 
          personal- und organisationsentwicklung
        
        
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          wirtschaft + weiterbildung
        
        
          03_2016
        
        
          sowie bei den Kunden eingeführt werden.
        
        
          Sonst ist die Gefahr groß, dass just das
        
        
          verloren geht, was weitgehend den Wert
        
        
          des Unternehmens ausmacht: nämlich
        
        
          die behutsam gewachsenen Beziehungen
        
        
          zu den Kunden.
        
        
          Deshalb ist es bei besagten Unternehmen
        
        
          meist nötig, dass dessen bisheriger und
        
        
          künftiger Inhaber, nachdem die Unter-
        
        
          nehmensübergabe vertraglich wurde,
        
        
          noch eine längere Zeit zusammenarbei-
        
        
          ten und gemeinsam das Unternehmen
        
        
          führen. Dieser Übergabeprozess erstreckt
        
        
          sich oft über zwei, drei Jahre und ist in
        
        
          der Regel für alle Beteiligten keine leichte
        
        
          Zeit. Denn in ihr prallen meist nicht nur
        
        
          zwei Generationen, sondern auch zwei
        
        
          unterschiedliche Perspektiven aufeinan-
        
        
          der. Während der scheidende Inhaber pri-
        
        
          mär daran denkt, wie der Übergabepro-
        
        
          zess – also die nächsten zwei, drei Jahre
        
        
          – gestaltet werden, sind für den künftigen
        
        
          (alleinigen) Inhaber die folgenden Fragen
        
        
          zentral:
        
        
          • Wohin soll sich das Unternehmen mit-
        
        
          tel- und langfristig entwickeln?
        
        
          • Was ist nötig, damit das Unternehmen
        
        
          auch nach dem Ausscheiden des bis-
        
        
          herigen Inhabers erfolgreich im Markt
        
        
          agiert (und ich die Verpflichtungen, die
        
        
          ich mit dem Kauf des Unternehmens
        
        
          einging, erfüllen kann)?
        
        
          Aus diesen unterschiedlichen Sichtweisen
        
        
          resultieren unterschiedliche Prioritäten-
        
        
          setzungen im Arbeitsalltag, woraus sich
        
        
          in der Zusammenarbeit häufig Konflikte
        
        
          ergeben. Hinzu kommt: Alle Beteiligten
        
        
          müssen, wenn der Übergabeprozess ein-
        
        
          geläutet wird, sich selbst und ihre Rolle
        
        
          neu definieren. So muss zum Beispiel
        
        
          In der Übergabephase von Unternehmen
        
        
          sieht man viele Träume und Wunschvor-
        
        
          stellungen platzen – sowohl beim bishe-
        
        
          rigen Unternehmensinhaber, als auch bei
        
        
          der Person, die von ihm das Zepter über-
        
        
          nimmt. Die Ursache hierfür liegt immer
        
        
          seltener darin, dass der bisherige Inhaber
        
        
          des Unternehmens sich zu spät mit dem
        
        
          Thema Nachfolgeregelung befasst. Denn
        
        
          in den letzten Jahren setzte sich in Un-
        
        
          ternehmerkreisen die Erkenntnis durch:
        
        
          Dieser Schritt muss von langer Hand ge-
        
        
          plant sein – insbesondere dann, wenn der
        
        
          Nachfolger nicht der eigene Sohn oder die
        
        
          eigene Tochter, sondern ein „Fremder“ ist
        
        
          und der Betrieb nicht mangels Alternative
        
        
          „verschenkt“, sondern zu einem ange-
        
        
          messenen Preis verkauft werden soll.
        
        
          Unterschiedliche Perspektiven
        
        
          bewirken Konflikte
        
        
          Deshalb machen sich viele Unternehmer
        
        
          bereits Gedanken, wenn die ersten grauen
        
        
          Haare ihre Schläfen zieren. Dies gilt ins-
        
        
          besondere für die Inhaber von Unter-
        
        
          nehmen, die außer von ihrer fachlichen
        
        
          Expertise primär von der Vertrauensbe-
        
        
          ziehung leben, die sie über viele Jahre zu
        
        
          ihrer Stammklientel aufgebaut haben –
        
        
          wie zum Beispiel viele Industriezulieferer
        
        
          und -dienstleister, aber auch Steuerbera-
        
        
          tungs- und Rechtsanwaltkanzleien. Denn
        
        
          sie können ihren Kunden nicht heute ver-
        
        
          künden, dass diese morgen einen neuen
        
        
          zentralen Ansprechpartner haben. Der
        
        
          Nachfolger muss vielmehr in einem län-
        
        
          geren Prozess zunächst mit dem Geschäft
        
        
          des Unternehmens und den Besonder-
        
        
          heiten seiner Klientel vertraut gemacht
        
        
          Die Unternehmensübergabe
        
        
          konfliktfrei gestalten
        
        
          INHABERWECHSEL.
        
        
          Ein Unternehmen an einen Käufer zu übergeben ist sowohl für den
        
        
          bisherigen, als auch für den künftigen Inhaber eine schwierige Zeit – denn beide
        
        
          müssen sich in ihrer Rolle neu definieren. Die Umstände verlangen von ihnen,
        
        
          gemeinsam Entscheidungen zu treffen, obwohl sie aufgrund ihrer Biografie und
        
        
          Lebenssituation oft unterschiedliche Einschätzungen und Bedürfnisse haben.
        
        
          Übergabe.
        
        
          Wie im Sport muss auch
        
        
          in der Wirtschaft beim Inhaber-
        
        
          wechsel die Übergabe des „Staffel-
        
        
          stabs“ im richtigen Moment sicher
        
        
          gelingen. Trainer können helfen.
        
        
          Foto: Cardinal / Corbis