 
          
            18
          
        
        
          ser Szenarien kritisch oder bestandsbedro-
        
        
          hend ist. Man gibt also nicht weitgehend will-
        
        
          kürlich Szenarien vor,
        
        
          sondern analysiert
        
        
          Häufigkeit – und gegebenenfalls Charakte-
        
        
          ristika – der kritischen Szenarien
        
        
          . So kann
        
        
          man beispielsweise herausfinden, welche
        
        
          Kombinationen von Risiken (mit welcher Aus-
        
        
          prägung) für das Unternehmen und sein Rating
        
        
          problematisch sind, um geeignete Risikobe-
        
        
          wältigungsmaßnahmen zu initiieren.
        
        
          
            Die Bedeutung einer Aggregation
          
        
        
          
            von Risiken über die Zeit: mehr-
          
        
        
          
            jährige Bandbreitensimulation
          
        
        
          Grundlagen
        
        
          Viele Unternehmen, die (oft erst vor relativ kur-
        
        
          zer Zeit) Risikoaggregationsverfahren einge-
        
        
          führt haben, beschränken sich auf eine Aggre-
        
        
          gation der Risiken des nächsten Planjahres.
        
        
          Dass dies unzureichend ist, stellt der IDW Prü-
        
        
          fungsstandard 340 klar (siehe Zitat oben,
        
        
          S. 17).
        
        
          Auch die „Grundsätze ordnungsge-
        
        
          mäßer Planung“ fordern eine Risikoaggre-
        
        
          gation
        
        
          , um die Planungssicherheit anzugeben,
        
        
          und gehen von mindestens
        
        
          3 Planjahren
        
        
          aus.
        
        
          Es ist wesentlich, dass die Aggregation von
        
        
          führt werden, um diese zu vergleichen und zu
        
        
          bewerten. Risikogerechte Bewertung bedeutet
        
        
          damit: ein Vergleich der Risikoprofile verschie-
        
        
          dener Handlungsoptionen (Strategien).
        
        
          In manchen Unternehmen wird versucht, statt
        
        
          einer echten simulationsbasierten Risikoaggre-
        
        
          gation, ausgehend von Risikoinventar oder Risk
        
        
          Map, die Ergebnisauswirkungen wichtiger Risi-
        
        
          ken in zwei oder drei Einzelszenarien, inklusive
        
        
          eines sogenannten „Worst-Case-Szenarios“,
        
        
          abzuschätzen. Dieses Vorgehen ist nahezu
        
        
          nutzlos.
        
        
          Das sogenannte „Worst-Case-Sze-
        
        
          nario“ ist weitgehend willkürlich konstru-
        
        
          iert
        
        
          und die Wahrscheinlichkeit, dass dieses
        
        
          oder ein „schlimmeres“ Szenario eintritt, unbe-
        
        
          stimmt. Ein echtes „Worst-Case-Szenario“
        
        
          wird dabei auch gar nicht betrachtet, was so-
        
        
          wieso wenig hilfreich ist: Im Worst Case, d. h.
        
        
          bei Eintreten sämtlicher Risiken, ist jedes Un-
        
        
          ternehmen insolvent. Ob die lediglich betrach-
        
        
          teten zwei oder drei von unendlich risikobe-
        
        
          dingt möglichen Zukunftsszenarien tatsächlich
        
        
          in irgendeiner Weise hilfreich sind, muss be-
        
        
          zweifelt werden. Bei einer Monte-Carlo-Simu-
        
        
          lation als Risikoaggregationsverfahren werden
        
        
          z. B.
        
        
          repräsentativ ausgewählte 50.000
        
        
          Szenarien betrachtet
        
        
          . Aus dieser Daten-
        
        
          grundlage wird abgeleitet, welcher Anteil die-
        
        
          präsentative Anzahl risikobedingt möglicher
        
        
          Zukunftsszenarien (Planungsszenarien) analy-
        
        
          siert. Auf diese Weise wird eine realistische
        
        
          Bandbreite der zukünftigen Erträge und Liquidi-
        
        
          tätsentwicklung aufgezeigt, also die Planungs-
        
        
          sicherheit bzw. der Umfang möglicher negativer
        
        
          Planabweichungen dargestellt.
        
        
          6
        
        
          Unmittelbar
        
        
          ableiten kann man die Wahrscheinlichkeit, dass
        
        
          Covenants verletzt oder ein notwendiges Ziel-
        
        
          Rating zukünftig nicht mehr erreicht werden
        
        
          (vgl. Abbildung 2). Die Verletzung von Co-
        
        
          venants ist meist eine „bestandsbedrohende
        
        
          Entwicklung“.
        
        
          Analog dem Eigenkapitalbedarf lässt sich auch
        
        
          der
        
        
          Bedarf an Liquiditätsreserven unter
        
        
          Nutzung der simulierten Verteilung der
        
        
          Zahlungsflüsse (freie Cashflows) ermitteln
        
        
          .
        
        
          Das Eigenkapital und die Liquiditätsreserven
        
        
          sind das Risikodeckungspotenzial eines Unter-
        
        
          nehmens, weil sie sämtliche risikobedingten
        
        
          Verluste zu tragen haben.
        
        
          7
        
        
          Der Eigenkapitalbe-
        
        
          darf und der Variationskoeffizient der Erträge
        
        
          stehen zudem als Kennzahl (Risikomaß) für die
        
        
          Ableitung von Kapitalkostensätzen
        
        
          8
        
        
          und ande-
        
        
          ren wertorientierten Kennzahlen zur Verfügung
        
        
          (siehe Fallbeispiel). Die Risikoaggregation kann
        
        
          für verschiedene Strategievarianten (Hand-
        
        
          lungsoptionen) eines Unternehmens durchge-
        
        
          
            Abb. 2: Risikoanalyse und Risikosimulation (inkl. Ratingprognose)
          
        
        
          
            Risikoaggregation – auch über die Zeit