wirtschaft und weiterbildung 3/2016 - page 50

training und coaching
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wirtschaft + weiterbildung
03_2016
Managementwissen, die in der Lage
sind, IT an den Geschäftszielen unserer
Kunden auszurichten. Gerade im Kon-
text der Digitalen Transformation kommt
den Beratern eine Schlüsselrolle zu. Sie
müssen Trends in Innovationsfelder und
Produkte übersetzen, um Unternehmen
auf Zukunftsmärkte vorzubereiten. Dabei
müssen sie in der Lage sein, die unter-
schiedlichsten Disziplinen zu vernetzen
und dazu bedarf es einer breit angelegten
Qualifikation. Daher schaue ich mir das
Curriculum immer sehr genau an. Wel-
che Fächer werden dort in welchem Um-
fang gelehrt? Ergibt das ein geschlossenes
Qualifikationsbild oder ist das nur eine
ganz spezifische Weiterbildung?
Sehen Sie dabei Unterschiede zwischen
den Angeboten privater und staatlicher
Hochschulen?
Donat:
Das kann man nicht generell
sagen. Auch an staatlichen Hochschulen
gibt es schon immer eine große Band-
breite zwischen Eliteunis und eher regi-
onalen Hochschulen, wobei es auch aus-
gezeichnete Fachhochschulen gibt. Beim
weiterbildenden Master, der im Übrigen
durch die Studiengebühren auch pri-
vat finanziert wird, sehe ich manchmal
schon eklatante Unterschiede zwischen
staatlichen und privaten Anbietern. Ein
prägnantes Beispiel ist für mich dabei die
Wirtschaftspsychologie. Weil das gerade
ein gefragtes Fach ist, bieten vor allem
die privaten Hochschulen entsprechende
Masterstudiengänge für Betriebswirte an.
Da habe ich bereits einige Kandidaten
gesehen, deren Qualifikation bei Weitem
nicht der der Absolventen von staatlichen
Hochschulen entsprochen hat. Und lei-
der gibt es gerade bei manchen privaten
Hochschulen inzwischen kaum noch
nennenswerte Hürden bei der Zulassung.
Da braucht man dann nicht einmal einen
Bachelorabschluss oder sogar nicht ein-
mal Abitur.
Es ist aber politisch gewünscht, den
Zugang von Berufstätigen zur
akademischen Ausbildung einfacher zu
machen. Eine falsche Entwicklung?
Donat:
Das sehe ich äußerst kritisch. So
etwas sollte allenfalls in Ausnahmefäl-
len möglich sein. Unser Bildungssystem
besteht aus aufeinander aufbauenden
Qualifikationsschritten. Wenn dann dort
etwas fehlt, entstehen wichtige Lücken
und die kann ich nicht einfach durch Pra-
xiserfahrung ersetzen. Was ich in einem
Unternehmen lerne, ist keine akademi-
sche Qualifikation.
Wie beurteilen Sie es, dass manche
Hochschulen heute oftmals nur wenige
fest angestellte Professoren haben und
vor allem mit Lehrbeauftragten aus der
Praxis arbeiten?
Donat:
Wenn ich mir Professoren von
guten Hochschulen anschaue, dann
haben die an renommierten akademi-
schen Instituten geforscht und haben oft
auch einige Zeit im Unternehmen oder
in der Beratung gearbeitet. Praxiserfah-
rung allein genügt meiner Meinung nach
nicht, um eine fundierte akademische
Qualifikation zu vermitteln. Wenn eine
Hochschule daher vor allem mit Lehrbe-
auftragten aus der Praxis arbeitet, wäre
ich sehr skeptisch.
Wie eng sollte die Wirtschaft überhaupt
mit Unternehmen zusammenarbeiten?
Donat:
Eine enge Zusammenarbeit von
Wirtschaft und Hochschulen hat sich –
nicht zuletzt durch den Erfolg der dualen
Studiengänge – längst bewährt. Aber wir
müssen genau darauf achten, wer wel-
R
„Beim weiterbildenden Master sehe ich schon mal
eklatante Qualitätsunterschiede zwischen
staatlichen und privaten Anbietern. Ein prägnantes
Beispiel ist die Wirtschaftspsychologie.“
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