wirtschaft und weiterbildung 3/2016 - page 25

wirtschaft + weiterbildung
03_2016
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Allerdings ist HR heute leider oft weit
entfernt von eigenen Innovationen und
umso weiter davon, ein modernes Metho-
denportfolio anzubieten, das dem CEO
hilft, den kulturellen Nährboden dafür
zu schaffen, das Unternehmen und die
Geschäftsfelder innovativ zu entwickeln.
Und das, obwohl HR als Schnittstelle
zwischen Unternehmensführung und
Mitarbeitern prädestiniert dafür ist, den
Rahmen für Wettbewerbserfolg mithilfe
von am Menschen orientierten Innovati-
onsmethoden zu schaffen. HR muss drin-
gend lernen, das auch zu tun – denn mit
der Entscheidung, ob Mitarbeiter ihr Wis-
sen teilen oder nicht, steht und fällt der
Erfolg vernetzter Organisationen.
Nun lassen sich Mitarbeiter nicht dazu
zwingen, ihr Wissen preiszugeben. Mo-
derne Innovationsmethoden fördern
daher die Vernetzung von Wissen, Men-
schen und Ideen auf spielerische Art. Da-
raus entstehen neues Wissen, neue Ideen
und letztlich Innovationen. Als Beispiele
möchten wir hier vier HR-Methoden vor-
stellen.
Methode 1:
Business Model You
Jede Idee braucht ein funktionierendes
Geschäftsmodell. Der „Business Model“-
Ansatz hilft dabei, wesentliche Elemente
eines erfolgreichen Geschäftsmodells in
ein skalierbares System zu bringen. Busi-
ness Model You baut darauf auf und de-
finiert Menschen mit ihren Talenten und
Kompetenzen ebenfalls als Geschäftsmo-
dell. So kann jeder Mitarbeiter, jede Ab-
teilung in einem Unternehmen als eigenes
Geschäftsmodell verstanden werden. Im
Mittelpunkt steht die „Value Proposition“
des Geschäftsmodells, also der Mehrwert,
den die Person oder Abteilung bringt.
Die Methode in HR:
Im HR-Umfeld kann
diese Methode in mehreren Kontexten
eingesetzt werden: beispielsweise im Mit-
arbeitergespräch, um die Karriereplanung
auf einer fachlichen Ebene zu führen und
ein besseres Verständnis der Leistung des
Mitarbeiters und des Arbeitsumfelds, das
er benötigt, zu erlangen.
Chancen der Methode:
Auf beiden Seiten
– Vorgesetzter und Mitarbeiter – wird ein
höheres Commitment erreicht, das Ge-
spräch konzentriert sich auf Wesentliches
und der Mitarbeiter steht mit seinen Leis-
tungen im Mittelpunkt.
Grenzen der Methode:
„Business Model
You“ muss als Tool im Unternehmen
implementiert werden, damit es funktio-
niert. Zudem müssen sowohl Vorgesetzter
als auch Mitarbeiter damit vertraut sein,
um schnell zu guten, validen Ergebnissen
zu kommen. Es reicht also nicht, dass HR
als Experte und Moderator agiert.
Methode 2:
Service Design
Das Service Design ist ein Teilbereich der
Innovationsmethode Design Thinking
und damit sehr stark am Menschen ori-
entiert. Nicht die organisatorischen An-
forderungen stehen im Mittelpunkt, son-
dern die sogenannte „User Journey“ – die
Reise der Mitarbeiter und aller am Pro-
zess Beteiligten – mit all ihren Stationen,
Kontaktpunkten und damit verbundenen
Herausforderungen.
Die Methode in HR:
Im HR-Umfeld kann
die Methode beispielsweise gut für die
Optimierung aller HR-Prozesse zum Ein-
satz kommen. Man beginnt in einem
Workshop mit einem Stakeholder-Map-
ping und legt alle am Bewerbungsprozess
Beteiligten fest: HR, Vorgesetzte, Mitar-
beiter, Bewerber et cetera. Im nächsten
Schritt werden Personas, also Steckbriefe,
für die einzelnen Beteiligten erstellt. Aus
dem Bewerber wird so eine „echte“ Per-
son, zum Beispiel Hannes Schmidt oder
Maria Schneider – das hat eine sehr
starke Identifikation mit der Person und
ihren Belangen zur Folge. Dann wird es
spannend: Die Workshop-Teilnehmer
versetzen sich in die verschiedenen Per-
sonas und entwickeln die Customer
Journey aus deren Perspektive: Wie sieht
der Bewerbungsprozess etwa aus Marias
Sicht aus? Was sind ihre speziellen Be-
dürfnisse? Welche Berührungspunkte hat
sie mit dem Unternehmen? Wie wird sie
durch den Prozess geleitet, wo stößt sie
auf Hindernisse? So entwickelt man die
Sicht der Stakeholder und visualisiert sie
als tatsächliche Reise.
Chancen der Methode:
Service Design
kann bahnbrechende neue Ideen her-
vorbringen, weil alle Stakeholder aus
Kundensicht einbezogen und ihre indi-
viduellen Sichtweisen verknüpft werden.
Zudem generieren kundenzentrierte Ge-
spräche und die Vernetzung über Funkti-
onen und Abteilungen hinweg einen gro-
ßen Mehrwert fürs Unternehmen.
Grenzen der Methode:
Service-Design-
Initiativen können nicht von heute auf
morgen stattfinden. Sie brauchen Zeit –
sowohl zur Durchführung als auch zur
Reflexion. Es macht zudem Sinn, ein
Experten-Team aus Service Designern zu
Hilfe zu bitten, die sich mit dem Work-
shop-Design auskennen und dabei hel-
fen, die Ergebnisse auszugestalten und
im Unternehmen umzusetzen.
Methode 3:
Lego Serious Play
Lego Serious Play ist eine vielfach getes-
tete und ständig optimierte Methode für
kollaborative Innovationen. Sie wurde
1996 von Lego entwickelt: Workshop-Teil-
nehmer bauen ihre Antworten mithilfe
von Lego-Steinen. Unterstützt werden sie
dabei von einem zertifizierten Lego-Se-
rious-Play-Facilitator, der den Workshop
anhand der Zielsetzung vorbereitet und
die Teilnehmer durch den Prozess führt.
Er erklärt, wie man Gedanken, Sichtwei-
sen und Ideen mit Lego-Steinen darstellen
Foto: DGFP
Vernetzt.
Beim
DGFP Lab 2014
fand ein digital ver-
netzter Workshop
statt – eine von
vielen Methoden,
Innovationen zu
fördern.
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