44
          
        
        
          
            Fazit
          
        
        
          Auch die chemische Industrie ist vom Trend
        
        
          der zunehmenden Volatilität betroffen. Neben
        
        
          Nachfrageschwankungen gefährden insbe-
        
        
          sondere Energie- und Rohstoffkosten sowie
        
        
          volatile Wechselkurse die Wettbewerbsfähig-
        
        
          keit des Chemiestandorts Deutschland. Vor
        
        
          diesem Hintergrund wird die Etablierung eines
        
        
          leistungsstarken Volatilitätsmanagements im-
        
        
          mer bedeutender. Zu diesem Zweck bestehen
        
        
          zahlreiche Controllinginstrumente, die
        
        
          Unternehmen der chemischen Industrie
        
        
          nutzen können, um ihr Potenzial zur Mes-
        
        
          sung und Beherrschung der Volatilität voll
        
        
          entfalten zu können.
        
        
          Derzeit verfügen die
        
        
          Unternehmen über gut ausgeprägte Basis-
        
        
          fähigkeiten im Volatilitätsmanagement, die
        
        
          durch eine gezielte Weiterentwicklung von
        
        
          relevanten Controllinginstrumenten soweit
        
        
          ausgebaut werden können, dass die Volatilität
        
        
          im Umfeld der chemischen Industrie be-
        
        
          herrschbar wird.
        
        
          Unter den notwendigen Fähigkeiten zur Be-
        
        
          herrschung der Volatilität ist bei den Unterneh-
        
        
          men der deutschen Chemieindustrie die
        
        
          Anti-
        
        
          zipationsfähigkeit am besten ausgeprägt.
        
        
          Die befragten Unternehmen weisen eine hohe
        
        
          Antizipationsfähigkeit auf und verwenden einen
        
        
          Großteil der relevanten Controllinginstrumente
        
        
          in diesem Bereich. Jedoch stehen den Unter-
        
        
          nehmen mit der Erweiterung der Informations-
        
        
          lieferkette und der Einführung eines rollieren-
        
        
          den Forecasts noch weitere essentielle Instru-
        
        
          mente zur Verfügung, um die Antizipations-
        
        
          fähigkeit zu erhöhen. Unter den befragten
        
        
          Unternehmen lässt die
        
        
          Anpassungsfähigkeit
        
        
          noch den größten Spielraum zur Verbesse-
        
        
          rung
        
        
          im Rahmen des Volatilitätsmanagements.
        
        
          Derzeit verfügen die Unternehmen nur über
        
        
          eine geringe Flexibilität bei Kapazitätsanpas-
        
        
          sungen und beim Einsatz ihrer Mitarbeiter. Auf
        
        
          die Verwendung einer flexiblen Preisgestaltung
        
        
          wird aufgrund von strategischen Vorgaben bis-
        
        
          lang weitestgehend verzichtet, sodass die An-
        
        
          passungsfähigkeit nicht nur auf Beschaf-
        
        
          fungs-, sondern auch auf Absatzmärkten
        
        
          Raum für Verbesserungen lässt. Im Hinblick
        
        
          auf die Widerstandsfähigkeit ergibt sich ein ge-
        
        
          mischtes Bild, sodass davon ausgegangen
        
        
          werden kann, dass die befragten Unternehmen
        
        
          eine
        
        
          ausreichende Widerstandsfähigkeit
        
        
          aufweisen, aber gleichzeitig über Verbesse-
        
        
          rungspotenziale verfügen. Als Beispiel dafür
        
        
          kann die Diversifikation der Geschäftsfelder
        
        
          genannt werden, die bislang aus strategischen
        
        
          Gründen meist abgelehnt wird.
        
        
          Aufgrund der für das Volatilitätsmanagement
        
        
          relevanten Instrumente
        
        
          empfiehlt es sich,
        
        
          diese Aufgabe im Funktionsbereich des
        
        
          Controllings, insbesondere im dortigen Ri-
        
        
          sikomanagement einzugliedern.
        
        
          Insbeson-
        
        
          dere der proaktive Charakter des Risikoma-
        
        
          nagements im Hinblick auf Aktivitäten zur Mini-
        
        
          mierung und Kontrolle von Risiken kann bei
        
        
          Unternehmen der chemischen Industrie ein
        
        
          Bewusstsein dafür schaffen, dass die bloße
        
        
          Identifikation ungewollter Veränderungen durch
        
        
          eine gut ausgeprägte Antizipationsfähigkeit
        
        
          nicht ausreicht, sondern darüber hinaus durch
        
        
          konkrete Maßnahmen Flexibilität geschaffen
        
        
          werden muss, um angemessen auf Volatilität
        
        
          reagieren zu können. Derzeit wirken sich insbe-
        
        
          sondere die geringe Flexibilität in Bezug auf die
        
        
          kurzfristigen Produktionskapazitäten und der
        
        
          hohe Spezialisierungsgrad der Mitarbeiter ne-
        
        
          gativ auf die Antizipationsfähigkeit von Chemie-
        
        
          unternehmen aus. Um diesen Problemberei-
        
        
          chen entgegenzuwirken und somit die Antizipa-
        
        
          tionsfähigkeit von Chemieunternehmen nach-
        
        
          haltig zu verbessern, empfehlen sich einerseits
        
        
          eine bedarfsgerechte Anpassung der Produkti-
        
        
          onsanalagen und andererseits die Etablierung
        
        
          von Multi-Skilling und Job-Rotation-Ansätzen.
        
        
          
            Literatur
          
        
        
          Horváth, P. (2012). Volatilität als Effizienztrei-
        
        
          ber des Controllings, in: Zeitschrift für Control-
        
        
          ling & Management, Jahrgang 56, Sonderheft
        
        
          3, S. 31-36.
        
        
          Internationaler Controller Verein (2014). Vor-
        
        
          sprung vor Boom und Krise. Das Controlling
        
        
          volatilitätsfest gestalten!
        
        
          Schäffer, U./Botta, J. (2012). Hilfe, die Welt ist
        
        
          volatiler geworden! Implikationen für das Cont-
        
        
          rolling, in: Zeitschrift für Controlling & Manage-
        
        
          ment, Jahrgang 56, Sonderheft 2, S. 8-12.
        
        
          Verband der Chemischen Industrie e.V.
        
        
          (2014). Der Chemiestandort Deutschland ver-
        
        
          liert Wettbewerbsfähigkeit, Pressemitteilung
        
        
          vom 26.09.2014, Frankfurt.
        
        
          
            Fußnoten
          
        
        
          1
        
        
          Verband der Chemischen Industrie, 2014, S. 1f.
        
        
          2
        
        
          Internationaler Controller Verein, 2013, S. 4.
        
        
          3
        
        
          Horváth, 2012, S. 33.;
        
        
          4
        
        
          Schäffer/Botta, 2012,
        
        
          S. 9f.
        
        
          
            Autoren
          
        
        
          Prof. Dr. Christof Schimank
        
        
          ist Partner und Mitglied des Vorstands bei Horváth & Partners
        
        
          Management Consultants in Stuttgart. Zusätzlich ist er Hono-
        
        
          rarprofessor für Controlling & Innovation am Strascheg Insti-
        
        
          tute for Innovation and Entrepreneurship (SIIE) der EBS Uni-
        
        
          versität für Wirtschaft und Recht in Oestrich-Winkel.
        
        
          Philipp Thiele
        
        
          ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand im For-
        
        
          schungsschwerpunkt Controlling & Innovation am Strascheg
        
        
          Institute for Innovation and Entrepreneurship (SIIE) der EBS
        
        
          Universität für Wirtschaft und Recht in Oestrich-Winkel.
        
        
          Christian Briem
        
        
          ist Consultant im Competence Center Controlling & Finance bei
        
        
          Horváth & Partners Management Consultants in Frankfurt/Main.
        
        
          Zusätzlich ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand
        
        
          im Forschungsschwerpunkt Controlling & Innovation am
        
        
          Strascheg Institute for Innovation and Entrepreneurship (SIIE)
        
        
          der EBS Universität für Wirtschaft und Recht in Oestrich-Winkel.
        
        
          
            Ist Volatilität beherrschbar?