CONTROLLER Magazin 6/2017 - page 75

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porting auf operativen Einzelposten. Dies ver-
meidet die Überleitung in BW-Systeme und bie-
tet das Potenzial des detaillierten Drilldowns.
Die Einführung des Universal Journals bringt
die drei Rechnungswesen-Anwendungen zu-
sammen und schafft Strukturgleichheit. Ab-
stimmungsaktivitäten werden obsolet und es
bietet die Möglichkeit, dass alle drei Anwen-
dungen auf den gleichen Entitäten „reporten“,
wie zum Beispiel dem G/L Account und dass
alle anwendungsspezifische Attribute, auch
den anderen Anwendungen zur Verfügung ste-
hen. Die einheitliche Datenbasis entsteht an der
Quelle und muss nicht durch Abstimmungen
und Anpassungen erarbeitet werden – Single
Source of Truth vs. Single Point of Truth!
Der nächste Innovationsschritt ist mit der fle-
xiblen Attributierung getan. Hier werden die
Prozesse verschlankt und neue Einblicke er-
möglicht:
·
Erweiterte Drill-Down-Möglichkeiten auf den
Primärkonten – z. B. WIP, Reisekosten oder
Erlöse nach Marktsegmenten
·
Obsolete Abschlussschritte – z. B. Abrech-
nung ins CO-PA
·
Frühzeitige Informationen – z. B. Margen-
analyse nach Marktsegment oder auf dem
Kostenträger mit der Verbuchung der Prima
Nota und nicht erst am Periodenende („Real-
time-Ergebnisreporting).
·
Konsistenz und Integrität der bereitgestellten
Daten – alle Anwendungen beziehen ihre
Auswertungen aus der gleichen Quelle
·
Neues umfangreiches Reporting für Kosten-
träger – z. B. das Project-Reporting zeigt
jetzt auch realisierte Umsätze und Bestands-
konten (WIP). Leistungen, die für den Kosten-
träger buchungskreisübergreifend erbracht
wurden, sind sichtbar.
Für die Unternehmen werfen diese Innovatio-
nen auch weitrechende Fragen für die Aufbau-
und Ablauforganisation auf. Accounting- und
Controllingaufgaben rücken näher zusammen
und werden verschlankt. Umfangreiche Aus-
wertungen aus „toten Datentöpfen“ (Business
Warehouse, Data Warehouse) werden obsolet
und es kann direkt und zeitnah mit den trans-
aktionalen Daten gearbeitet werden.
ins Business Warehouse (Abbildung 8). In S/4
HANA mit Nutzung der Attributierung und der
transaktionsbasierten Erlösrealisierung sind vie-
le Schritte obsolet. Wie beschrieben, führt die
Zeitrückmeldung unmittelbar zum sogar ver-
besserten Reporting. Auf Basis der Kostenbu-
chung wird transaktionsbasiert der realisierte
Erlös gebucht, was ein sofortiges „Margen-
Reporting“ für das Projekt und aufgrund der
Attributierung auch ein Marktsegmentergebnis
ermöglicht. Unabhängig vom Monatsabschluss
bzw. Periodenende kann damit ein „Realtime-
Ergebnisreporting“ durchgeführt werden (Abbil-
dung 9). Am Periodenende berücksichtigt ein
Abschlusslauf Vorgänge, die während der Peri-
ode nicht zu transaktionsbasierten Erlösbu-
chungen geführt haben (wie die Anpassung des
Percentage of Completion des Projektleiters,
Statusänderung des Projektes oder Abschrei-
bung von rückgemeldeten Zeiten). Ein Transfer
in das Profitability bleibt obsolet.
Fazit
Auf der S/4 HANA Plattform hat das erweiterte
Management-Reporting in den letzten Entwick-
lungszyklen eine weitreichende Innovation er-
fahren. Zunächst ermöglicht HANA das Re-
Mit der nächsten Ausbaustufe werden nun pro-
zessabhängige Informationen ermittelt und im
Beleg als zusätzliche Attribute weggeschrieben
(Abbildung 7). So werden in dem Kundenpro-
jektszenario für alle Belegzeilen, die auf das
Projekt kontiert sind, das Marktsegment mitge-
schrieben. Auch bei Buchungen zur Erlösreali-
sierung werden sowohl für die „Bilanzzeilen“ als
auch die „P/L-Zeilen“ die Marktsegmentinfor-
mation mitgeschrieben. In S/4 HANA wird dies
erreicht, indem wir – wie hier beschrieben – für
alle Buchungen auf das Kundenprojekt das
Marktsegment aus dem zugeordneten Kontrakt
/ Kundenauftrag ableiten. Damit stehen alle
Projekt-relevanten Buchungen für ein umfas-
sendes Reporting zur Verfügung, da HANA ein
Reporting auf Einzelposten zulässt.
Drastische Prozess- und
Abschlussvereinfachung
Nachfolgend wird anhand des Kundenpro-
jektszenarios aufgezeigt, welche Schritte nach
der Zeiterfassung eines Beraters für ein Projekt
notwendig sind, bis ein aktueller Projektergeb-
nisbericht zur Verfügung gestellt werden kann.
In SAP ERP sind zum Periodenende viele Schrit-
te notwendig; eventuell auch eine Überleitung
Autoren
Dipl. Wi.-Ing. Stefan Walz
ist Business Process Architect in der Financials Entwicklung
bei der SAP SE. Er war an der Konzeption des Universal Journal
beteiligt und ist verantwortlich für das neue „Customer Projekt
Accounting in der S/4 HANA Cloud“.
E-Mail:
Prof. Dr. Reinhard Rupp
ist Wirtschaftsprüfer und Professor für Controlling, Finanzen und
Rechnungswesen an der Hochschule Pforzheim. Zuvor war er in
verantwortlichen Positionen und als CFO in verschiedenen Unter-
nehmen für Finanzen und IT zuständig und hat umfassende Er-
fahrung in der Einführung und im Betrieb von SAP-Plattformen.
E-Mail:
Dr. Jonas Tritschler
ist Wirtschaftsprüfer und zertifiziert in Controlling (CMA) und IT-
Revision (CISA). Neben seiner Rolle als Wirtschaftsprüfer war er
interimistisch in kaufmännischen Führungsfunktionen in mittel-
ständischen Unternehmen tätig. Seit Ende 2015 ist er Geschäfts-
führer der FALK IT Consulting Services GmbH, Heidelberg.
E-Mail:
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