wirtschaft + weiterbildung
03_2016
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Denken und Fühlen gibt, dem Men-
schen den Zugang zu seinen vollen Res-
sourcen eröffnet. Diesen Ansatz erleben
Führungskräfte bei der Henley Business
School unter anderem im zweitägigen
Seminar „Durch Reflexion Handlungsfä-
higkeit steigern“ und in den firmenspe-
zifischen Business-Transformation-Pro-
grammen.
3 Wie wird „Arbeiten 4.0“ die
Weiterbildung verändern?
Dr. Simon Beck:
Ich sehe nicht, dass –
abgesehen von ein paar Start-ups – sehr
viele Unternehmen in naher Zukunft
dazu übergehen werden, ihre Führungs-
kräfte von der Belegschaft wählen zu
lassen wie das der New-Work-Bewegung
vorschwebt. Aber die Aufgaben der
Führungskräfte ändern sich mit zuneh-
mender Komplexität schon und wir als
Akademie haben darauf mit der Ent-
wicklung eines neuen Führungsmodells
reagiert, den sogenannten „Topografien
der Führung“, bei denen der Einfluss
der formalen Hierarchie, des informellen
Netzwerks und der vielfältigen Stakehol-
derinteressen gleichermaßen berücksich-
tigt werden. In einem derart komplexen
Business-Umfeld für sich selbst, die Mit-
arbeiter und das Unternehmen Führung
wahrzunehmen, erfordert nach wie vor
Training und zusätzlich laufende Refle-
xion zum Beispiel im Rahmen eines Coa-
chings.
Dr. Hanspeter Durlesser:
In der Tat wer-
den auch künftig Führungskräfte Pro-
bleme mit dem einen oder anderen
„schwierigen“ Mitarbeiter haben und
lernen wollen, wie sie mit ihm umgehen
R
können. Und selbst wenn künftig Selbst-
organisation großgeschrieben wird, dann
müssen die Mitarbeiter dennoch zuerst
einmal in einem Seminar lernen, wie man
miteinander kommuniziert, Beziehungen
gestaltet und wie man seine Interessen
sorgfältig ausgleicht.
Mit zunehmender Agilität in den Organi-
sationen sehe ich aber auch einen neuen
Trend – dass nämlich einzelne Mitarbei-
ter unabhängig von ihrer betrieblichen
Funktion zu internen Beratern, internen
Coachs oder als interne Konfliktmodera-
toren ausgebildet werden sollen, weil das
Dienstleistungen sind, die in flachen Hie-
rarchien dringend gebraucht werden, um
die Selbstorganisationen reibungslos am
Laufen zu halten.
Felix Müller:
Hier lohnt der Blick in Rich-
tung USA. Dort sollen bis zum Jahr 2020
fast 40 Prozent der Berufstätigen als
Freelancer unterwegs sein. Diese „Ein-
zelkämpfer“ sind die neue Zielgruppe für
offene Seminare, denn sie haben ein stark
steigendes Bedürfnis nach kontinuierli-
cher Weiterbildung.
Marion Schopen:
Vielleicht können wir
dem Monster „Digitalisierung“ noch eine
weitere positive Seite abgewinnen: Mit-
hilfe von Seminarplattformen und den
„Sozialen Medien“ könnten sich in Zu-
kunft wildfremde Menschen mit einem
identischen, brennenden Problem sehr
schnell zu einem passenden Seminar ver-
abreden. Die Digitalisierung bringt Men-
schen zusammen und die Akademien
müssen sich nur noch darum kümmern,
dass diese Menschen sich bei ihnen gut
aufgehoben fühlen.
Protokoll: Andrea Sattler,
Martin Pichler
Felix Müller (Hen-
ley):
„Zeit und
Raum zum Denken
und Fühlen gibt
einem Menschen
Zugang zu seinen
vollen Ressourcen.“