CONTROLLER Magazin 2/2017 - page 25

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werden [3], um den jeweiligen Beteiligten ad-
äquate entscheidungsrelevante Informationen
zur Verfügung zu stellen. Das komplexe Pro-
zessgefüge, welches bei einer ganzheitlichen
WoC-Steuerung zu betrachten ist, zeigt Abbil-
dung 1 vereinfachend anhand der Hauptaktivi-
täten der Teilprozesse.
Die skizzierten Kernprozesse zeigen bereits die
Komplexität des Prozessgefüges und dessen
Verzahnungen. Für eine zielgerichtete Steuerung
ist ein Verständnis für diese Interdependenzen
seitens der Prozessbeteiligten unabdingbar,
um mögliche Aus- und Nebenwirkungen der
zur WoC-Optimierung ergriffenen Einzelmaß-
nahmen auf die Performance anderer Prozesse
ganzheitlich zu beurteilen.
Die bisherige WoC-Steuerung
hat Defizite
Die Komplexität der WoC-beeinflussenden Pro-
zesse hat bis dato keine Entsprechung in einem
ganzheitlichen Steuerungsansatz gefunden [4].
Obwohl es Ansätze zur Steuerung einzelner
Teilgebiete gibt, fehlt es an der Integration aller
Bereiche. Der weithin zur Steuerung verbreitete
Net-Working-Capital-Days-Ansatz weist jedoch
diverse Schwächen auf, die nachfolgend be-
leuchtet werden sollen.
Top-Level-Kennzahlen
Zur gängigen Praxis im WCM gehört die Ver-
wendung der Spitzenkennzahlen der WCM-Teil-
prozesse, Days Sales Outstanding (DSO), Days
Inventory Outstanding (DIO) und Days Payables
Outstanding (DPO), die teilweise als weltweiter
Standard bezeichnet werden [5]. Für eine aktive
Steuerung der Prozesse sind diese Top-Level-
Kennzahlen jedoch wenig geeignet, da sie auf-
grund der hohen Aggregation kaum Aussagen
zum jeweiligen Prozesszustand und deshalb
wenig Möglichkeiten bieten, im Bedarfsfall ge-
zielt steuernd in den Prozess einzugreifen.
Ursache-Wirkungsbeziehungen
Aus den beschriebenen Problemen hinsichtlich
der Verwendung von Top-Level-Kennzahlen er-
gibt sich ein weiteres Defizit. Die Nutzung der
aggregierten Größen lässt in der Analyse keine
Rückschlüsse auf Ursache-Wirkungsbeziehun-
gen und die damit einhergehenden Verände-
rungen in der Prozessperformance zu [4, 6], die
jedoch für eine aktive Prozesssteuerung im
Working Capital, gerade aufgrund der hohen
Komplexität, unabdingbar sind.
Stichtagsbezogenheit
Ein weiteres Problem des Net-Working-Capital-
Days-Ansatz ist in der zugrundeliegenden
Stichtagsbetrachtung zu sehen. Die Bezugnah-
me auf Bestandsgrößen stellt eine Moment-
aufnahme dar und kann, etwa zum Jahresab-
schluss, durch unternehmenspolitische Ent-
scheidungen ein deutlich anderes Bild auf die
eigentliche unterjährige Prozessperformance
werfen. Neben dieser speziellen Abschlusspro-
blematik erlaubt der Stichtagsbezug aber per
se ebenfalls keine ganzheitliche, fortlaufende
Bewertung [9].
Zielkonflikte
Zwischen den Zielen einer WoC-Optimierung
und den klassischen Abteilungszielen können
verschiedene Zielkonflikte bestehen. Die Abwä-
Abb. 1: Die Working-Capital-beeinflussenden Prozesse {4}
CM März / April 2017
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