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          Unternehmen beobachten bereits seit mehre-
        
        
          ren Jahren eine stete Veränderung in der
        
        
          Kostenstruktur: Während der Anteil der Her-
        
        
          stellkosten an den Gesamtkosten eines Un-
        
        
          ternehmens relativ abnimmt, steigt dagegen
        
        
          der Anteil der Gemeinkosten überproportional
        
        
          an. Der unablässig zunehmende Wettbewerb
        
        
          im internationalen Umfeld zwingt die Unter-
        
        
          nehmen nach Möglichkeiten zu suchen, sich
        
        
          ihren Handlungsspielraum zu erhalten, sei es
        
        
          durch Variantenvielfalt im Produktportfolio,
        
        
          der Implementierung eines integrierten
        
        
          „Enterprise Ressource Planning System“
        
        
          (ERP) oder durch höhere Ausgaben für Pro-
        
        
          duktverbesserungen und Innovationen, um
        
        
          nur einige Möglichkeiten zu nennen. All diese
        
        
          Bemühungen
        
        
          schlagen sich in steigenden
        
        
          Gemeinkosten nieder
        
        
          .
        
        
          Fixe und variable Gemeinkosten werden vielfach
        
        
          mittels eines einzigen Zuschlagssatzes undiffe-
        
        
          renziert im Verhältnis zu einer Bezugsgrösse auf
        
        
          alle Kostenträger (= Produkte) gleichmäßig ver-
        
        
          teilt. Solange die beschäftigungsunabhängigen
        
        
          Gemeinkosten nur einen geringen Anteil an den
        
        
          Gesamtkosten ausmachen, ist diese Art der
        
        
          Verrechnung vertretbar und liefert befriedigen-
        
        
          de Ergebnisse. Anders jedoch, wenn der Anteil
        
        
          der beschäftigungsunabhängigen Gemeinkos-
        
        
          ten einen signifikanten Anteil an den Gesamt-
        
        
          kosten ausmacht:
        
        
          Hohe Zuschlagssätze ver-
        
        
          fälschen das Profitabilitätsbild der Kosten-
        
        
          träger,
        
        
          was zu operativen und strategi-
        
        
          schen Fehlentscheidungen führen kann
        
        
          .
        
        
          Die nachstehend beschriebene Methode des
        
        
          Activity Based Costing hilft den Gemeinkosten-
        
        
          block im Unternehmen zu „durchleuchten“ (Ka-
        
        
          plan/Cooper 1998, S. 79-322). Das Ergebnis
        
        
          ist eine bessere Transparenz über die Entste-
        
        
          hung der Gemeinkosten, wodurch
        
        
          die Aussa-
        
        
          gefähigkeit einer bestehenden Deckungs-
        
        
          beitragsrechnung gewinnbringend erwei-
        
        
          tert werden kann
        
        
          .
        
        
          
            Zielsetzungen des Activity Based
          
        
        
          
            Costing (ABC)
          
        
        
          Ein wichtiges Ziel des ABC ist eine transparen-
        
        
          te und beanspruchungsgerechte Verrechnung
        
        
          von Gemeinkosten auf die Kostenträger. Dies
        
        
          ermöglicht in Folge eine wahrheitsgetreuere
        
        
          Beurteilung der Produkte in der Deckungs-
        
        
          beitragsrechnung. ABC ist die amerikanische
        
        
          Vorversion der von Prof. Horváth etablierten
        
        
          Prozesskostenrechnung. Im Gegensatz zur Pro-
        
        
          zesskostenrechnung findet ABC auch Anwen-
        
        
          dung im Fertigungsbereich.
        
        
          
            Methode des Activity Based Costing
          
        
        
          Das Activity Based Costing untersucht die
        
        
          Akti-
        
        
          vitäten
        
        
          , die für
        
        
          das Entstehen von Gemein-
        
        
          kosten
        
        
          verantwortlich sind. Vorzugsweise wer-
        
        
          den die Gemeinkosten auf dem Niveau von Kos-
        
        
          tenstellen untersucht, weil dort die Aktivitäten
        
        
          eines betrieblichen Teilprozesses zusammenge-
        
        
          fasst und ausgeführt werden, die zur Erreichung
        
        
          der Unternehmensziele erforderlich sind. Typi-
        
        
          sche Beispiele sind der Einkauf mit Orderaktivi-
        
        
          täten, die Buchhaltung mit Kontierungsaktivitä-
        
        
          ten oder der Vertriebsinnendienst mit Kunden-
        
        
          betreuungsaktivitäten. Diese Aktivitäten sind
        
        
          die Ursache für die Kostenentstehung. Sie sind
        
        
          die treibenden Faktoren für die Kostenentwick-
        
        
          lung; die sogenannten Kostentreiber.
        
        
          Nach der Analyse der Aktivitäten auf Kosten-
        
        
          stellenebene wird ein Maß gesucht, das pro
        
        
          Kostenträger Aufschluss gibt über dessen Inan-
        
        
          spruchnahme der betrieblichen Aktivitäten. Aus
        
        
          diesen Maßzahlen ergibt sich ein Verteilschlüs-
        
        
          sel, der für die bezugsgerechte Aufteilung
        
        
          der Gemeinkosten auf die Produkte verwendet
        
        
          werden kann.
        
        
          
            Praxisfall
          
        
        
          Die Firma „BIRO“ stellt drei unterschiedliche
        
        
          Füllfederhalter her, den Typ „Plastik“, den Typ
        
        
          „Stahl“ und den versilberten Typ „Silber“. Der
        
        
          Controller des Unternehmens hat aufgrund der
        
        
          vorliegenden Ist-Daten die in Abbildung 1 dar-
        
        
          gestellte Deckungsbeitragsrechnung erstellt.
        
        
          Interpretation des Ergebnisses aus
        
        
          Abbildung 1
        
        
          Ein guter Controller sollte der Aussagekraft der
        
        
          in Abbildung 1 dargestellten Deckungsbeitrags-
        
        
          rechnung aus ökonomischer Sicht misstrauen.
        
        
          Der Füllfederhalter Typ „Silber“ wird mit rund
        
        
          € 7,5 Mio. Gemeinkosten belastet, wodurch der
        
        
          Füllfederhalter Typ „Silber“ einen Verlust von
        
        
          rund € 1,7 Mio. ausweist. Wesentlichen Anteil
        
        
          an diesem schlechten Ergebnis haben die pau-
        
        
          schal angelasteten Gemeinkosten. Sinn einer
        
        
          Deckungsbeitragsrechnung ist es, die De-
        
        
          ckungsbeiträge nur bis zu jener Zwischensum-
        
        
          me zu ermitteln, bis zu welcher die Kosten auch
        
        
          
            Activity Based Costing
          
        
        
          
            Methoden für eine wettbewerbsorientierte
          
        
        
          
            Deckungsbeitragsrechnung
          
        
        
          von Clemens Becher
        
        
          
            CM Juli / August 2015