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ternehmen kommen unterschiedliche Energie-
träger (Strom, Gas) und Energieformen (elekt-
rische, thermische Energie) zum Einsatz. Man-
che können am Markt eingekauft werden,
andere müssen selbst produziert werden. Bei
der Umwandlung von Energie treten Verluste
(zum Beispiel Abwärme) auf, die den Nutz-
energieanteil reduzieren. Effizienzsteigerung
setzt deshalb zum einen auf der Prozessebene
an, zum anderen bei der Energiebeschaffung.
Denn auch die Kosten fremdbezogener Ener-
gieträger variieren in Abhängigkeit von Ver-
tragslaufzeiten, Lieferungsumfang und Kapa-
zitätsauslastung.
Diese Eigenheiten machen deutlich, dass die
Bewertung des energetischen Werteverzehrs
sehr komplex ist. Zur Beurteilung der Energie-
effizienz reicht es daher nicht aus, den abso-
luten Energieeinsatz und die Kosten zu analy-
sieren. Vielmehr müssen
Bezugsgrößen und
Kennzahlen herangezogen
werden. Sie ver-
dichten die umfangreichen Energiedaten zu ei-
ner aussagekräftigen Kenngröße.
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Damit schaf-
fen sie eine einheitliche Datenbasis zur Bewer-
tung und zum Vergleich der Produktions- und
Versorgungsanlagen.
Dotted-Line-Prinzip. Hier übernimmt der
Energie-Controller eine eigenständige
Stabsstelle. Fachlich ist er dem Leiter
Controlling unterstellt und disziplinarisch
dem zentralen Energiemanager.
„Die Än-
derung der organisatorischen Strukturen im
Unternehmen ist zunächst mit Kosten verbun-
den. Durch die Optimierung technischer Ab-
läufe und einen Wandel der Verhaltensweisen
rentiert sich das Energiemanagementsystem
bereits nach wenigen Monaten“, sagt Johan-
nes Kuschel, Finanzen/Controller der Sonepar
Deutschland GmbH. Die Tätigkeitsschwer-
punkte des Energie-Controllings umfassen
die Planung und Kontrolle der Energiestrate-
gie, die Koordination von Effizienzmaßnah-
men sowie die Beratung und Information von
Entscheidungsträgern. Alle Entscheidungen
zur Budgetierung und zur Ausgestaltung der
Einsparprogramme werden auf Basis einer
klaren Aufgabenverteilung und Dokumenta-
tion getroffen.
Betriebswirtschaftlich wird der Energiever-
brauch durch die Energiekosten abgebildet.
Für die
energetische Kostenrechnung
erge-
ben sich einige Besonderheiten. In jedem Un-
richten“, sagt Teipel.Sonepar unterstützt Un-
ternehmen bei der Einführung eines Energie-
managementsystems nach ISO 50001 mit
dem Eco Network: Ausgewählte, namhafte
Hersteller bieten innovative Produktlösungen
und das fachspezifische Know-how, unabhän-
gige Ingenieurbüros stellen systemübergreifen-
de, neutrale Energieexpertise und zertifizierte
Systempartner setzen konkrete Lösungen bis
zur Inbetriebnahme um – von der Mess- und
Steuertechnik über die Beleuchtung bis hin zur
Versorgungstechnik. Das Ziel ist eine klar
energetische Organisationsstruktur, mit der
langfristige Kosteneinsparungen realisiert wer-
den. Selbst eine Finanzierung kann über das
Eco Network angeboten werden.
Komplexität reduzieren:
Aufgabenbereiche des
Energie-Controllers
Zentrale Steuerungskomponente des betrieb-
lichen Energiemanagements ist ein effektives
Energie-Controlling. Die I
nternational Group
of Controlling (IGC)
empfiehlt für die organi-
satorische Verankerung im Unternehmen das
Abb. 4: Energiekosten in den Bereichen der Kostenrechnung. Hier wird ermittelt, welche Kostenarten an den jeweiligen Kostenstellen für die unterschiedlichen
Kostenträger anfallen.
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CM März / April 2017