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personalmagazin 03/18
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TITEL
_
WORKING OUT LOUD
A
utos erfassen imVorbeifahren
Parklücken am Straßenrand
und senden diese an Park-
platzsuchende, kleine High-
tech-Labore, nicht viel größer als ein
Schuhkarton, überwachen in Echtzeit
die Luftqualität in Städten und helfen
damit dem Verkehrsmanagement – das
sind nur zwei Lösungen für die vernetzte
Stadt von morgen, die wir schon heute
testen und auf den Markt bringen. Die
Digitalisierung und die Vernetzung un-
terschiedlichster Produkte im Internet of
Things (IoT) verändern den Alltag in ei-
ner bisher ungekannten Art und Weise.
Und sie verändern auch die Art und Wei-
se, wie wir zusammenarbeiten. In der
vernetzten Welt ist die Zusammenarbeit
über Bereichs- und Unternehmensgren-
zen hinweg, der schnelle Austausch von
Wissen sowie Zugang zu Institutionen
und Personen, zu denen man bisher kei-
nen Kontakt hatte, erforderlich.
Ohne kulturellen Wandel kein
digitaler Wandel
Wie aber bekommt man diesen Zugang
zu Personen, die man nicht kennt? Wie
vernetzt man sich immer wieder the-
menspezifisch mit den richtigen Exper-
ten, und das nicht nur intern, sondern
auch extern? Wie teilt man wertschöp-
fend Wissen, diskutiert komplexe Frage-
stellungen und Ideen, um von anderen
zu lernen und die eigene Arbeit zu ver-
bessern? Für Bosch ist eine Antwort auf
diese Fragen die Methode „Working Out
Loud“ (WOL).
Von
Monika Struzek
und
Katharina Krentz
Um den Austausch über Abteilungen,
Länder und Hierarchien hinweg zu för-
dern, führte Bosch bereits 2013 ein Enter-
prise Social Network (ESN) namens Bosch
Connect ein. Es handelt sich dabei um
eine unternehmensweite Plattform zur
transparenten Zusammenarbeit. Neben
Arbeitsbereichen für Teams, Communi-
tys genannt, stellt sie für jeden Mitarbei-
ter ein Profil bereit, mit dem er oder sie
sich, die eigene Expertise und Arbeit dar-
stellen kann. Das erleichtert die Suche
nach Experten und Expertise, auch wenn
man weder Namen noch Funktion kennt.
Rund 200.000 Mitarbeiter nutzen heute
regelmäßig die Plattform, es existieren
mehr als 30.000 fachliche und interes-
senorientierte Communitys.
Es nutzen jedoch noch nicht alle Mit-
arbeiter Bosch Connect. Ein Grund dafür
ist, dass das Arbeiten in einem Netzwerk
und in Communitys völlig anders funk-
tioniert als mit E-Mail und Dokumenten.
Jeder im Unternehmen kann sehen, was
ich poste? Jeder kann kommentieren,
woran ich arbeite? Wir haben daher
nach einem Weg gesucht, der die Scheu
nimmt und gleichzeitig die Chancen
zeigt, die in dieser neuen Arbeitsweise
liegen: Mitarbeiter profitieren durch
frühes, konstruktives Feedback und
Hinweise von Personen, die sie von sich
aus nicht gefragt hätten. Uns war klar,
dass wir dieses Vorhaben nicht wie den
Rollout eines Software-Tools handhaben
können – sechs Monate und alles ist ab-
geschlossen. Denn die Veränderung der
Arbeitsweise ist vor allem eines: ein tief
greifender, kultureller Wandel.
Start ohne offiziellen Auftrag
In diesem Zusammenhang wurden wir
Ende 2013 erstmals auf Working Out
Loud aufmerksam. Zu diesem Zeitpunkt
gab es weder das Buch Working Out Loud
noch die WOL Circle-Methode – sondern
nur John Stepper, der alle zwei Wochen
seine Ideen in einem Blogpost mit der
Welt teilte. Es vergingen weitere zwei
Jahre, bis wir überlegten, ob und wie wir
diese Methode nach Deutschland holen
könnten. Wir probierten die Circle-Me-
thode zunächst privat aus – und waren
schon in Woche drei so davon überzeugt,
dass wir im September 2015 die ersten
„Working Out Loud Circle“ bei Bosch
starteten. Ohne offiziellen Auftrag, ohne
Budget, und betrieben als Graswurzelin-
itiative. Dabei begann unsere bis heute
sehr enge Zusammenarbeit mit John
Stepper, um das Circle-Programm, das
ursprünglich für Privatpersonen kon-
zipiert worden war, an die Bedürfnisse
von Unternehmen anzupassen.
Networking bei Bosch
PRAXIS.
Produkte vernetzen über die Cloud, Mitarbeiter vernetzen mit „Working Out
Loud“ – so lautet eines von Boschs Rezepten für die digitale Transformation.
WOL startete als Gras-
wurzelinitiative, inner-
halb von zwei Jahren
haben mehr als 1.000
Mitarbeiter aus über 40
Ländern die Methode
ausprobiert.
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