CONTROLLER Magazin 6/2015 - page 75

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Lösung
:
Im Geschäftsjahr 01:
Angefallene Auftragskosten: 30 Mio. €,
geschätzte gesamte Auftragskosten:
100 Mio. €
Fertigstellungsgrad:
30 Mio. € / 100 Mio. € = 30%
Auftragserlöse:
30% x 120 Mio. € = 36 Mio. €
Gewinn:
36 Mio. € - 30 Mio. € =
6 Mio. €
Ausweis in Bilanz: Verbindlichkeiten
aus Fertigungsaufträgen:
36 Mio. € - 40 Mio. € =
4 Mio. €
Im Geschäftsjahr 02:
a) kumulierte Betrachtung für die
Geschäftsjahre 01 und 02:
Angefallene Auftragskosten: 88 Mio. €,
geschätzte gesamte Auftragskosten:
110 Mio. €
Fertigstellungsgrad:
88 Mio. € / 110 Mio. € = 80%
Auftragserlöse:
80% x 120 Mio. € = 96 Mio. €
Gewinn:
96 Mio. € - 88 Mio. € =
8 Mio. €
Ausweis in Bilanz: Forderungen aus
Fertigungsaufträgen:
96 Mio. € - 80 Mio.
€ =
16 Mio. €
b) davon entfallen auf das Geschäfts-
jahr 02:
Angefallene Auftragskosten:
88 Mio. € - 30 Mio. € = 58 Mio. €
Auftragserlöse:
96 Mio. € - 36 Mio. € = 60 Mio. €
Gewinn:
60 Mio. € - 58 Mio. € =
2 Mio. €
Im Geschäftsjahr 03:
Verbleibende Auftragskosten:
110 Mio. € - 88 Mio. € = 22 Mio. €
Verbleibende Auftragserlöse:
120 Mio. € - 96 Mio. € = 24 Mio. €
Gewinn:
24 Mio. € - 22 Mio. € =
2 Mio. €
Totalgewinn in den Geschäftsjahren 01
– 03:
120 Mio. € - 110 Mio. € =
10 Mio. €
Die in der Praxis in aller Regel erforderlichen sog.
„Auftragserlangungskosten“ gehören nur unter
den sehr einschränkenden Voraussetzungen des
IAS 11.21 zu den Auftragskosten.
d) Ausweis in der Bilanz
Soweit Fertigungsaufträge gegenüber dem
Auftraggeber noch nicht abgerechnet wurden,
hat das Unternehmen diese gemäß IAS 11.42
entweder als
(a)
Fertigungsaufträge mit aktivischem Sal-
do
gegenüber Kunden als Vermögenswert, oder
(b)
Fertigungsaufträge mit passivischem
Saldo
gegenüber Kunden als Schulden auszu-
weisen. Diese Positionen findet man in der Pra-
xis sehr häufig als eigene Bilanzpositionen un-
ter der Bezeichnung „
Forderungen bzw. Ver-
bindlichkeiten aus Fertigungsaufträgen
(oder neudeutsch: „
PoC-Forderungen
“ oder
PoC-Verbindlichkeiten
“), teilweise aber auch
als Bestandteil der Positionen „Forderungen
aus Lieferungen und Leistungen“ oder „Vorrä-
ten“ mit Erläuterung im Anhang.
Die Umsetzung der PoC-Methode wird nachfol-
gend anhand eines abschließenden
Fallbei-
spiels
dargestellt. Die Ermittlung des Fertig-
stellungsgrades soll hierbei nach der in der Pra-
xis üblichen „cost-to-cost-methode“ erfolgen.
e) Umsetzung der PoC-Methode anhand
eines Fallbeispiels
Sachverhalt
Die Müller AG hat vom Freistaat Bayern einen
Auftrag zum Bau einer Brücke erhalten. Es
wurde ein Festpreis in Höhe von 120 Mio. €
vereinbart. Die Kosten für den gesamten Auf-
trag werden von der Müller AG auf 100 Mio. €,
die Projektdauer auf ca. 3 Jahre geschätzt.
Am Ende des ersten Jahres sind Auftragskos-
ten in Höhe von 30 Mio. € angefallen. Bis zum
Ende des zweiten Jahres sind auf Grund eini-
ger nicht geplanter technischer Anforderun-
gen kumuliert Auftragskosten von 88 Mio. €
für das Projekt entstanden. Es ist absehbar,
dass sich die Auftragskosten daher insgesamt
auf 110 Mio. € erhöhen werden. Ferner sind
Abschlagszahlungen in Höhe von jeweils 40
Mio. € zum Ende der Geschäftsjahre 01 und
02 sowie die Restzahlung bei Abnahme der
Brücke im Geschäftsjahr 03 vereinbart.
die Methode ein, mit der die erbrachte Leistung
verlässlich bewertet wird. Je nach Auftragsart
umfassen diese
input- oder output-orientier-
te Methoden
:
(a) das Verhältnis der bis zum Stichtag angefal-
lenen Auftragskosten zu den am Stichtag ge-
schätzten gesamten Auftragskosten („sog.
cost-to-cost-Methode
“,
input-orientiert
);
(b) Feststellung der erbrachten Arbeitsleistun-
gen (
output-orientiert
); oder
(c) die Vollendung eines physischen Teils des
Auftragswerks (
output-orientiert
).
Darüber hinaus wird klargestellt, dass vom Kun-
den erhaltene Abschlags- und Anzahlungen die
erbrachte Leistung häufig
nicht
widerspiegeln.
Auch wenn
output-orientierte Methoden
nach der wohl unstrittigen Meinung in der Lite-
ratur zu präferieren sind, überwiegt in der Pra-
xis ganz eindeutig die input-orientierte „cost-
to-cost-Methode“. In etwa nach dem Motto:
„Am besten einfach, wenn auch falsch. Aber
wenn es alle so machen, dann kann es auch
nicht so falsch sein.“
c) Begriff und Umfang von Auftrags-
erlösen und Auftragskosten
Die
Auftragserlöse (contract revenue)
um-
fassen nach IAS 11.11:
(a) den
ursprünglich im Vertrag vereinbar-
ten Erlös
(initial amount of revenue); und
(b) Zahlungen für
Abweichungen
(variations)
im Gesamtwerk,
Ansprüche
(claims) und
An-
reize
(incentive payments), (i) sofern es wahr-
scheinlich ist, dass sie zu Erlösen führen; und (ii)
soweit sie verlässlich ermittelt werden können.
Die unter (b) dargestellten Positionen werden
im Einzelnen in IAS 11.13-15 erläutert.
Die
Auftragskosten
umfassen nach IAS 11.16:
(a) mit dem speziellen Vertrag direkt verbunde-
ne Kosten (vgl. im Einzelnen IAS 11.17);
(b) zur Vertragserfüllung gehörende und dem
Vertrag zurechenbare Kosten (vgl. die im Einzel-
nen in IAS 11.18 dargestellten Gemeinkosten
einschließlich Fremdkapitalkosten); und
(c) sonstige Kosten, die dem Auftraggeber auf-
grund vertraglicher Vereinbarungen gesondert
in Rechnung gestellt werden können (vgl. im
Einzelnen IAS 11.19).
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