 
          
            12
          
        
        
          
            Integrated Reporting – Was auf
          
        
        
          
            den Mittelstand zukommt
          
        
        
          Die Einführung des Integrated Reporting ver-
        
        
          läuft langsam, aber stetig, und zog in den Ab-
        
        
          läufen einiger großer mittelständischer Unter-
        
        
          nehmen bereits Veränderungen nach sich. Im
        
        
          Dezember 2014 – so ergab eine Pricewater-
        
        
          houseCoopers-Studie – setzten drei der DAX-
        
        
          30-Unternehmen den integrierten Bericht um:
        
        
          Bayer, BASF und SAP. Die Anzahl der soge-
        
        
          nannten „kombinierten Berichte“ wächst ste-
        
        
          tig. Das IIRC-Regelwerk sieht vor, dass jede
        
        
          Berichterstattung, die vorgibt, gemäß dem
        
        
          Rahmenwerk erstellt worden zu sein, den
        
        
          prinzipienbasierten Anforderungen entspre-
        
        
          chen solle. Ausnahmen gelten, insofern ver-
        
        
          lässliche Daten nicht verfügbar sind, regulato-
        
        
          rische Hindernisse bestehen oder Wettbe
        
        
          werbsschaden drohen könnte – doch diese
        
        
          Ausnahmen sollten als solche gekennzeichnet
        
        
          und begründet werden.
        
        
          Zu den Leitlinien des Rahmenwerks zählen
        
        
          der strategische Fokus und die Zukunfts-
        
        
          ausrichtung, die Verknüpfung der Informa
        
        
          tionen, der Stakeholder-Einbezug, die We-
        
        
          sentlichkeit und Prägnanz, die Verlässlich-
        
        
          keit und Vollständigkeit sowie die Konsis-
        
        
          tenz und Vergleichbarkeit.
        
        
          All diese Prinzipien sind anzuwenden auf die
        
        
          inhaltlichen Bestandteile des integrierten Be-
        
        
          richts. Das bedeutet auch, dass die Berichtsbe-
        
        
          standteile nicht in genau dieser Reihenfolge er-
        
        
          scheinen müssen, sondern zum Beispiel Infor-
        
        
          mationen der Elemente so verknüpft werden
        
        
          extern abzubilden, darüber wird seit Mitte der
        
        
          Neunzigerjahre diskutiert.
        
        
          
            Eine neue Welt entsteht
          
        
        
          In der International Group of Controlling (IGC)
        
        
          wurde bekanntlich bereits 1995 erstmals das
        
        
          Controller-Leitbild festgehalten: „Controlling
        
        
          heißt Ziele setzen, planen und steuern.“ Unter
        
        
          anderem hielt damals der Controlling-Experte
        
        
          Péter Horváth fest,
        
        
          das Controlling sei eine
        
        
          bereichsübergreifende
        
        
          Funktion im Unter-
        
        
          nehmen
        
        
          , die dessen Steuerung unterstützt.
        
        
          Sie sei eine Beratungsleistung. Aus diesem An-
        
        
          spruch, das Controlling arbeite bereichsüber-
        
        
          greifend, leitete sich bereits seine neue Rolle
        
        
          ab.
        
        
          Es ist seither unumstritten, dass der
        
        
          Controller eine planerische, strategische
        
        
          und steuernde Rolle zugesprochen bekom-
        
        
          men muss. Er soll aktiv beraten, statt le-
        
        
          diglich rückblickend zu prüfen.
        
        
          Für die Integration der beiden Kreise
        
        
          spricht
        
        
          zudem, dass internes und externes
        
        
          Rechnungswesen im Grunde
        
        
          auf der gleichen
        
        
          Datenbasis beruhen
        
        
          , so dass beide durch
        
        
          Überleitungsrechnungen verbunden werden
        
        
          können. Dieser gemeinsamen Datenbasis
        
        
          Rechnung zu tragen und auch
        
        
          auf Seiten der
        
        
          IT eine zentrale Datenhaltung und -analyse
        
        
          zu etablieren, schafft
        
        
          Einsparpotenzial
        
        
          . Zu-
        
        
          dem hat sich in der Vergangenheit ein regel-
        
        
          rechtes Begriffschaos entwickelt, indem die
        
        
          Unternehmensrechnung sehr weit ausdifferen-
        
        
          ziert wurde. Ganz besonders schwierig wird
        
        
          dieses Chaos, sobald Unternehmen sich inter-
        
        
          nationalisieren. Dann gerät die Kommunikation
        
        
          des Zahlenwerks derart komplex, dass die
        
        
          Dif-
        
        
          ferenzen zwischen den Systemen nur noch
        
        
          sehr schwer handhabbar sind
        
        
          .
        
        
          
            Paradigmenwechsel:
          
        
        
          
            das Konzept der integrierten
          
        
        
          
            Unternehmenssteuerung
          
        
        
          Die Vorteile der Integration der beiden Kreise
        
        
          sind bekannt, in den letzten 15 Jahren haben
        
        
          vor allem viele große Konzerne diesen Weg be-
        
        
          schritten. Statt strukturelle Veränderungen in
        
        
          der Organisation vorzunehmen, wurde vieler-
        
        
          orts das Pferd zunächst von hinten aufge-
        
        
          zäumt: Als
        
        
          treibende Kräfte
        
        
          eines integrierten
        
        
          Rechnungswesens
        
        
          galten die Anwendung
        
        
          der internationalen Rechnungslegungs-
        
        
          standards
        
        
          und eine zunehmende
        
        
          Ausrich-
        
        
          tung
        
        
          der Unternehmensführung
        
        
          am Share-
        
        
          holder Value
        
        
          .
        
        
          Was hier deutlich wird, ist die treibende Funk
        
        
          tion der Globalisierung: Unternehmen übernah-
        
        
          men das sogenannte „Integrated Reporting“
        
        
          gemäß internationaler Rechnungslegungsstan-
        
        
          dards, sobald sie aufgrund des erhöhten Kapi-
        
        
          talbedarfs, der Zuwendung zu den internatio-
        
        
          nalen Kapitalmärkten und den Interessen der
        
        
          Aktionäre mehr oder weniger dazu gezwungen
        
        
          wurden.
        
        
          Doch das „Integrated Reporting“ sollte viel-
        
        
          mehr das Ergebnis eines Prozesses, eines
        
        
          „Integrated Thinking“ – einer integrierten
        
        
          Unternehmenssteuerung auf Basis der Inte-
        
        
          gration der Rechnungswesenssysteme sein.
        
        
          Sie erfordert einen Paradigmenwechsel im
        
        
          Unternehmen.
        
        
          Mit dem 2013 vorgelegten Framework für „In-
        
        
          tegrated Reporting“ definiert der International
        
        
          Integrated Reporting Council (IIRC) den Begriff
        
        
          „Integrierte Unternehmenssteuerung“ als „die
        
        
          bewusste Berücksichtigung einer Organisation
        
        
          sowohl der Zusammenhänge zwischen einzel-
        
        
          nen administrativen und operativen Bereichen
        
        
          als auch der Kapitalarten, die die Organisation
        
        
          nutzt oder die sie betrifft.“ Eine integrierte Un-
        
        
          ternehmenssteuerung führe zu einer integrier-
        
        
          ten Entscheidungsfindung, die kurz-, mittel-
        
        
          und langfristig Wert schaffen werde.
        
        
          
            Abb. 1: Auswahlkriterien bei nicht-finanziellen KPIs
          
        
        
          
            Integrierte Unternehmensplanung