personalmagazin 1/2018 - page 75

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01/18 personalmagazin
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
Branche existiert. Nach unserer Erfah-
rung funktioniert das aber nur in selte-
nen Fällen – zumindest nicht zentral. Es
ist eher die lokale Ausnahme, wenn es
klappt. Letztlich hängt das vom Kunden,
von der Situation und den Beziehungen
vor Ort ab.
personalmagazin:
Zuletzt ist das Marktvolu-
men in der Zeitarbeit zwar gestiegen, die
Anzahl der Zeitarbeitnehmer insgesamt
scheint jedoch nicht über die Marke von
einer Million zu steigen. Dadurch bleibt
der Anteil der Zeitarbeitnehmer an der
Gesamtbeschäftigung auch recht gering,
derzeit bei etwa drei Prozent. Werden die
Folgen der AÜG-Reform zu einer Marktbe-
reinigung führen?
Autem:
Naja, Frau Nahles hatte mit der
AÜG-Reform sicher nicht das Ziel, den
Anteil der Zeitarbeitnehmer zu steigern.
Insofern wird sich das Volumen insge-
samt in absehbarer Zeit nicht vergrö-
ßern. In vielen anderen europäischen
Ländern ist der Anteil an der Gesamt-
beschäftigung übrigens höher: Dort hat
Zeitarbeit ein anderes Image, eine ande-
re Akzeptanz und ist normaler Teil des
Wirtschaftslebens. Zudem ist Zeitarbeit
zum Beispiel in Frankreich nicht stets
unbefristet, sondern auch projektbezo-
gen und befristet möglich. Ich meine, in
Deutschland wird die Anzahl der Zeitar-
beitnehmer zunächst begrenzt bleiben.
Das könnte auch nach der AÜG-Reform
– wie bei jeder größeren Veränderung
in der Branche zuletzt – erneut zu einer
Marktbereinigung führen.
„Der Markt bleibt begrenzt“
INTERVIEW.
Ab Januar greift in der Personaldienstleisterbranche das neue Equal Pay.
Die Marktentwicklung sowie die Folgen der AÜG-Reform erklärt Bénédicte Autem.
personalmagazin:
Die Reform des Arbeit-
nehmerüberlassungsgesetzes, also des
AÜG, ist seit April in Kraft. Ab Januar
2018 gilt für die ersten Zeitarbeitnehmer
Equal Pay. Erwarten Sie dadurch weniger
Aufträge?
Bénédicte Autem:
Das lässt sich noch nicht
genau sagen. Wir haben jedoch – je
näher es dem Jahresende zuging – ver-
mehrt Anfragen von unseren Kunden-
unternehmen bekommen, wie Equal
Pay zu vermeiden sei. Einige Kunden
haben in der Folge Zeitarbeitnehmer
übernommen, andere hatten sich nach
Rotationsmodellen erkundigt.
personalmagazin:
Das bedeutet: Unterneh-
men fragen vermehrt an, einen Zeitarbeit-
nehmer für drei Monate und einen Tag
aussetzen zu lassen, sodass danach die
Überlassungshöchstdauer und die Equal-
Pay-Frist wieder von vorne beginnen?
Autem:
Diese Anfragen gibt es. Das ist
ein erster Impuls in vielen Unterneh-
men. Wir müssen dann aber auch offen
und ehrlich sagen: Natürlich können
wir rotieren, aber die eigentliche Frage
bleibt doch: Ist es für den Kunden sinn-
voll? Denn einerseits können wir nicht
zusichern, dass wir nach drei Monaten
wieder denselben Zeitarbeitnehmer an
das Unternehmen überlassen können.
Und andererseits muss Equal Pay nicht
unbedingt teurer sein, als zum Beispiel
50 Mitarbeiter in Rotation zu bringen
und neu einzuarbeiten und einzuglie-
dern. Momentan stellen wir daher fest,
dass sich viele Kunden für Equal Pay
entscheiden oder gemeinsam mit uns
überlegen, welcher Personal-Mix im
kommenden Jahr sinnvoll ist. Daran
zeigt sich, wie sich schon seit Jahres-
beginn unsere Rolle hin zum Berater
gewandelt hat. Schließlich waren und
sind wir als direkt betroffener Perso-
naldienstleister gut vorbereitet auf die
AÜG-Reform – besser als viele Kunden-
unternehmen und Wettbewerber.
personalmagazin:
Wenn nun der Kunde
auf eine Rotation mit 50 Mitarbeitern
besteht, sind dann Kooperationen mit
anderen Personaldienstleistern ein mög-
liches Geschäftsmodell, um den Auftrag
überhaupt zu stemmen?
Autem:
Die Idee und der Gedanke einer
Kooperation mit Wettbewerbern – gera-
de bei Rotationen – hat durchaus in der
Das Interview führte
Michael Miller.
BÉNÉDICTE AUTEM
ist Vorsitzende der
Geschäftsführung der Unique Personal­
service GmbH.
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