CONTROLLER_MAGAZIN_04/2016 - page 12

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Das Finanzwesen mittelständischer Unterneh-
men steht vor neuen Herausforderungen. Dies
geht auch aus einer Studie der PFH Private
Hochschule Göttingen zum Outsourcing des
Controllings hervor, deren Ergebnisse im Juli
2015 veröffentlicht wurden. Zu den Herausfor-
derungen zählen zunehmend komplexere Infor-
mationssysteme und eine schiere Datenflut, die
Globalisierung und die stärkere Orientierung an
den Anforderungen der internationalen Kapital-
märkte – auch für Unternehmen, die nicht an der
Börse notiert sind. Für Konzerne bedeutete der
erhöhte Kapitalbedarf bereits vor Jahren, sich
den Interessen der Aktionäre und ihrer Informa-
tionsbedürfnisse und damit den internationalen
Rechnungslegungsstandards zuzuwenden so-
wie schließlich, sich einer integrierten Unterneh-
menssteuerung zumindest anzunähern.
Spätestens seit der Finanzkrise 2008/2009
nimmt nun auch der Druck auf den Mittelstand
zu. Er ist gefragt, sein Finanzwesen transparent
aufzustellen und alle verfügbaren Daten für
eine solide Entscheidungsgrundlage zu nutzen
sowie internen und externen Shareholdern und
Stakeholdern darzustellen. Das Ziel ist klar:
eine Transparenz und Steuerbarkeit des Unter-
nehmens durch alle Ebenen hinweg. Doch der
ganzheitliche Ansatz, den es dafür bedarf,
ist in der Praxis noch längst nicht überall
angekommen
– das Konzept der integrierten
Unternehmenssteuerung auf Basis eines har-
monisierten Rechnungswesens. Woran liegt
das? Und was können Unternehmen tun?
Eine Bestandsaufnahme: die alte
Welt des Rechnungswesens
Zunächst lassen sich die Schwierigkeiten in der
Transformation des Finanzwesens geografisch
eingrenzen. Denn in diesem Bereich ist uns der
angelsächsische Raum einen Schritt voraus.
US-amerikanische Unternehmen entschieden
bereits vor mehr als achtzig Jahren, dass eine
Differenzierung des Rechnungswesens in „two
sets of books“ – in internes und externes Rech-
nungswesen – zu kostspielig sei. Es ist also
eher ein deutsches Phänomen
, das wir bis
heute mit uns tragen.
Für diese
Aufspaltung des Rechnungs­
wesens steht das Zweikreissystem
. In
Deutschland ist mit dem Controlling traditionell
das interne Rechnungswesen gemeint, das
den ersten Kreis bildet. Das externe Rech-
nungswesen, der zweite Kreis, steht dagegen
noch immer für die klassische Finanzbuchhal-
tung mit vergangenheitsorientierter Datenhal-
tung. Diese zwei Kreise arbeiten separat vonei-
nander und verfolgen unterschiedliche Ziele.
Ob auch ein Kreis genügen könnte, um das
Finanzwesen eines Unternehmens intern und
Integrated Thinking: Mit einer integrierten
Unternehmenssteuerung zum ganzheitlichen
Management von Finanzprozessen
von Bernt R. A. Sierke und Raymond Gann
Integrierte Unternehmensplanung
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