CONTROLLER Magazin 4/2015 - page 42

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Problem
Die Aus- und Weiterbildung von
Controllern besteht häufig aus der Diskussion
theoretischer Konzepte sowie dem Erlernen
und Üben von Instrumenten und Methoden
des Controllings. Dies ist sicherlich sinnvoll,
aber können damit angehende Controller
wirklich auf die Praxis vorbereitet werden?
Sind dies wirklich die Herausforderungen, vor
denen gestandene Controller stehen? Nicht
selten fehlt es gerade jungen Controllern am
grundlegenden Verständnis der Zusammen-
hänge zwischen den Bestandteilen des Rech-
nungs- und Finanzwesens. Zudem gewinnen
Soft Skills zunehmend an Bedeutung, bei-
spielsweise Kommunikations- und Teamfä-
higkeit, analytische Kompetenzen, Komplexi-
tätsbewältigung oder auch bessere Excel-
Kenntnisse.
Ziel
Die Aus- und Weiterbildung im Controlling
sollte sich mehr an den unternehmerischen
Bedürfnissen orientieren. Eine praxisnahe,
lebendige und interaktive Vermittlung der
Inhalte sollte einen nachhaltigen Erkenntnis-
fortschritt gewährleisten und auf die Aufgaben
im unternehmerischen Alltag vorbereiten.
Methode
Durch den Einsatz eines Controlling-
Planspiels können nicht nur das Controlling-
Fachwissen, sondern auch die notwendigen
Soft Skills gestärkt werden.
Beschreibung
Die Liste von spezifischen Con-
trolling-Themen, die in der Aus- und Weiterbil-
dung vermittelt werden, ist lang. Laut aktuellen
Umfragen wie dem WHU-Controller-Panel ste-
hen andere Kernaufgaben im Vordergrund, z. B.
Informationssysteme, Effizienzsteigerungen
und der Controller als Business Partner. Eine
von der Autorin durchgeführte Befragung von
Unternehmensvertretern kam zu ähnlichen Er-
gebnissen, wobei auch der Wunsch nach ver-
besserten Grundlagenkenntnissen, der Schu-
lung analytischer Fähigkeiten sowie Kommuni-
kations- und Präsentationsfähigkeiten geäußert
wurde. Die Aus- und Weiterbildung im Control-
ling stößt insbesondere bei der Vermittlung der
genannten Soft Skills an ihre Grenzen. Aber
auch die Vermittlung von grundlegendem, z. B.
kostenrechnerischem Wissen sollte nachhaltig
trainiert werden. Dies erfolgt insbesondere
dann, wenn sich die Lernenden aktiv und prob-
lemorientiert mit einem Thema auseinander-
setzen müssen. Das kann z. B. in Form von
komplexeren Fallstudien erfolgen. Da die Bear-
beiter einer Fallstudie aber nicht die Verantwor-
tung für Ihre Entscheidungen übernehmen
müssen, besteht auch hier die Gefahr einer nur
oberflächlichen Auseinandersetzung mit der
Problemstellung. Rollenspiele, bis hin zum Un-
ternehmenstheater vermögen bestimmte un-
ternehmerische Situationen realistisch abzubil-
den, jedoch ist der Vorbereitungsaufwand im-
mens hoch. Alternativ können Unternehmens-
planspiele eingesetzt werden. In diesen werden
fiktive Unternehmenssituationen möglichst real
dargestellt. Allerdings ist ein speziell auf die
Controlling-Aus- und Weiterbildung abge-
stimmtes Planspiel derzeit auf dem Markt nicht
verfügbar. Die Autorin hat daher in Zusammen-
arbeit mit einem Anbieter für computerbasierte
Planspiele ein Controlling-Planspiel konzipiert.
In diesem Planspiel werden die aus den Con-
trolling-Umfragen abgeleiteten wichtigsten
Aufgaben und Kompetenzen abgebildet. Das
Planspiel beginnt mit eher grundlegenden
Themen, wie der Kalkulation, und wird im Lau-
fe des Spiels spezieller (z. B. Budgetierung,
Wertorientierung, Zielkostenmanagement). Sie
sind in eigenständigen Modulen enthalten, so
dass das Planspiel flexibel einsetzbar ist. Die
im Controlling wichtigen Soft Skills werden in
Form von Rollenspielen aufgegriffen. Bei-
spielsweise müssen Teilnehmer als Kosten-
stellenleiter ihre Budgets mit dem Controlling
aushandeln.
Handlungsempfehlung
·
Mehr Anwendungsorientierung in der
Aus- und Weiterbildung von Controllern,
·
Probleme der Unternehmenspraxis mehr
berücksichtigen und
·
praktische Situationen nachstellen.
Ausblick
Das Controlling-Planspiel befindet
sich am Ende der Konzeptionsphase. Die
nächsten Schritte werden die softwaretechni-
sche Umsetzung sowie die anschließende Test-
phase sein.
Ausgewählte Literatur
Rathje, B. (2014): Unternehmensplanspiele, in:
Methodik für Wirtschaftswissenschaftler: neue
Lehr- und Prüfmethoden für die Praxis, hrsg.
von: Beyer, Andrea, Rathje, Britta; München,
S. 209-220.
Praxisnahe Aus- und Weiter-
bildung von Controllern
von Britta Rathje
Autor
Prof. Dr. rer. pol. Britta Rathje
ist seit 2005 Professorin für Rechnungswesen und Controlling
sowie Studiengangleiterin eines Master-Studiengangs an der
Hochschule Mainz. Sie ist Mitglied im Arbeitskreis der Control-
ling-Professoren an Hochschulen.
Sprecher dieser Artikelreihe: Prof. Dr. Nicole Jekel,
Beuth Hochschule für Technik Berlin, njekel@
beuth-hochschule.de, Fachlicher Beirat: Prof. Dr.
Andreas Daum (Rechnungswesen, Projektcontrol-
ling), Prof. Dr. Nicole Jekel (Performance, Marke-
ting-Controlling, Gamification), Prof. Dr. Heike
Langguth (Finanzierung, Investition, Unterneh-
mensbewertung), Prof. Dr. Hans Schmitz (Control-
ling und IT, Controlling und Verhalten), Prof. Dr.
Carsten Wilken (Controlling für den Mittelstand)
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Arbeitskreis Controlling-Professuren an Hochschulen
Praxisnahe Aus- und Weiterbildung von Controllern
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