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ser Szenarien kritisch oder bestandsbedro-
hend ist. Man gibt also nicht weitgehend will-
kürlich Szenarien vor,
sondern analysiert
Häufigkeit – und gegebenenfalls Charakte-
ristika – der kritischen Szenarien
. So kann
man beispielsweise herausfinden, welche
Kombinationen von Risiken (mit welcher Aus-
prägung) für das Unternehmen und sein Rating
problematisch sind, um geeignete Risikobe-
wältigungsmaßnahmen zu initiieren.
Die Bedeutung einer Aggregation
von Risiken über die Zeit: mehr-
jährige Bandbreitensimulation
Grundlagen
Viele Unternehmen, die (oft erst vor relativ kur-
zer Zeit) Risikoaggregationsverfahren einge-
führt haben, beschränken sich auf eine Aggre-
gation der Risiken des nächsten Planjahres.
Dass dies unzureichend ist, stellt der IDW Prü-
fungsstandard 340 klar (siehe Zitat oben,
S. 17).
Auch die „Grundsätze ordnungsge-
mäßer Planung“ fordern eine Risikoaggre-
gation
, um die Planungssicherheit anzugeben,
und gehen von mindestens
3 Planjahren
aus.
Es ist wesentlich, dass die Aggregation von
führt werden, um diese zu vergleichen und zu
bewerten. Risikogerechte Bewertung bedeutet
damit: ein Vergleich der Risikoprofile verschie-
dener Handlungsoptionen (Strategien).
In manchen Unternehmen wird versucht, statt
einer echten simulationsbasierten Risikoaggre-
gation, ausgehend von Risikoinventar oder Risk
Map, die Ergebnisauswirkungen wichtiger Risi-
ken in zwei oder drei Einzelszenarien, inklusive
eines sogenannten „Worst-Case-Szenarios“,
abzuschätzen. Dieses Vorgehen ist nahezu
nutzlos.
Das sogenannte „Worst-Case-Sze-
nario“ ist weitgehend willkürlich konstru-
iert
und die Wahrscheinlichkeit, dass dieses
oder ein „schlimmeres“ Szenario eintritt, unbe-
stimmt. Ein echtes „Worst-Case-Szenario“
wird dabei auch gar nicht betrachtet, was so-
wieso wenig hilfreich ist: Im Worst Case, d. h.
bei Eintreten sämtlicher Risiken, ist jedes Un-
ternehmen insolvent. Ob die lediglich betrach-
teten zwei oder drei von unendlich risikobe-
dingt möglichen Zukunftsszenarien tatsächlich
in irgendeiner Weise hilfreich sind, muss be-
zweifelt werden. Bei einer Monte-Carlo-Simu-
lation als Risikoaggregationsverfahren werden
z. B.
repräsentativ ausgewählte 50.000
Szenarien betrachtet
. Aus dieser Daten-
grundlage wird abgeleitet, welcher Anteil die-
präsentative Anzahl risikobedingt möglicher
Zukunftsszenarien (Planungsszenarien) analy-
siert. Auf diese Weise wird eine realistische
Bandbreite der zukünftigen Erträge und Liquidi-
tätsentwicklung aufgezeigt, also die Planungs-
sicherheit bzw. der Umfang möglicher negativer
Planabweichungen dargestellt.
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Unmittelbar
ableiten kann man die Wahrscheinlichkeit, dass
Covenants verletzt oder ein notwendiges Ziel-
Rating zukünftig nicht mehr erreicht werden
(vgl. Abbildung 2). Die Verletzung von Co-
venants ist meist eine „bestandsbedrohende
Entwicklung“.
Analog dem Eigenkapitalbedarf lässt sich auch
der
Bedarf an Liquiditätsreserven unter
Nutzung der simulierten Verteilung der
Zahlungsflüsse (freie Cashflows) ermitteln
.
Das Eigenkapital und die Liquiditätsreserven
sind das Risikodeckungspotenzial eines Unter-
nehmens, weil sie sämtliche risikobedingten
Verluste zu tragen haben.
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Der Eigenkapitalbe-
darf und der Variationskoeffizient der Erträge
stehen zudem als Kennzahl (Risikomaß) für die
Ableitung von Kapitalkostensätzen
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und ande-
ren wertorientierten Kennzahlen zur Verfügung
(siehe Fallbeispiel). Die Risikoaggregation kann
für verschiedene Strategievarianten (Hand-
lungsoptionen) eines Unternehmens durchge-
Abb. 2: Risikoanalyse und Risikosimulation (inkl. Ratingprognose)
Risikoaggregation – auch über die Zeit