personalmagazin 3/2018 - page 17

17
03/18 personalmagazin
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
Das Interview führte
Randolf Jessl.
Sinnvolles zu Debatten und Arbeitspro-
zessen beitragen kann und dass man
darüber Beziehungen aufbauen kann
– und zwar, indem man großzügig gibt
und hilft.
personalmagazin:
Das liegt quer dazu, wie
viele Menschen die sozialen Technolo-
gien wahrnehmen. Social Media stehen
doch meist im Verdacht, nur was für
Selbstdarsteller, Narzissten und Extrover-
tierte zu sein.
Stepper:
Genau da setzt Working Out Loud
an. Auch ich habe ja nicht davon profi-
tiert, Katzenvideos zu posten und darü-
ber zahlreiche Anhänger zu gewinnen …
personalmagazin:
… die kann man sich
auch gegen Geld kaufen.
Stepper:
Genau. Es geht nicht um Popu-
larität und große Reichweiten. Es geht
darum, Menschen mit ähnlichen The-
men und Herausforderungen zu helfen.
Es geht auch nicht um Aktionismus,
sondern darum, ein persönliches Ziel zu
haben, zu lernen und sich verbessern zu
wollen. Working Out Loud können Sie
mit E-Mail oder bei einer Tasse Kaffee
bestreiten. Und so genau beginnen die
ersten der zwölf Wochen in den Wor-
king-Out-Loud-Programmen.
personalmagazin:
Die Arbeit in den Zirkeln
und das, was man tut, folgt fünf Prinzipi-
en, die man durchaus auch in Ratgebern
zu Glück und Erfolg im Beruf liest: Sie
nennen es „Generosity“, „Relationships“,
„Visibility“, „Purposeful Discovery“ und
„Growth Mindset“.
Stepper:
Ja, alles was ich da schreibe und
empfehle, ist ungefähr so originell wie
zu sagen, ernähre Dich gesund und
bewege Dich viel (lacht). Da ist wenig
wirklich neu daran. Aber das umzuset-
zen, ist die Herausforderung.
personalmagazin:
Ist denn die Selbstvervoll-
kommnung und zunehmende Autonomie
überhaupt im Sinne der Unternehmen,
die soziale Kollaboration fördern wollen?
Stepper:
Das ist wirklich interessant. Ich
habe das am Anfang eher als eine indi-
viduelle Sache gesehen. Dann aber hat
sich schnell gezeigt, dass die Unterneh-
men genau das lieben und suchen. Si-
los abbauen, Wissen heben, Menschen
vernetzen: Das steht ja auf jeder Power-
pointfolie und in jeder Führungsricht-
linie. Aber es fehlte offensichtlich eine
Methode, die das einlöst.
personalmagazin:
Was ist der Kern dieser
Methode?
Stepper:
Die Unternehmen sehen darin
ein wirksames Instrument, wirkliche
Verhaltensänderungen
herbeizufüh-
ren. Es ersetzt bei ihnen daher keine
Programme der Innovationsförderung,
der digitalen Transformation, der Or-
ganisationsentwicklung, es ergänzt sie.
Gerade dieser selbstbestimmte Mensch-
zu-Mensch-Ansatz bringt da vieles in
Bewegung.
personalmagazin:
Am Ende sind die
Teilnehmer mit ihren Themen und ihrer
Selbstverwirklichung beschäftigt, auf
dem Sprung und für die Alltagsarbeit
nicht mehr zu haben?
Stepper:
Diese Befürchtungen habe ich
an der Unternehmensspitze noch nicht
angetroffen. Bei Mittelmanagern aller-
dings gibt es sie. Da definieren sich eini-
ge noch über die Kontrolle, die sie über
andere haben.
personalmagazin:
Und Sie implementieren
die Methode jetzt weltweit?
Stepper:
Ich allein sicher nicht. Ich habe
meine Selbstständigkeit auf dem Ge-
danken gegründet, diese Methode zu
verbreiten und dazu beizutragen, dass
Millionen Menschen davon profitieren.
Da werde ich zu Keynotes eingeladen,
kann zur Gestaltung von bereits exis-
tierenden Programmen beitragen und
helfe mit, Multiplikatoren auszubilden.
Aber die Dynamik entsteht, indem im-
mer mehr Menschen sich der frei zu-
gänglichen Materialien bedienen und
die Methode weitertragen.
personalmagazin:
Deutschland ist die
Speerspitze der Bewegung?
Stepper:
Bosch war tatsächlich eines der
allerersten Unternehmen, die auf den
Gedanken und die Methode gesetzt ha-
ben. Und in Deutschland sitzen in un-
terschiedlichen Unternehmen sehr en-
gagierte Leute. Aber die Methode wird
weltweit schon angewandt: in Brasilien,
China, selbst in den Vereinigten Staaten
(lacht).
personalmagazin:
Apropos Bewegung:
Die Art, wie sich die Methode verbreitet
und Anhänger findet, hat für manche
Beobachter schon fast religiöse Züge. Ist
Working out Loud eine Konfession?
Stepper:
Nein, es ist so etwas wie eine
kontinuierliche Übung. Wie Yoga oder
Meditation oder Wellness-Aktivitäten.
Es fühlt sich für die Beteiligten gut an,
man fühlt sich gestärkt und will mehr
davon. Daraus beziehe ich auch die Hoff-
nung, dass es nicht einfach ein Hype ist,
sondern bleibt und nachhaltig wirkt.
personalmagazin:
Sie lassen in manchen
Blogbeiträgen viel Sympathie für bud-
dhistisches Gedankengut erkennen …
Stepper:
Ja, damit beschäftige ich mich
sehr intensiv. Es hilft mir selbst gelas-
sener, klarer, fokussierter zu werden.
Manche bezeichnen das auch als „Acht-
samkeit“.
personalmagazin:
Muss man Buddhist sein,
um die Möglichkeiten von Working out
Loud auszuschöpfen?
Stepper:
(lacht) Nein. Es genügt vollkom-
men, einfach Mensch zu sein.
ONLINE-TIPP
Unter
workingoutloud.com
finden Sie
die wichtigsten Materialien zur Methode
„Working Out Loud“ (zum Beispiel den
„Circle Guide“). Sie sind frei zugänglich.
1...,7,8,9,10,11,12,13,14,15,16 18,19,20,21,22,23,24,25,26,27,...76
Powered by FlippingBook