wirtschaft und weiterbildung 3/2016 - page 55

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wirtschaft + weiterbildung
03_2016
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sind die Produzenten noch weit entfernt.
Während „Augmented Reality“, also die
Anreicherung von Bildern mit der realen
Umgebung durch Computereinblendun-
gen immer wichtiger wird, hat sich die
Zahl der Experten, die den „virtuellen
3D-Welten“, also den vollständig com-
putergenerierten 3D-Bildern, etwas gutes
zutrauen, wieder verringert (2015:12 Pro-
zent und 2014: 19 Prozent).
Zehn Jahre Delphi ermöglichen auch
eine gute Längsschnittanalyse, wie sich
die Prognosen für einzelne Anwendun-
gen im Laufe der Jahre verändert haben.
Hier lässt sich verfolgen, welchen Lernan-
wendungen nur ein kurzfristiger „Hype“
beschert war und welche Formen lang-
fristig an Bedeutung gewonnen haben.
Seit längerer Zeit im Aufwind sind – wie
bereits erwähnt – Webinare und Mobile
Learning. Auffällig ist, dass drei eher
bildorientierte Lernanwendungen in der
Einschätzung der Experten an Relevanz
verloren haben: Simulationen und Seri-
ous Games sowie 3-D-Lernumgebungen.
Bei den letzten beiden ist es gut möglich,
dass es sich um Schwankungen handelt,
die sich beim nächsten Delphi wieder
ausgleichen. Es ist aber auch denkbar,
dass die Begeisterung für das spielerische
Lernen mit bewegten Bildern – zumindest
in der beruflichen Weiterbildung – all-
mählich wieder abnimmt.
Weiter (leicht) abgenommen hat die Zahl
der Experten, die „Wikis“ als zukunfts-
weisende Lernform ansehen. Wikis sind
sicherlich nach wie vor als ein zentrales
Rechercheinstrument für das informelle
Lernen anerkannt. Betrachtet man ein
solches Instrument hingegen von der
Anbieterseite her, so sehen die Befragten
möglicherweise den hohen Aufwand für
die Erstellung und vor allem für die Pflege
eines solchen Wissensmanagement-
Tools, was ein Grund für den starken
Rückgang sein dürfte.
Neben der Frage nach der künftigen Be-
deutung als Lernform wurden die Exper-
ten wieder gebeten, auch den wirtschaft-
lichen Erfolg der ausgewählten Formen
und Technologien zu prognostizieren.
Mobile Learning kommerziell
Erfolg versprechend
Hier gibt es eine Entwicklung, die symp-
tomatisch für die E-Learning-Entwicklung
der kommenden Jahre sein kann: 86 Pro-
zent aller Befragten prognostizieren jetzt
„Mobilen Anwendungen/Apps“ einen
kommerziellen Erfolg in den nächsten
drei Jahren (2014: 81 Prozent). Mobile
Anwendungen verdrängen damit „Blen-
ded Learning“ von der Spitze (2015: 75
Prozent und 2014: 82 Prozent), das nun
gemeinsam mit Web Based Trainings auf
Platz 2 rangiert. Die Prognose eines kom-
merziellen Erfolgs von Mobile Learning
dürfte auch dem Trend des „Mobile First“
entsprechen, wonach E-Learning-Anwen-
dungen zunächst für mobile Endgeräte
entwickelt und erst im zweiten Schritt
auch für stationäre Rechner aufbereitet
werden.
Jahrelang galten IT-Schulungen als das
wichtigste Thema des E-Learnings. Dies
hat sich in den letzten Jahren grundle-
gend geändert. Auf einer „Schulnoten-
skala“ liegt die Wichtigkeit dieses The-
mas für das Corporate Learning nur noch
bei 2,1 und damit auf Platz 5 (Vorjahr
1,7 und damit Platz 3). In früheren Be-
fragungen rangierten IT-Schulungen hin-
gegen immer auf dem ersten Platz. Doch
die Zeiten, in denen alle Mitarbeiter eines
Unternehmens digitale Schulungen absol-
vierten, wenn beispielsweise ein neues
Betriebssystem eingeführt wurde, sind of-
fensichtlich vorbei, wenn wir den befrag-
ten Experten folgen. Möglicherweise wird
die „Computer Literacy“ der Anwender
inzwischen von den Vorgesetzten so hoch
eingeschätzt, dass sie sich Neuerungen in
den von ihnen verwendeten Programmen
selbst erarbeiten können.
Anders sieht dies für das Thema „Compli-
ance“ aus, also für das regelgerechte Ver-
halten, das in vielen Unternehmen inzwi-
schen zur Pflichtschulung avanciert ist.
Die Experten sehen Compliance in die-
sem Jahr als das wichtigste Lernthema an
(Rang 1 mit einer Durchschnittsnote von
1,8), dicht gefolgt von Kundenschulun-
gen (Rang 2 mit der Note 1,9). Ebenfalls
die Durchschnittsnote 1,9 erhielten „Pro-
duktschulungen“, also die Unterrichtung
der eigenen Mitarbeiter sowie der Händ-
ler über neue Produkte des Unterneh-
mens. Im Vorjahr rangierten diese noch
deutlich auf Platz 1. Das Thema „Arbeits-
sicherheit, Arbeitsschutz“ ist gegenüber
dem Vorjahr mit einer Bewertung von
1,9 nahezu unverändert stark. Im Mittel-
feld liegen außerdem die Themen „Ge-
werblich-technische Fachkompetenzen“
sowie „Management und Führung“ und
Themen der „Betriebswirtschaft“. „Soft­
skills“, die auf einen Kompetenzerwerb
der Lerner abzielen, bilden nach wie vor
das Schlusslicht der Themenliste.
Dr. Lutz P. Michel,
Geschäftsführen-
der Gesellschaf-
ter des MMB Insti-
tuts. Ihm verdankt
die E-Learning-Branche das „Umsatz-
Ranking“ genauso wie die Learning-
Delphi- Befragung.
MMB Institut – Gesellschaft für
Medien- und Kompetenzforschung
mbH
Folkwangstraße 1, 45128 Essen
Tel. 0201 72027-0
AUTOR
Dr. Ulrich
Schmid,
Geschäftsführen-
der Gesellschaf-
ter des MMB Insti-
tuts. Er ist neu an Bord und kümmert
sich um die Marktanalysen in Bezug
auf moderne Lerntechnologien.
MMB Institut – Gesellschaft für
Medien- und Kompetenzforschung
mbH
Folkwangstraße 1, 45128 Essen
Tel. 0201 72027-0
AUTOR
Dr. Lutz Goertz,
Leiter der Abtei-
lung Bildungs-
forschung beim
MMB. ER hat in
den letzten zehn Jahren maßgeblich
zur Entwicklung des MMB Learning
Delphi beigetragen.
MMB Institut – Gesellschaft für
Medien- und Kompetenzforschung
mbH
Folkwangstraße 1, 45128 Essen
Tel. 0201 72027-0
AUTOR
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