controlling-Aufgaben von allen
Abteilungen und Managern gemeinsam ausge-
führt (Liu 2009, S. 21).
Zusätzlich zu der oben genannten Tatsache,
dass die Controlling-Aufgaben in China ver-
gleichsweise restriktiv gefasst werden, hat
das Controlling noch ein anderes, ganz grund-
legendes Problem:
Die Prozesse in der be-
trieblichen Praxis bringen nur allzu selten
brauchbare Ergebnisse. Häufig kommt es
zu Überziehungen des Budgets, langen und
komplizierten Berichtswegen, geschönten
Daten
und nicht eindeutigen Informationen,
zeitlichen Verzögerungen bis hin zu fehlerhafter
Berichterstattung.
Der Grund für die enge Controlling-Sicht sowie
die geringe Performanz des chinesischen Cont-
rollings lassen sich in der Praxis v.a. zwei Fakto-
ren zurechnen. Zum einen findet sie sich in ei-
nem simplen, aber spürbaren Faktum wieder:
die mangelnde und unzureichende Ausbil-
dung chinesischer Controller
. Bis dato gibt es
schlicht zu wenige Ausbildungs- und Fortbil-
dungsmöglichkeiten. Zum anderen gibt es
gro-
ße kulturelle Unterschiede zwischen China
und Deutschland
und die damit einhergehende
hohe kulturelle Distanz ist nicht immer leicht zu
überbrücken. Zwar hat die nationale Kultur kei-
nen direkten Einfluss auf das Controlling, jedoch
aber auf die Menschen, die die Controlling-Auf-
gaben ausüben.
Die Selbstverständlichkeit,
mit der deutsche Controller die Sinnhaftig-
keit von Controlling-Aktivitäten und seine
Funktionen betrachten
, bleibt den chinesi-
schen Kollegen aufgrund ihrer eigenen kulturel-
len Prägung verborgen (Klähn 2015, S. 41).
Berücksichtigung kultureller
Faktoren im Controlling
Kultur messbar machen:
Kulturdimensionen nach Hofstede
Was ist nun aber diese Kultur, die einen un-
sichtbaren und dennoch spürbaren Einfluss auf
die Wirksamkeit und Effizienz des Controllings
in China zu haben scheint? Der Kulturbegriff
hat zahlreiche Definitionen. Der niederländi-
sche Sozialwissenschaftler und Ingenieur Geert
Seminare und Trainings e-Learnings
Qualifizierungsprogramme und Lehrgänge
Tagungen und Kongresse
Unternehmenslösungen Consulting
Kompetenz für Fach- und Führungskräfte
Zukunftsgestaltung für Unternehmen
Aktuelle Weiterbildung für
Ihren Erfolg in den Bereichen
• Controlling
• Rechnungswesen, Steuern
und Finanzen
Das neue
Programm jetzt
anfordern!
Tel.: 0761 898-4477
Das volle
Programm für
Ihren Erfolg.
CM September / Oktober 2017