personalmagazin 3/2018 - page 16

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TITEL
_WORKING OUT LOUD
personalmagazin 03/18
Buch „Work out Loud“ veröffentlicht.
Einen Monat, nachdem ich bei der Bank
rausgeflogen war, konnte ich Katharina
Krentz bei Bosch bereits darin unter-
stützen, Work-Out-Loud-Themen in ih-
rem Unternehmen zu bewältigen.
personalmagazin:
Working Out Loud
verhilft also Kollaborationstools im
Unternehmen zum Durchbruch?
Stepper:
Vorsicht, es geht nicht vorrangig
um Technologie! Ich bin zwar Informa-
tiker, bemühe mich aber immer mehr,
zum Menschenversteher zu werden. Es
geht um Menschen und das, was sie an-
treibt. Man will die Kontrolle über sein
Leben haben, man braucht Zuversicht
und die Erfahrung der Selbstwirksam-
keit. Und man will eingebunden sein –
wir sind zutiefst soziale Wesen.
personalmagazin:
Das alles ermöglicht
Working Out Loud?
Stepper:
Die Methode bahnt den Weg
dorthin. Bei der Einführung des Tools in
der Bank hat sich immer mehr heraus-
gestellt, dass man Vorbehalte beseitigen
und die Menschen ermutigen muss, über
ihre Arbeit zu berichten. Das gelingt am
besten in diesen kleinen Zirkeln von bis
zu fünf Menschen, wo man ohne Angst,
ohne Beurteilung oder Wettbewerb an
sich, seinem Beitrag und seinen Zielen
arbeiten kann. Bei Google nennen sie das
„psychologische Sicherheit“ in Teams.
personalmagazin:
Was lernt man in diesen
Zirkeln, den „WOL Circles“?
Stepper:
Man erfährt Schritt für Schritt,
dass man etwas zu sagen hat, dass man
„Nicht originell, aber wirksam“
INTERVIEW.
John Stepper hat „Working Out Loud“ aus eigener Betroffenheit entwickelt.
Nun ermöglicht er damit Kollaboration, wie Firmen sie sich schon lange wünschen.
personalmagazin:
Die Methode „Working
Out Loud” verbreitet sich rasant in gro-
ßen deutschen Unternehmen. Sie haben
sie erfunden. Worum geht’s?
John Stepper:
Die Bezeichnung selbst
stammt gar nicht von mir. Die verdan-
ke ich Bryce Williams, der 2010 einen
Blogbeitrag mit dem Titel geschrieben
hat: „When will we work out loud?“. Da-
rin befasst er sich mit Fragen, die mich
damals auch umgetrieben haben: Was
muss passieren, damit Menschen die so-
zialen Kollaborationstools im Unterneh-
men wirklich nutzen und richtig nut-
zen? Damit hatte ich ganz praktisch als
IT-Spezialist in einer großen deutschen
Bank am Standort New York zu tun.
personalmagazin:
Was muss passieren?
Stepper:
Sie müssen einen Sinn und
Chancen darin erkennen. Da helfen die
Kampagnen und Appelle, die auch wir
damals bei der Einführung solcher Tools
eingesetzt haben, nicht wirklich weiter.
Sie müssen erleben, was es bringt.
personalmagazin:
Was bringt es also, seine
Arbeit sichtbar zu machen und sich zu
vernetzen?
Stepper:
Was es bringt, habe ich selbst
am eigenen Leib erfahren. Bei eben
jener Bank bin ich 2008 durch eine
Restrukturierung gegangen. Ich fühl-
te mich absolut abhängig, gedemütigt,
isoliert, ohne Einfluss darauf, was ge-
schieht. Ich hatte damals kein Netzwerk,
kein eigenes Thema, keine Vorstellung
davon, wer ich bin und was mich treibt.
Niemand hätte mich im Internet oder
in sozialen Medien gefunden, wenn er
gesucht hätte. Geschweige denn kontak-
tiert. Ich bin damals noch mal mit einem
blauen Auge davongekommen und in
eine andere Abteilung und ein anderes
Projekt versetzt worden. Doch 2016 kam
die nächste Abbauwelle.
personalmagazin:
Und?
Stepper:
Da konnte ich viel gelassener
damit umgehen. Ich hatte die acht Jah-
re genutzt, um meine eigene Arbeit und
meine Erfahrungen bei der Implemen-
tierung des Kollaborationstools Jive in
der Bank publik zu machen. Ich hatte
Gleichgesinnte auf der ganzen Welt ge-
funden, mit denen ich mich dazu inten-
siv austauschte. Und ich hatte 2015 das
JOHN STEPPER
war bis 2016 Managing
Director bei der Deutschen Bank. Nun ver-
breitet er als Autor, Redner und Berater die
Working-Out-Loud-Methode weltweit.
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