CONTROLLER Magazin 2/2017 - page 26

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Zur Umsetzung eignen sich analytische
Informationssysteme
Zur Umsetzung eines PPMS eignen sich analy-
tische Informationssystem. Diese greifen in der
Regel auf eine speziell für Analysezwecke aus-
gerichtete, konsistente und integrierte Daten-
basis in Form von Data Warehouses oder Data
Marts zurück. Auf dieser Datengrundlage kön-
nen Anwender mittels OLAP- und BI-Werkzeu-
gen umfangreiche Analysen entlang verschie-
dener Dimensionen und Aggregationsstufen
durchführen [13]. Analytische Informationssys-
teme lassen sich in drei Schichten zur Daten-
haltung, Datenaufbereitung und Datenbereit-
stellung unterteilen.
Innerhalb der Datenhaltungsschicht eines
PPMS werden die Konsistenz sowie die se-
mantische und syntaktische Harmonisierung
der dem System zugrundeliegenden Daten-
basis, die aus verschiedenen Quellen relevan-
te Daten integriert, gewährleistet [1]. Damit
jedweder Einfluss auf die Performance und
die Wirkung einzelner Maßnahmen bei der
WoC-Steuerung analysiert und Abweichun-
gen erkannt werden können, muss ein PPMS
Daten in unterschiedlichen Dimensionen und
Ebenen vorhalten. Wo immer möglich, sollten
die Daten automatisch während der Prozes-
sausführung erhoben werden, damit das
PPMS auf Basis ohnehin bestehender Daten-
quellen schneller produktiv genutzt werden
kann [14]. Im Fall der WoC-Prozesse sind die-
se Daten vor allem in Finanzbuchungs-, CRM-
, Lagersystemen, etc. zu finden. Die Daten-
haltungsschicht adressiert an dieser Stelle
vor allem die Herausforderung der Identifika-
tion geeigneter Messgrößen und in der Folge
alle darauf aufbauenden Analysen sowie die
adäquate Informationsbereitstellung für die
Prozessbeteiligten.
passgenau für den jeweiligen Prozessverant-
wortlichen zur Verfügung gestellt werden [12].
Die Umsetzung einer ganzheitlichen WoC-
Steuerung bedarf an dieser Stelle, neben der
Etablierung zielgerichteter Managementpro-
zesse, einer informationstechnischen Unter-
stützung. Nur ein geeignetes IT-System kann
dabei der Komplexität des WoC-Prozessge-
füges und der Abbildung der zur Analyse not-
wendigen Leistungskennzahlen und Wir-
kungsbeziehungen aus der Vielzahl an Daten
und an einzubeziehenden Datenquellen ge-
recht werden. Im weiteren Verlauf des Arti-
kels soll ein PPMS zur Unterstützung einer
ganzheitlichen Working-Capital-Steuerung
als ein möglicher Lösungsansatz betrachtet
werden.
Process-Performance-
Measurement-System als
Ansatz zur ganzheitlichen
Working-Capital-Steuerung
Um die Performance der Teilprozesse sowie des
Prozessgefüges effizient zu messen, zu analy-
sieren und proaktiv zu steuern, ist ein analyti-
sches Informationssystem notwendig, das die
aufgezeigten Herausforderungen adäquat ad-
ressieren kann. Um der Abbildung komplexer
Prozesslandschaften in Organisationen gerecht
zu werden, widmet sich ein Forschungszweig in
der Business Intelligence einer zunehmenden
Prozessorientierung. Im Speziellen bieten PPMS
einen Beitrag zur ganzheitlichen Beurteilung
und damit Beherrschung sowie zur Verbesse-
rung von komplexen Prozesslandschaften, in-
dem sie relevante Performancedaten sammeln,
auswerten und die gewonnenen Ergebnisse an
die Prozessbeteiligten verteilen [2].
gung zwischen WoC- und klassischen Abtei-
lungszielen ist dabei ein Balanceakt, der unter-
nehmensspezifisch auszugestalten ist. Einer
aktuellen Studie zufolge mangelt es den meis-
ten Unternehmen an einer erfolgreichen Ab-
stimmung dieser konträren Ziele [10], wodurch
eine effiziente und nachhaltige WoC-Steue-
rung negativ beeinflusst wird.
Aus den skizzierten Defiziten ergibt sich eine
Vielzahl an Herausforderungen, denen ein
ganzheitlicher Steuerungsansatz für das WoC
gegenübersteht.
Herausforderungen
sind geeignete Messgrößen
Die wohl bedeutendste Herausforderung liegt in
der Identifizierung geeigneter Messgrößen, die
eine proaktive Steuerung der WoC-Prozesse
erlauben. In diesem Zusammenhang müssen
auch bestehende Ursache-Wirkungsbeziehun-
gen derart abgebildet werden, dass entspre-
chende Treiber aufgezeigt und ebenso Trend-
ableitungen durchgeführt werden können, so-
dass ein steuernder Eingriff im Bedarfsfall ziel-
gerichtet erfolgen kann.
Des Weiteren kann eine erfolgreiche Adres-
sierung der diametralen Zielsetzungen betrof-
fener Abteilungen und des WCM nur gewähr-
leistet sein, wenn
übergeordnete Ziele for-
muliert werden, die sich direkt aus der Un-
ternehmensstrategie ableiten
. Ebenso sind
Maßnahmen zur Verbesserung der Working-
Capital-Situation aus einer ganzheitlichen Sicht
heraus unter Beachtung bestehender Wechsel-
wirkungen abzuleiten und auf deren Wirkung
hin zu überwachen. Diese Aufgabe sollte im
Sinne einer nachhaltigen Verbesserung fort-
laufend proaktiv und nicht situationsgebunden,
reaktiv ausgestaltet sein [11].
Nicht zu unterschätzen ist in diesem Zusam-
menhang auch die Informationsbereitstellung
für die am Prozess beteiligten Mitarbeiter im
Unternehmen. Nur so kann ein Bewusstsein für
die Relevanz des WoC, die Einschätzung der
momentanen Situation und für die Auswirkun-
gen der eigenen, punktuell ergriffenen Maß-
nahmen gestärkt werden. Dabei müssen die re-
levanten Informationen thematisch und visuell
Autor
Dipl.-Kfm. Marcus Pfitzner
ist Doktorand und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl
für Wirtschaftsinformatik an der Technischen Universität Dresden.
E-Mail:
Ganzheitliche Working-Capital-Steuerung
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