CONTROLLER Magazin 6/2017 - page 84

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Was eben gerade noch einem Rating von B entspricht. Dieses sehr ein-
fache Konzept weist noch keinen Bezug zu den (aggregierten) Risiken
und damit zur Risikoanalyse auf. Es kann also keine Aussage darüber ge-
troffen werden, ob durch die Risiken des Unternehmens eine der Schran-
ken verletzt werden und mit welcher Wahrscheinlichkeit dies auftreten
kann. Allerdings sind solche Abschätzungen relativ einfach durchführbar,
wenn man die Risiken im Kontext einer Planung durch eine Monte-Carlo-
Simulation aggregiert. Es lässt sich dann nämlich auch eine Häufigkeits-
verteilung für die Ratingprognose erstellen; also kann für jeden Simulati-
onslauf das sich ergebende Finanzkennzahlenrating ermittelt werden.
Beispielsweise zeigt eine solche Auswertung folgendes Ergebnis, wie in
Abbildung 5 dargestellt.
Demnach wäre die Wahrscheinlichkeit, dass die Grenze der Risikotrag-
fähigkeit (Rating schlechter B, also p > 7,44%) gerissen wird, bei ca.
1,2 %. Analog lässt sich die Wahrscheinlichkeit ermitteln ein Rating
schlechter als BB- aufzuweisen (p > 2,48%) zu 6,3%. Mit einer solchen
Risikoaggregation kann man dann auch die Risikotragfähigkeit gemäß
Konzeption 2 ermitteln, also die Differenz zwischen einem geeignet ope-
rationalisierten Risikodeckungspotenzial und dem aggregierten Risiko-
umfang, was hier aber nicht durchgeführt wurde.
Zusammenfassend erhält man folgende Ergebnisse bei der Risikotrag-
fähigkeitsbetrachtung der Selbitzer Hightech AG (siehe Abbildung 6).
Entsprechend der hier formulierten Empfehlung werden zu Risikotrag-
fähigkeit und Risikotoleranz jeweils zwei Kennzahlen angegeben. Der
Risikotoleranz- bzw. Risikotragfähigkeitswert gibt „in Euro“ den Abstand
kapital und damit Fremdkapital nur dann, wenn die Risikowirkung so
hoch ist, dass der Gewinn
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im negativen Bereich liegt.
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Durch eine Zielwertsuche
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kann nun die Höhe von Risiko ermittelt wer-
den, die zu einer Ratingverschlechterung unter BB- bzw. B führt. Die Ri-
sikotoleranz wird damit ermittelt zu 25,8 Mio. €. Dies bedeutet, dass ein
solcher Risikoeinschlag dazu führt, dass man an die Ratinggrenze zwi-
schen BB- und B+ kommt.
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Im Beispielfall wäre das EBIT mit 9,2 Mio. €
noch positiv, allerdings beträgt die Gesamtkapitalrendite nur noch 3,5%.
Die Eigenkapitalquote bleibt (aufgrund der Vollausschüttungshypothese)
konstant bei 28,85%. Die Insolvenzwahrscheinlichkeit lässt sich dann
abschätzen zu
Was eben gerade noch einem Rating von BB- entspricht. Die
Risiko-
tragfähigkeit
lässt sich analog ermitteln zu 47,7 Mio. €. Beim Eintre-
ten einer solchen kombinierten Risikowirkung tritt ein EBIT-Verlust von
-12,7 Mio. € ein, was – wiederum unter Vernachlässigung nicht-opera-
tiver Effekte – zu einer Eigenkapitalminderung in derselben Höhe führt.
Die Gesamtkapitalrendite beträgt somit -4,9% und die Eigenkapital-
quote ca. 24%. Die Insolvenzwahrscheinlichkeit lässt sich dann ab-
schätzen zu
Abb. 5: Häufigkeitsverteilung Insolvenzwahrscheinlichkeit aus Finanzkennzahlenrating
Abb. 6: Ergebnis der Risikotragfähigkeitsbetrachtung
Risikotragfähigkeit, Risikotoleranz, Risikoappetit und Risikodeckungspotenzial
1...,74,75,76,77,78,79,80,81,82,83 85,86,87,88,89,90,91,92,93,94,...116
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