 
          menschen
        
        
          16
        
        
          wirtschaft + weiterbildung
        
        
          03_2016
        
        
          Synchron-Blitz für Fotoapparate. Der Synchron-Blitz wurde
        
        
          1949 erfunden, weil Fischer ein alltägliches Problem, das ihn
        
        
          und viele andere verzweifeln ließ, unbedingt lösen wollte.
        
        
          Eine Fotografin hatte sich geweigert, Fischers kleine Tochter
        
        
          in der Mansardenwohnung der Fischers zu fotografieren. Sie
        
        
          fürchtete, mit ihrem offenen Blitz, der durch das Verbrennen
        
        
          von Magnesiumpulver entstand, die Wohnungseinrichtung in
        
        
          Brand zu setzen.
        
        
          Fischer machte sich zuerst daran, die Verbrennung des Ma-
        
        
          gnesiums zu optimieren. Dann erfuhr er von Fotografen, dass
        
        
          ohnehin bald Blitze mit Glühbirnen auf den Markt kommen
        
        
          würden und er stürtzte sich auf ein weiteres Fotoproblem:
        
        
          Jeder Fotograf musste – in genau dem Moment, in dem er den
        
        
          Blitz betätigte, auch noch auf den Auslöser seines Fotoapparats
        
        
          drücken, um das Motiv auch wirklich im Hellen zu erwischen.
        
        
          Das ging meistens schief, weil der Fotograf zu langsam war. Oft
        
        
          dauerte es, bis eine brauchbare Aufnahme entstand. Fischers
        
        
          Idee war es, den Auslöser des Fotoapparats elektrisch mit dem
        
        
          Blitz zu verbinden. Da er sich mit elektrischen Schaltern gut
        
        
          auskannte, war dies für ihn ein Leichtes. Der Synchronblitz
        
        
          war erfunden. Später erfand Fischer noch den zusammen-
        
        
          klappbaren Blitz-Reflektor und einen Vierfach-Blitz-Würfel.
        
        
          5 Der Prozess des Erfindens.
        
        
          Was Fischer in seinem „stillen Kämmerlein“ gemacht hat, um
        
        
          eine Lösung für ein technisches Problem zu finden, lässt sich
        
        
          in der Literatur nur schwer nachvollziehen. MIt Sicherheit
        
        
          stand am Anfang die genaue Problemdefinition. Dann kam die
        
        
          Vereinfachung des Problems. Spätestens jetzt muss sich die
        
        
          Neugier eingestellt haben, um die Lust am freien Assoziieren
        
        
          in Gang zu bringen. Es galt, möglichst viele Ideen zu sam-
        
        
          meln. Gleichzeitig setzte sich Fischer unter Druck: Ab einem
        
        
          bestimmten Punkt müsse man alles daransetzen, eine Aufgabe
        
        
          zu lösen – so lange, bis man wirklich eine Lösung habe, lautete
        
        
          sein Credo. Dabei half dann ein streng logisches Denken und
        
        
          schlussfolgern. Bei schwierigeren Innovationen wurde auch
        
        
          ein Prototyp gebaut. Mit potenziellen Käufern und dem eige-
        
        
          nen Außendienst wurden Verbesserungen diskutiert. Genauso
        
        
          kreativ wie beim Problemelösen war Fischer aber auch, wenn
        
        
          es darum ging, Produktionsabläufe für die Massenfertigung
        
        
          seiner Erfindungen festzulegen. Die Genialität und Genauigkeit
        
        
          der Produktionsabläufe gehört auch zu dem, was man bei Fi-
        
        
          scher als „Handwerkskunst“ bezeichnen könnte.
        
        
          6 Von Horst Rückle trainiert.
        
        
          Fischer war sicherlich kein Mensch, der unterschiedliche Ex-
        
        
          perten zu einem „Innovationsteam“ zusammengetrommelt
        
        
          hätte. Für ihn musste der Erfinder Experte in vielen Disziplinen
        
        
          sein. Er selbst war ein Multitalent (unter anderem ein sehr
        
        
          guter Segelflieger, Jäger und Landschaftsmaler).
        
        
          Unter dem Strich war er mehr Einzelkämpfer und Patriarch
        
        
          als Teamplayer. Nach der Übergabe seiner Firma an seinen
        
        
          Sohn machte er diesem schwere Vorwürfe. Der Junior würde
        
        
          zu viel delegieren und die Mitarbeiter mitentscheiden lassen.
        
        
          Wie in dem Buch „Die Fischers – Eine schwäbische Dübel-
        
        
          Dynastie“ (siehe Seite 15) berichtet wird, empfahl der dama-
        
        
          lige Vorstandsvorsitzende der Landesgirokasse den Fischers,
        
        
          den damals sehr bekannten Verkaufs- und Managementtrainer
        
        
          Horst Rückle aus Böblingen (HR Team GmbH) zu engagieren.
        
        
          Rückle, der den Junior als begabten Strategen und Beziehungs-
        
        
          gestalter erlebte, unterstützte den Sohn dabei, auf keinen Fall
        
        
          ein Erfinder wie der Vater werden zu wollen. Damit der Kern
        
        
          des Unternehmens aber nicht verloren ginge, riet Rückle, die
        
        
          bewahrenswerten Qualitäten des Gründers in einem Firmen-
        
        
          leitbild festzuschreiben.
        
        
          Gudrun Porath
        
        
          R
        
        
          Ortsverbunden.
        
        
          Die Zentrale der Fischerwerke liegt im württem-
        
        
          bergischen Waldachtal, dem Geburtsort von Artur Fischer.
        
        
          Überblick.
        
        
          Artur Fischer, 1919 geboren, war mit Leiden-
        
        
          schaft Erfinder und entwickelte in seinem Unternehmen,
        
        
          das er im Jahr 1948 gründete, viele neue Produkte. Die
        
        
          wichtigsten Erfindungen im Überblick:
        
        
          1949
        
        
          Erfindung eines Blitzlichtgeräts für Fotoapparate mit
        
        
          synchroner Auslösung
        
        
          1958
        
        
          Erfindung des Dübels „Fischer S“
        
        
          1963
        
        
          Erfindung einer Mehrfachblitzlampe auf einem dreh-
        
        
          baren Sockel
        
        
          1964
        
        
          Erfindung des Fischertechnik-Baukastens
        
        
          1970
        
        
          Erfindung mehrerer Dübel zur Fixierung von Knochen-
        
        
          brüchen
        
        
          1981
        
        
          Entwicklung des ersten marktgerechten Hinter-
        
        
          schnittankers „Zykon“
        
        
          1984
        
        
          Entwicklung des FU-Universaldübels
        
        
          1987
        
        
          Entwicklung des ersten uneingeschränkt zugzonen-
        
        
          tauglichen Bolzenankers der Welt
        
        
          1989
        
        
          Erfindung der Zykon-Hinterschnittbohrvorrichtung
        
        
          1998
        
        
          Entwicklung des Spielzeugs „Fischer Tip“ aus pflanz-
        
        
          licher Stärke
        
        
          Highlights eines Erfinderlebens