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          wirtschaft + weiterbildung
        
        
          03_2016
        
        
          Fotos: Fischer Gruppe
        
        
          NACHRUF.
        
        
          Artur Fischer, der „Dübel-König“ aus dem
        
        
          Schwarzwald, starb am 27. Januar im Alter von 96 Jahren.
        
        
          Der Unternehmer galt mit seinen 1.100 Patenten und
        
        
          Gebrauchsmustern als einer der produktivsten Erfinder der
        
        
          Welt. Aus der Menge der Veröffentlichungen über Fischer
        
        
          haben wir Ursachen für seinen Erfolg herausgefiltert.
        
        
          Mit Thomas Alva Edison (1847–1931), dem großen US-
        
        
          amerikanischen Erfinder und Unternehmer, wollte er nie ver-
        
        
          glichen werden, obwohl die Welt ihm fast genauso viele Erfin-
        
        
          dungen verdankt. „Der Edison hat die Erfindung der Glühbirne
        
        
          geklaut und mit einem, der klaut, mag ich nicht verglichen
        
        
          werden“, pflegte Fischer zu sagen. Er spielte damit auf den
        
        
          Hannoveraner Heinrich Göbel an, der das Prinzip der Glüh-
        
        
          lampe schon vor Edison erdacht hatte.
        
        
          Fischer wollte auch nie „Tüftler“ genannt werden. Ein Tüftler
        
        
          entdecke etwas mehr oder weniger aus Versehen und für den
        
        
          Eigenbedarf. Fischer dachte von Anfang an immer auch an
        
        
          die Vermarktung. Er sah im Erfinden einen Beruf, der ihn und
        
        
          seine Familie ernähren sollte. Wie es dazu kam, dass er diesen
        
        
          Beruf so erfolgreich ausüben konnte, darüber können folgende
        
        
          Beobachtungen Auskunft geben:
        
        
          1 Artur, das Spielkind.
        
        
          Fischer stammte aus einem fleißigen, pietistischen Elternhaus.
        
        
          Trotz ihrer Armut (der Vater schlug sich als Dorfschneider
        
        
          durch) förderten die Eltern tatkräftig das handwerkliche Talent
        
        
          ihres kleinen Sohnes. So bekam er einen Märklin-Metallbau
        
        
          kasten geschenkt, mit dem aus unterschiedlichen Teilen Mo-
        
        
          delle von Maschinen gefertigt werden konnten. Der Junge er-
        
        
          fand die Modelle frei oder fertigte sie nach einer Vorlage. Dabei
        
        
          stand der Spaß an erster Stelle. Ein wirklich begeisterter Spieler
        
        
          Der Dübel-König
        
        
          ist tot. Es lebe der
        
        
          Spieltrieb.
        
        
          war komplett bei der Sache und stellte (wenn überhaupt) erst
        
        
          nach dem Spielen fest, dass er auch etwas über die praktische
        
        
          Physik gelernt hatte. Der kleine Artur durfte zu Hause auch
        
        
          regelmäßig an einer Werkbank mit einem Schraubstock und
        
        
          einigen Werkzeugen spielen. Seine Mutter half ihm nach ei-
        
        
          gener Aussage „mit unerschöpflicher Zuwendung“, wenn er
        
        
          zum Beispiel ein selbstgebautes Wasserrad in einem Bach auf-
        
        
          stellte. Der Spiegel nannte ihn „Spielkind“. Fischer selbst sah
        
        
          im Spiel die beste Möglichkeit, so etwas wie die Fähigkeit zur
        
        
          Begeisterung und zur Improvisation zu erlernen. Er habe im
        
        
          Spiel die eigene Phantasie „nach Kräften geübt“ und so etwas
        
        
          wie ein problemlösendes Denken entwickelt. Spielen war für
        
        
          Fischer genauso wie Erfinden eine „Herzenssache“.
        
        
          2 Einflussreiche Jugendliteratur.
        
        
          Von Albert Einstein erzählt man sich, er habe als Kind Jugend-
        
        
          bücher gelesen, die physikalische Experimente sehr lebendig
        
        
          beschrieben hätten. Einstein habe es sich damals angewöhnt,
        
        
          sich zum Beispiel vorzustellen, wie er auf einem Lichtstrahl
        
        
          reiten würde. Dieses „trainierte“ Vorstellungsvermögen habe
        
        
          ihm später bei seinen Theoriebildungen geholfen.
        
        
          Der Lieblingsautor von Fischer hieß Max von Eyth, ein schwä-
        
        
          bischer Ingenieur und Weltreisender (1836–1906). Er glori-
        
        
          fizierte die Rolle der Erfinder und schrieb ihnen eine große
        
        
          Bedeutung für den Verlauf der Weltgeschichte zu. Gleichzeitig
        
        
          Artur Fischer
        
        
          hinterlässt eine
        
        
          Unternehmensgruppe mit einem
        
        
          Umsatz von 661 Millionen Euro (2014)
        
        
          und weltweit 4.160 Mitarbeitern.