CONTROLLER Magazin 4/2015 - page 44

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Umfeld beispielsweise verstärkt Frühwarnindi-
katoren sowie kunden-, prozess- und innovati-
onsorientierte Kennzahlen zum Einsatz.
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Die
Ausprägung der Antizipations-, Anpas-
sungs- und Widerstandsfähigkeit im Rah-
men des Volatilitätsmanagements steht
ebenfalls in engem Zusammenhang mit
dem effizienten Einsatz von Controllingins-
trumenten auf unterschiedlichen Unter-
nehmensebenen.
In Abbildung 2 werden den
unterschiedlichen Fähigkeiten des Volatilitäts-
managements die zugrundeliegenden Control-
linginstrumente zugeordnet.
Praxisstudie zum Volatilitäts-
management in der chemischen
Industrie
Das Ziel der praxisorientierten Studie zum Vola-
tilitätsmanagement in der chemischen Industrie
bestand darin zu untersuchen, inwieweit die
befragten Unternehmen die für ein effektives
Volatilitätsmanagement relevanten Fähigkeiten
besitzen und die entsprechenden Controlling-
instrumente nutzen.
Studienhintergrund
Nach Ausbruch der Finanzkrise wurde das oben
beschriebene Konzept zum Management von
Volatilität entwickelt. Im Rahmen der Vorstudie
wurden ein moderierter Interviewleitfaden und
weitere relevante Informationen für die Befra-
gung erarbeitet. Daraufhin wurde in Kooperation
mit dem Verband der Chemischen Industrie
(VCI) Unternehmen identifiziert, die in der Folge
als Interviewpartner dienten. In der Datenerhe-
bungsphase wurden rund dreistündige Tiefenin-
terviews mit den entsprechenden Unternehmen
aus der chemischen Industrie durchgeführt, wo-
bei die Existenz, der Bedarf und die Reifegrade
von Controllinginstrumenten, -methoden und
-prozessen erhoben wurden, die eine hohe Rele-
vanz für das Management von Volatilität auf-
weisen. Die Interviews wurden im Zeitraum No-
vember 2013 bis Februar 2014 durchgeführt. Im
Rahmen der Datenaufbereitung fand eine quali-
tative Analyse der Interviews statt. Dabei wur-
den die qualitativen Daten aufbereitet und analy-
siert. Auf dieser Datengrundlage erfolgte die Be-
wertung und Diskussion der Ergebnisse. Daraus
wurde in weiterer Folge der Forschungsbedarf
ermittelt und ein Ergebnisbericht erstellt.
Wesentliche Ergebnisse der Studie
In Bezug auf die Existenz und die Reifegrade
von Controllinginstrumenten und -methoden
bestehen große Unterschiede in den unter-
schiedlichen Bereichen des Volatilitätsmanage-
ments. Abbildung 3 gibt einen Überblick über
die Ausprägung der verwendeten Controlling-
instrumente in den Bereichen der Antizipa-
tions-, Anpassungs- und Widerstandsfähigkeit.
Antizipationsfähigkeit:
Die befragten Unter-
nehmen verfügen bereits über eine hohe An-
tizipationsfähigkeit. Während Trendanalysen,
Szenario- und Simulationsmodelle, standardi-
sierte Finanz- und Controllingprozesse sowie
Kapazitätssimulationen von (nahezu) allen
Unternehmen verwendet werden, finden dy-
namische und rollierende Planungsansätze
bisher kaum Berücksichtigung bei den Unter-
nehmen. Im Hinblick auf den Umfang und die
Art von Trendanalysen bestehen zwischen
unterschiedlichen Abteilungen der Unterneh-
men große Unterschiede. Eine herausragende
Rolle spielen Trendanalysen bei den befrag-
ten Unternehmen in der Regel in den For-
schungs- und marktnahen Abteilungen. Zu-
sätzlich werden vereinzelt Market-Intelli-
gence-Analysen eingesetzt bzw. eingekauft.
Somit weisen die Unternehmen im Hinblick
auf marktbezogene Veränderungen bereits
eine gute Antizipationsfähigkeit auf. Auf die-
ser Basis können durch die Etablierung eines
dynamischen bzw. rollierenden Planungsan-
satzes weitere Verbesserungspotenziale für
das Volatilitätsmanagement ausgeschöpft
werden, da somit die Integration der Antizipa-
tionsfähigkeit in das Steuerungsmodell des
Unternehmens forciert wird.
Anpassungsfähigkeit:
Von den drei relevanten
Fähigkeiten im Volatilitätsmanagement bietet
die Anpassungsfähigkeit die größten Potenziale
zur Verbesserung des Volatilitätsmanagements.
Beispielsweise könnten die Etablierung von agi-
len Organisationsformen oder Maßnahmen zur
Erhöhung der kurzfristigen kapazitätsmäßigen
Flexibilität dazu beitragen, dass Unternehmen
besser für den Umgang mit der erhöhten Volati-
lität aufgestellt sind. Eine andere Möglichkeit zur
Verbesserung der Anpassungsfähigkeit bieten
Abb. 1: Konzept zum Management von Volatilität
Ist Volatilität beherrschbar?
1...,34,35,36,37,38,39,40,41,42,43 45,46,47,48,49,50,51,52,53,54,...116
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