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Starre Planungsprozesse für
Ineffizienz verantwortlich
Die Versicherungsbranche sieht sich derzeit
großen Herausforderungen ausgesetzt. Sinken-
de Margen, resultierend aus der seit Jahren an-
haltenden Niedrigzinsphase, gestiegene Kun-
denanforderungen und anhaltende Regulierun-
gen (Solvency II/SST) erhöhen den Kosten-
druck und erfordern eine höhere Transparenz
über Kosten- und Investitionsentscheidungen in
der Linie als auch in Projekten. Allerdings ist
eine ausreichende Kostentransparenz und
-analyse für die wesentlichen Unternehmens-
bereiche anhand der derzeitigen Systemland-
schaften nicht oder nur mit hohem manuellen
Aufwand möglich. Schließlich ist der nicht mehr
zeitgemäße, starre Kostenplanungs- und -steu-
erungsprozess in vielen Versicherungen die Ur-
sache für ein ineffizientes Kostenmanagement.
So bedarf es auch in der Versicherungsbranche
an Instrumenten, die treiberbasiert relevante
Veränderungen berücksichtigen und somit ei-
nen ganzheitlichen Blick auf die Kosten-
entwicklung erlauben. Die Möglichkeiten und
Implikationen der Digitalisierung für das Kos-
tenmanagement werden im Folgenden anhand
von zehn Thesen beleuchtet.
These 1: Eine standardisierte Systemland-
schaft mit Customizing-Möglichkeiten ist die
Basis für ein modernes Kostenmanagement
Die den Versicherungsunternehmen zur Verfü-
gung stehende Datenvielfalt ermöglicht selek-
tive, zukunftsorientierte Analysen. Diese ha-
ben das Potenzial, das Kostenmanagement zu
präzisieren. Für die Kostenplanung werden
versicherungsinterne und -externe Daten zu-
sammengetragen. Die zunächst heterogenen
Daten können in der Staging-Sicht einer relati-
onalen Datenbank homogenisiert werden, so-
dass der Anwender eine Auswertung auf Basis
der im Data Warehouse aggregierten Daten
durchführen kann. In einer multidimensionalen
Datenbank können die Inhalte des Data
Warehouses benutzerfreundlich und entspre-
chend den Anforderungen dargestellt werden
(siehe Abbildung 1).
These 2: Neue IT-Lösungen ermöglichen
eine detaillierte und zukunftsorientierte
Kostenplanung
Während traditionelle Analysetools vor allem
Vergangenheitswerte untersuchen, ermögli-
chen neue IT-Lösungen auch Prognosen und
Sensitivitätsanalysen. Mit Hilfe neuer Daten-
banken, die verfügbare Daten in einer Platt-
form vereinen (single source of truth), wer-
den rollierende Planungen ermöglicht. Die
stetige Revidierung und Aktualisierung der
Daten ermöglicht eine erheblich genauere
Planungsintensität. Darüber hinaus ist eine
einfache Zusammenführung und Auswer-
tung interner versicherungsmathematischer
Daten mit Datenquellen von Drittanbietern
möglich, sodass die Kostenplanung unter
Beachtung externer Einflussfaktoren präzi-
ser erstellt werden kann.
Zehn Thesen zum modernen Kostenmanagement
im Zeitalter der Digitalisierung
– erläutert am Beispiel der Versicherungsbranche –
von Christian Briem, Martin Esch und Mark René Hertting
Abb. 1: Anknüpfungspunkte moderner Planungslösungen an den BI-Server
Zehn Thesen zum modernen Kostenmanagement