personalmagazin 1/2018 - page 74

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RECHT
_ZEITARBEIT
personalmagazin 01/18
D
er Groll ist seit Monaten groß
und viele Personaldienst-
leister stöhnen noch immer
über die neuen Vorgaben,
die die Novelle des Arbeitnehmerüber-
lassungsgesetzes (AÜG) gebracht hat
und bringt. Neue Prozesse, Tools und
Schulungen haben die Anbieter zuletzt
einiges an Geld und Kraft gekostet. Nicht
zu vergessen: die Beratung der Entlei-
her. Auch ihnen mussten und müssen
Von
Michael Miller
(Red.)
die Dienstleister das komplexe Thema
näherbringen, neue Risiken aufzeigen,
Mehrkosten durch Equal Pay erklären.
Denn überraschend viele Kunden waren
überraschend wenig vorbereitet.
Beim Blick auf die Sanktionen dürfte
bereits der reine Selbsterhaltungstrieb
die Personaldienstleister dazu motiviert
haben, sich penibel auf Überlassungs-
höchstdauer, Equal Pay oder die restrik-
tiveren Vorgaben zu Werkverträgen als
Alternativinstrument vorzubereiten. Es
zeigt sich aber auch, wie nützlich dieses
Wissen für die Wahrnehmung bei ihren
Kunden ist. Zumindest wirkt es ein we-
nig so, als wüssten die Personaldienstlei-
ster nicht so recht, wie ihnen geschieht.
Schon seit Jahren versuchen sie sich
als wichtiger Berater in Personalfragen
zu positionieren. Die schwierige Suche
nach Arbeitskräften in Kombination mit
der Unsicherheit durch die AÜG-Novelle
könnte ihnen dabei schlagartig einen
Schub verpasst haben.
Natürlich lebt die Branche noch zu
einem großen Teil von der Überlassung
in einfachere Tätigkeiten. Laut Bundes-
agentur für Arbeit übt mehr als jeder
zweite Leiharbeitnehmer eine Helfertä-
tigkeit aus. Auch der Anteil der Personal-
vermittlung im Portfolio der Anbieter ist
ausbaufähig. Nicht zuletzt hemmt wohl
auch das chronisch schlechte Image der
Zeitarbeit den Rollenwechsel vom Perso-
nalbeschaffer zum Personalberater.
Andere Wahrnehmung durch Reform?
Dennoch: Das Wissen um die neuen
Rahmenbedingungen kompetent weiter-
zugeben, das hat einige Personaldienst-
leister in den vergangenen Monaten ei-
nen Schritt vorangebracht. Auch künftig
dürfte dies helfen, um in den Unterneh-
men in anderer Form wahrgenommen
zu werden. Das Ziel, vor allem als Bera-
ter für unterschiedliche Beschäftigungs-
formen – Zeitarbeit, Vermittlung, als
Brücke zu Selbstständigen, Einsatz von
Werkverträgen – wahrgenommen zu
werden, ist zwar noch nicht erreicht. Je-
doch könnte die ungeliebte AÜG-Reform
beim Rollenwechsel sogar noch genutzt
haben – trotz Ärger und Stöhnen.
Neue Form statt Radikalschnitt
ÜBERBLICK.
Noch ärgern sich viele Personaldienstleister über die Folgen der AÜG-
Reform. Dabei könnte sie als positiver Impuls für ein neues Rollenverständnis wirken.
Weiter aufwärts: War die
AÜG-Reform sogar nützlich
für Personaldienstleister?
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