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Kapitalmarkt durch die Versorgung mit ver-
lässlichen Informationen positiv für das Unter-
nehmen zu gewinnen. Fraglich ist, inwieweit
sich die Unternehmen über ihre publizierten
Kennzahlen beurteilen und vergleichen las-
sen. Hier werden zwei Problemfelder deutlich:
Einerseits existieren unterschiedliche Defini-
tionen derselben Kennzahl – so konnten
z. B. für den ROCE knapp zehn verschiedene
Definitionen herausgearbeitet werden, von
denen einige in Abbildung 2 beispielhaft auf-
geführt sind.
Ein weiteres Problem besteht in unterschied-
lichen Bezeichnungen derselben Kennzahl. So
zeigt die empirische Analyse, dass beispiels-
weise für die Kennzahl „Economic Value Ad-
ded“ neun verschiedene Bezeichnungen in den
untersuchten DAX-Unternehmen vorkommen,
so z. B. „Absoluter Wertbeitrag“, Geschäfts-
wertbeitrag“, „EBIT nach Kapitalkosten“, „EBIT
after Asset Charge“ (vgl. Abbildung 3). Eine
Vergleichbarkeit der betrachteten Unternehmen
anhand der veröffentlichten Kennzahlen ist da-
her nur schwer bzw. nicht möglich.
Handlungsempfehlung
Insbesondere im Hin-
blick auf die Sicherstellung einer höheren
Transparenz und Vergleichbarkeit wäre aus
Sicht der Stakeholder eine stärkere Vereinheit-
lichung wünschenswert. Ein Grundstein hierzu
ist zwar mit dem DRS 20 gelegt, jedoch fehlt
eine standardisierte Berechnung der Kennzah-
len und ihrer Bestandteile, die eine höhere
Transparenz und bessere Vergleichbarkeit er-
möglichen würde.
Ausblick
Die Ausführungen zeigen, dass auch
nach der Finanzkrise eine wertorientierte Un-
ternehmensführung für den Großteil der DAX-
30 Unternehmen von hoher Bedeutung ist.
Messgrößen sind hierfür neben den gängigen
Wertbeitragsgrößen EVA
®
, ROCE-Spread, CVA
etc. häufig „traditionelle“ finanzielle Kennzahlen
wie z. B. EBIT, EBITDA, ROE, ROS. Im Hinblick
auf eine transparente und vergleichbare Be-
richterstattung wäre ein höherer Grad an Stan-
dardisierung wünschenswert.
Literatur
Honold, D./Fülbier, R.U./Weese, A. (2016), Zu-
kunftspotenziale aus Kapitalmarktsicht: Markt-
wert-Buchwert-Gegenwartswert-Lücke am Bei-
spiel der DAX-Unternehmen, in: Corporate Fi-
nance, Nr.07-08, vom 01.08.16, S. 249-264.
Langguth, H. (2008), Kapitalmarktorientiertes
Wertmanagement, Unternehmensbewertung,
Unternehmenssteuerung und Berichterstat-
tung, Vahlen, München.
Philipps, H. (2014), Berichtspraxis nach DRS
zum Konzernsteuerungssystem, in: Der Betrieb,
Heft 27-28, S. 1501-1507.
Humke, T. (2015), Wertorientierte Unterneh-
mensführung am Beispiel der DAX-30-Unter-
nehmen. Masterarbeit. Hochschule Hannover.
Autor
Prof. Dr. Heike Langguth
ist Professorin für Controlling und Corporate Finance an der
Fakultät IV, Abteilung Betriebswirtschaft der Hochschule
Hannover. Sie ist Mitglied des Arbeitskreises der Controlling-
Professuren an Hochschulen.
E-Mail:
www:ak-controlling-profs.de
Sprecher dieser Artikelreihe:
Prof. Dr. Andreas Wiesehahn, Hochschule Bonn-
Rhein-Sieg
E-Mail:
Wissenschaftlicher Beirat:
Prof. Dr. Hanno Drews (Verhaltensorientiertes Cont-
rolling), Prof. Dr. Britta Rathje (Operatives Control-
ling, insb. Kosten- und Erfolgsmanagement), Prof.
Dr. Solveig Reißig-Thust (Controlling und Compli-
ance, Value Based Management, Unternehmensbe-
wertung, Controlling in Gründungsunternehmen),
Prof. Dr. Andreas Taschner (Management Re-
porting, Investitionscontrolling, Supply Chain Cont-
rolling), Prof. Dr. Andreas Wiesehahn (Nachfolge-
controlling, Nachhaltigkeitscontrolling)
Abb. 2: Unterschiedliche Definitionen der
Kennzahl ROCE
Abb. 3: Unterschiedliche Bezeichnungen der absoluten gewinnbasierten Kennzahl Economic Value Added (EVA
®
)
CM März / April 2017