 
          training und coaching
        
        
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          wirtschaft + weiterbildung
        
        
          03_2016
        
        
          ner mutiert ist. Sei es als Führungskraft,
        
        
          Geschäftsführer und Vorstand, der mit
        
        
          anderen Unternehmen oder mit seinen
        
        
          Mitarbeitern verhandelt, sei es als Ver-
        
        
          käufer, der von Einkäufern und Kunden
        
        
          unter Druck gesetzt wird. Welche Reak-
        
        
          tionsmöglichkeiten gibt es? Interessen-
        
        
          ausgleich um jeden Preis, um den Auftrag
        
        
          doch noch zu erhaschen? Oder sich ag-
        
        
          gressiv zur Wehr setzen und sich nichts
        
        
          gefallen lassen, selbst wenn der Auftrag
        
        
          schlimmstenfalls verloren geht? Der dritte
        
        
          Weg besteht darin, flexibel auf die Situa-
        
        
          tion und den jeweiligen Gesprächspartner
        
        
          zu reagieren. Was auch immer passiert:
        
        
          Sie sollten stets über einen Alternativplan
        
        
          verfügen.
        
        
          Um für den Umgang mit dem Verhand-
        
        
          lungsgegner, der bis hin zu Schlägen
        
        
          unter die Gürtellinie unfair agiert, eine
        
        
          Entscheidungsgrundlage zu haben, ist
        
        
          es hilfreich, die eigenen Zielsetzungen
        
        
          und die Verhandlungssituation zu analy-
        
        
          sieren. Dann lässt sich festlegen, ob Sie
        
        
          mal zurückweichen, mal aggressiv zum
        
        
          Angriff übergehen, die Deckung verlassen
        
        
          und dem Verhandlungsgegner Zugeständ-
        
        
          nisse machen oder ihm entgegenkommen
        
        
          sollten.
        
        
          Denkbar ist, dass Sie unter objektiven Ge-
        
        
          sichtspunkten als Sieger oder als Verlierer
        
        
          den Verhandlungsboxring verlassen, also
        
        
          entweder Ihre Ziele erreichen konnten
        
        
          oder komplett „leer ausgegangen“ sind.
        
        
          Sie weichen keinen Deut von Ihrer Posi-
        
        
          tion ab – oder geben sich zumindest in
        
        
          einigen Punkten geschlagen. Das ist der
        
        
          Fall, wenn Sie überhaupt eine Chance
        
        
          haben wollen, mit dem Verhandlungs-
        
        
          partner zu einem erträglichen Ergebnis
        
        
          zu gelangen. Dann müssen Sie nach-
        
        
          geben – natürlich nicht kampflos, aber
        
        
          letztendlich sollten Sie sich deutlich auf
        
        
          den anderen zubewegen. Der Grad des
        
        
          Aufeinanderzubewegens ist davon ab-
        
        
          hängig, welche Verhandlungsmacht die
        
        
          Gegenpartei und Sie besitzen. Die Zu-
        
        
          lieferer der Handelsketten und Automo-
        
        
          bilkonzerne verfügen in dieser Hinsicht
        
        
          über die schlechteren Karten. Und im
        
        
          Kundengespräch muss ein Verkäufer in
        
        
          der Regel vorsichtig agieren, weil er den
        
        
          Kunden nicht verlieren will, zumindest
        
        
          vorsichtiger als der Geschäftsführer, der
        
        
          auf Augenhöhe verhandeln kann.
        
        
          Beziehungsqualität erhöhen
        
        
          Andererseits kann es zu einem Ausgleich
        
        
          zwischen den Zielen der Verhandlungs-
        
        
          parteien kommen. Und natürlich sind
        
        
          viele Zwischentöne möglich – denken
        
        
          Sie nur an die Möglichkeiten, die sich
        
        
          aus dem Widerspiel von Sachergebnis
        
        
          und Beziehungsqualität ergeben. Jenes
        
        
          Die Zulieferer mancher Handelskette lei-
        
        
          den unter der Knute der Einkäufer, die am
        
        
          längeren Hebel sitzen und die Konkur-
        
        
          renz- und Preissituation schamlos aus-
        
        
          nutzen. Ähnliches gilt für die Zulieferer
        
        
          der Automobilindustrie. Die „Wirtschafts-
        
        
          woche“ berichtete im April 2015, wie die
        
        
          großen Autokonzerne ihre Subunterneh-
        
        
          men drangsalieren, insbesondere beim
        
        
          Preiskampf. Da ist die Rede von einem
        
        
          „brutalen Vorgehen“ und „verrohenden
        
        
          Umgangsformen“. Anstand und Res-
        
        
          pekt scheinen in diesen Verhandlungen
        
        
          Fremdwörter zu sein. Wenn der Verhand-
        
        
          lungsgegner Ultimaten stellt, Drohungen
        
        
          ausstößt und auf der Beziehungsebene
        
        
          angreift, helfen Win-Win-Strategien kaum
        
        
          weiter.
        
        
          Für einen Plan B sorgen
        
        
          Wahrscheinlich hat schon jeder eine Ver-
        
        
          handlung erlebt, in der der Gesprächs-
        
        
          partner zum unfairen Verhandlungsgeg-
        
        
          Wenn eine Verhandlung
        
        
          eskaliert, hilft „Durchboxen“
        
        
          VERHANDLUNGSSTRATEGIE.
        
        
          Wenn sich alle Verhandlungsparteien an die Spielregeln
        
        
          halten, verlaufen Verhandlungen in geordneten Bahnen. Es gibt jedoch auch die
        
        
          Verhandlungen, die aus dem Ruder laufen, weil sich das Gegenüber zum unfairen
        
        
          Verhandlungsgegner entwickelt. Verhandeln ist dann wie boxen – nur ohne Ringrichter.
        
        
          Lothar Stempfle
        
        
          ist Trainer und Per-
        
        
          s o n a l e n t w i c k l e r
        
        
          sowie Experte für
        
        
          Verkauf und ganz-
        
        
          heitliche Vertriebssteuerung.
        
        
          Stempfle Unternehmensentwicklung
        
        
          durch Training
        
        
          Herdweg 13, 74235 Erlenbach
        
        
          Tel. 07132 341500
        
        
        
        
          AUTOREN
        
        
          Ricarda Zartmann
        
        
          ist
        
        
          passionierte
        
        
          Boxerin sowie Füh-
        
        
          rungs- und Kommu-
        
        
          nikations-Trainerin
        
        
          und Management-Coach.
        
        
          Stempfle Unternehmensentwicklung
        
        
          durch Training
        
        
          Herdweg 13, 74235 Erlenbach
        
        
          Tel. 07132 341500