CONTROLLER Magazin 2/2017 - page 24

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Die effiziente Nutzung und Stärkung der eige-
nen Innenfinanzierungskraft stellt für Unterneh-
men einen erheblichen Faktor zur Wettbe-
werbsfähigkeit dar. Spätestens seit der letzten
Finanzkrise und den einhergehenden restrikti-
veren Kreditvergaben sowie den volatileren Fi-
nanzmärkten rücken Liquiditätssicherung und
Ertragsstabilisierung in den Fokus. Die Liquidi-
tätsfreisetzung aus dem operativen Geschäft
heraus, die bei gewinnmaximierender Verwen-
dung der freigesetzten Mittel auch einen Bei-
trag zur Rentabilitätssteigerung leistet, kann
aus einer gezielten Steuerung des Working Ca-
pital (WoC) hervorgehen [3]. Allerdings werden
die liquiditäts- und rentabilitätssteigernden Ef-
fekte eines nachhaltigen Working Capital Ma-
nagement (WCM) nur unzureichend genutzt, da
bisher kein ganzheitlicher Ansatz zur Steuerung
des WoC existiert [4]. Um dieser Komplexität
der beteiligten Prozesse zu genügen, bedarf es
eines geeigneten, IT-gestützten Werkzeugs zur
Beurteilung ihrer Leistungsfähigkeit [7, 8].
Die
Business Intelligence als „integrierter, un-
ternehmensspezifischer IT-basierter Ge-
samtansatz“ [1] zur betrieblichen Entschei-
dungsunterstützung bietet in diesem Kon-
text geeignete Ansätze.
Analytische Informa-
tionssysteme erweisen sich dabei u. a. verstärkt
als prozessorientiert, um der Abbildung kom-
plexer Prozesslandschaften in Organisationen
gerecht zu werden. Zur Beurteilung von Prozes-
sen kann deren Leistungsfähigkeit (Perfor-
mance) als Operationalisierung herangezogen
werden. Zur Sammlung und Auswertung rele-
vanter Performancedaten und zur Verteilung
der gewonnenen Ergebnisse an die Prozess-
beteiligten kann ein Process-Performance-
Measurement-System (PPMS) einen Beitrag
zur ganzheitlichen Beurteilung und damit Be-
herrschung sowie zur Verbesserung von kom-
plexen Prozesslandschaften leisten [2].
Im Folgenden soll die Bedeutung einer ganz-
heitlichen WoC-Steuerung unterstrichen und
für ihre Implementierung in den Unternehmens-
alltag plädiert werden. Dabei sind Defizite und
Herausforderungen einer ganzheitlichen WoC-
Steuerung zu skizzieren. Außerdem wird ein
PPMS als Lösungsansatz zur Unterstützung
einer ganzheitlichen WoC-Steuerung vorge-
schlagen.
Working-Capital-relevante
Unternehmensprozesse
Das WCM zielt auf eine Reduzierung des ge-
bundenen Umlaufvermögens zur Liquiditäts-
generierung und Rentabilitätssteigerung ab.
Durch Senkung der kurzfristigen Forderungen
sowie des Vorratsbestandes und der Verlänge-
rung bestehender Verbindlichkeiten werden fi-
nanzielle Mittel freigesetzt, die gewinnbringend
investiert werden können. Das Ziel einer ganz-
heitlichen Steuerung ist es, das WoC bzw. den
Cash-Conversion-Cycle, der die Dauer der Ka-
pitalbindung als Zeitspanne der Umwandlung
eines Geldabflusses in einen Geldzufluss misst,
unter Berücksichtigung bestehender Wechsel-
wirkungen zu minimieren. Zur Erreichung die-
ses Ziels müssen zahlreiche Prozesse und
Datenströme im Unternehmen berücksichtigt
Plädoyer für eine ganzheitliche
Working-Capital-Steuerung
von Marcus Pfitzner
Ganzheitliche Working-Capital-Steuerung
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