CONTROLLER Magazin 2/2017 - page 44

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„Immer auf der Heimfahrt fallen mir die besten
Ideen ein!“ – wer kennt diesen Spruch nicht. Es
sind die Momente, in denen wir zurückschauen
und uns eine bessere Option einfällt, wie wir
hätten handeln, entscheiden oder uns ausdrü-
cken können. Irgendetwas scheint uns daran
gehindert zu haben, in dieser Situation die bes-
sere Alternative abzurufen. Haben wir das Er-
lernte verlernt? Leiden wir schon unter einer
Teilamnesie? Nichts dergleichen. Hier spielt uns
unser Überlebenstrieb einen Streich. Es gibt Si-
tuationen im Leben, in denen wir unter Druck
geraten. Momente, in denen wir uns unwohl,
gestresst, unsicher oder sogar überfordert füh-
len. Darüber hinaus sollten wir auch noch Men-
schen begeistern, kreative Lösungen finden
und vor Energie strotzend auf die nächste Her-
ausforderung zugehen. Ist so etwas möglich?
Ja! – wenn das Zusammenspiel von Können,
Wollen und Tun zu Erfolg und Energiegewin-
nung führt.
1. Können
Die Vorstellung, dass uns Wissen eingeflößt
wird, und dadurch auch der „Dümmste“ alles
fast ohne Aufwand und Anstrengung lernen
könne, ist zwar uralt, wie sich an der Ge-
schichte vom „Nürnberger Trichter“ zeigt.
Heute würde man eher vom „Upload in die
persönliche Cloud“ reden. Letztlich ist es aber
unerheblich, da Lernen so nicht funktioniert.
Wir haben weder ein Loch, in das Wissen ein-
geflößt werden kann, noch eine Schnittstelle,
die das zu leisten vermag. Somit sind wir als
einzige Methode zu lernen auf unsere Sinnes-
kanäle angewiesen. Sehen, hören, fühlen,
schmecken und riechen. Diese stehen uns zur
Verfügung, um unsere Umwelt wahrzuneh-
men, sie zu erfahren und dadurch zu lernen.
Vereinfacht funktioniert es so, dass Informati-
onen über diese Wahrnehmungskanäle aufge-
nommen und an unser Gehirn weitergeleitet
werden. Dort findet nun ein Abgleich mit den
inneren, bereits vorhandenen Bildern und Vor-
stellungen auf allen Wahrnehmungskanälen
statt. Wird keine Übereinstimmung gefunden,
so nehmen wir es nicht wahr. Stimmt die vor-
handene Vorstellung mit den neuen Informa-
tionen exakt überein, passiert auch nichts.
Das ist sozusagen der Alltag. Wenn die neuen
Informationen den inneren Vorstellungen aller-
dings nur ähnlich sind, gibt es einen Versatz
zwischen der inneren Vorstellung und der von
außen kommenden Information. Unser Gehirn
wird „verwirrt“, die neuronalen Netze lösen
sich auf und verbinden sich neu. Wir gewinnen
eine zweite Vorstellung hinzu. Das nennen wir
lernen. Da die Verbindung der neuronalen Net-
ze mit Dopamin erfolgt, haben wir eine positi-
ve Gefühlsausschüttung oder banal gesagt
den „Aha“-Effekt, wie die allseits bekannte
Figur Wickie aus dem Wikingerdorf Flake.
Wieso überhaupt dieser Aufwand? Lernen gibt
uns riesige Vorteile. Es ermöglicht uns, unsere
Flexibilität zu erhöhen. Wir schaffen kreative
Problemlösungen, haben einen erweiterten
Wahrnehmungsspielraum und können dadurch
unsere Ziele effizient erreichen. Wir passen uns
leichter und schneller an sich immer wieder än-
dernde Gegebenheiten an, ganz im Sinne von
Herbert Spencer und seinem „Survival of the
Fittest“: Derjenige, der sich am schnellsten und
besten an die Veränderungen anpasst, kommt
am effizientesten zum Ziel und überlebt.
Was man mit Flexibilität anstellen kann, sehen
wir sehr häufig bei Kindern und Sportlern. Was
unterscheidet kleine Kinder von Erwachse-
nen? Natürlich vieles, aber was das Erreichen
von Zielen betrifft, so steht ihnen ein breiteres
Verhaltensspektrum zur Verfügung als uns Er-
wachsenen. Verhalten erlernen wir bis unge-
fähr zum siebten Lebensjahr. Es werden Stra-
tegien und Möglichkeiten entwickelt, um Ziele
zu erreichen. Es findet meist ein Ausprobieren
verschiedener Varianten statt, bis sich eine als
erfolgreich herauskristallisiert. Nehmen wir als
Beispiel, dass ein Kind von seinem Vater einen
Lolli bekommen will. Naheliegend ist eine di-
rekte Frage: „Papa, bekomme ich einen Lolli?“
Bei einem „Nein“ ist der Prozess für den Er-
wachsenen beendet. Wer selbst ein Kind hat
weiß aber, dass es jetzt noch lange nicht auf-
gibt, solange dieser brennende Wunsch be-
Können. Wollen. Tun.
Wie man Kompetenz in Erfolg umwandelt
von Rainer Runzer
Können. Wollen. Tun.
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